Soul Kitchen: Warum legendäres Areal immer noch brachliegt
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Hamburg. 2013 versprach Rot-Grün Wilhelmsburg einen „Kulturkanal“, doch passiert ist nichts. Jetzt gibt es Pläne – die ausgebremst werden.
Die sogenannte „Soul-Brache“ ist eine seit vielen Jahren leer stehende Industriefläche am Veringkanal in Hamburg-Wilhelmsburg. Hier steht die legendäre Soul Kitchen, eine ehemalige Kulturhalle, in der
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spielt und die seinerzeit wegen Einsturzgefahr von der Stadt geschlossen wurde. Auf der Brache dagegen hat sich – insbesondere in der Corona-Zeit – ein buntes Treiben entwickelt – mit Partys, Theater und Konzerten unter freiem Himmel.
Damit war Schluss, als die städtische Sprinkenhof AG, der das Gelände gehört, im Juni vergangenen Jahres einen Zaun aufstellen ließ. „Das hat bei den Nutzern und Nutzerinnen großes Unverständnis ausgelöst, denn es ist nie zu Konflikten mit Anwohnenden und anliegenden Firmen oder zu Lautstärkeproblemen gekommen“, sagt Norbert Hackbusch, kultur- und hafenpolitischer Sprecher der Linken.
Hamburg-Wilhelmsburg: Neben der Soul Kitchen waren Musikclubs, Kinos und Ateliers geplant
Er beantragte daher vor wenigen Wochen in der Bürgerschaft, die Brache wiederzubeleben. „Nach zehn Jahren muss die Umwandlung des Veringkanals in einen Kulturkanal endlich umgesetzt werden“, so Hackbusch. Tatsächlich gab es 2013 diesbezügliche Versprechungen des damaligen Bezirksamtsleiters Andy Grote. Und einen Passus im Koalitionsvertrag von Rot-Grün, die „Weiterentwicklung eines Kulturkanals mit den dort ansässigen Künstlern und Gewerbetreibenden zu unterstützen“.
Vorgesehen für den sogenannten Kulturkanal waren Musikclubs, Kinos, Werkstätten, Ateliers, Studios, Bandprobenräume und kleine Bühnen, die sich den Kanal entlang zwischen dem Kulturzentrum Honigfabrik und dem Dockville-Gelände ansiedeln sollten. Doch diese Vision entstand in einer Zeit, als die Internationale Bauausstellung (IBA) 2013 in Wilhelmsburg vieles veränderte und neuen Schwung in den Stadtteil brachte. Als dieser wieder verebbte, geriet auch der geplante Kulturkanal in Vergessenheit.
Soul-Kitchen-Brache in Hamburg: Rot-Grün lehnt Antrag der Linken ab und stellt Forderung
Bis ein Zusammenschluss aus Wilhelmsburger Kreativen, als Initiative Kulturkanal, sie im vergangenen Jahr wieder reaktivierte und ein Konzept erstellte. Sie streben eine zunächst zweijährige Nutzung der Brache „als Experimentierraum, Bühne und Treffpunkt für diverse kulturelle Akteure und Akteurinnen aus Wilhelmsburg, Hamburg und der ganzen Welt“ an. Einen Zaun soll es nur um die einsturzgefährdete Soul-Kitchen-Halle geben.
Dieses Konzept sollte, so fordert es Hackbusch in seinem Antrag, bei der Entwicklung des Areals berücksichtigt werden. Doch SPD und Grüne lehnten ihn ab. Stattdessen forderten sie in einem eigenen bürgerschaftlichen Ersuchen, den „derzeitigen Zustand der Soul-Kitchen-Halle und des umgebenen Areals sowie die Möglichkeiten und Planungen der Nutzung und wirtschaftlichen Verwertung darzulegen“. Gleichzeitig beantragten sie aber auch, „die Gestaltung der gegenüberliegenden Fläche gemeinsam mit dem Bezirk und den Zinnwerken voranzutreiben“.
Brache wird als Kultur- und Begegnungsort in Hamburg-Wilhelmsburg „dringend gebraucht“
Nun befürchten Hackbusch und die Initiative Kulturkanal, dass sich eine mögliche Förderung der Kultur in diesem Bereich auf die Zinnwerke beschränken könnte, die auf der anderen Seite des Veringkanals liegen. Denn dieses Kreativzentrum soll ohnehin saniert werden. Dafür wurden bereits 2019 Planungsgelder in Höhe von 750.000 Euro in Aussicht gestellt.
Die „Soul-Brache“ als möglicher Kultur- und Begegnungsort werde im Stadtteil aber ebenso dringend gebraucht, betont Hackbusch. „Wilhelmsburg hat 50.000 Einwohner. Durch mehrere geplante Neubauquartiere sollen weitere 10.000 Menschen dazukommen. Aber es gibt auf der gesamten Elbinsel weder ein Kino noch ein Theater.“
Hamburg-Wilhelmsburg: Initiative Kulturkanal will Brache aus eigenen Mitteln betreiben
Wegen der engen Bebauung lägen alle Plätze, die als Veranstaltungsorte infrage kämen, in der Nähe von Wohnhäusern. Die Brache sei hingegen ein Ort, „wo man mal laut sein kann“. Außerdem wolle die Initiative die Zwischennutzung der Fläche durch Spenden und aus eigenen Mittel finanzieren.
„Es ist doch verrückt von der Stadt, eine gute Idee abzulehnen, wenn diese sie noch nicht einmal etwas kostet“, sagt Hackbusch. Man könne die Bilanz des groß angekündigten Kulturkanals nur noch als peinlich bezeichnen, wenn unter diesen Bedingungen selbst ein solcher Ort nicht möglich gemacht werde.
Die Wirtschaftsbehörde betont auf Nachfrage: „Die Nutzungsmöglichkeiten der Soul-Kitchen-Halle und die Entwicklung kulturell nutzbarer Areale in Wilhelmsburg werden noch bewertet. Eine Entscheidung ist derzeit noch nicht getroffen.“
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