Wilhelmsburg. Anne Meier plant in Wilhelmsburg „Kulinarischen Campus Wasserwerk“ mit einem Café und als Event-Location – zunächst temporär.

Noch hallt es in dem historischen Gebäude, wenn Anne Meier von ihren Plänen für das ehemalige Wilhelmsburger Wasserwerk erzählt. Die Räume stehen leer und warten auf die Handwerker und Dekorateure, die hier demnächst anrücken werden.

Mit ihrer Eventfirma Waterkant – Hamburg Event & Locations will die Unternehmerin die Maschinenhalle mit den hohen Decken und dem offenen Dachstuhl und die daneben stehende Verdüsungshalle im April wiedereröffnen. „Wir werden hier bis zur Eröffnung noch Wärme reinbringen“, sagt sie.

Mit dem „Kulinarischen Campus Wasserwerk“ möchte sie die spektakuläre Location zu neuem Leben erwecken. „Wir werden das gesamte Gelände mit dem Gebäudeensemble, dem großen Hof und der Lage am Wasser erschließen.“ Dafür hat sie sich ein ganz besonderes Konzept ausgedacht. Statt einfach den Restaurantbetrieb fortzusetzen, wie es ihn hier bereits zwischen 2013 und 2015 gab, soll der „Kulinarische Campus Wasserwerk“ vieles gleichzeitig sein: dauerhaftes Café für Parkbesucher, lokale Kaffeerösterei, ein Veranstaltungsort für Flohmärkte, Food Markets oder Grillabende am Kanal. Aber auch geschlossene Veranstaltungen wie Hochzeiten, Firmenfeiern oder Tagungen sollen hier möglich sein.

„Wir haben nicht einfach nach irgendeiner Location für ein fertiges Konzept gesucht“, sagt Anne Meier. „Wir wollen dem Ort ein passendes Konzept geben. Deswegen werden wir das Wasserwerk erst einmal temporär betreiben und einzelne Events veranstalten.“ Ein dauerhafter Betrieb wird zunächst nur in dem kleineren Gebäude – der alten Verdüsungshalle – stattfinden. Hier richtet die Geschäftsführerin eine eigene Kaffeerösterei ein. „Unter der Marke Waterkant vertreiben wir schon länger Kaffee. Bisher haben wir die Bohnen extern rösten lassen – jetzt wollen wir das selbst machen.“

In diesem Gebäude soll auch das Café eröffnen – mindestens von April bis September 2017. Dafür hat sich Anne Meier einen erfahrenen Partner ins Boot geholt: Für die kulinarische Versorgung der Anwohner und Spaziergänger sorgt die beliebte Hamburger Bäckerei und Konditorei Schmidt & Schmidtchen. Das wird viele Wilhelmsburger freuen, schließlich ist in der riesigen Parkanlage bisher nur das südlich gelegene Café „Willi Villa“ am Kuckucksteich ansässig.

Auch für das Catering und die Veranstaltungsdekoration kooperiert Anne Meier mit spezialisierten Anbietern, die sie von vergangenen Events kennt. „Gemeinsam ist man stärker – und es ist immer spannend, mit anderen zusammenzuarbeiten“, sagt sie.

Der abschüssige Standort des Wasserwerkes im Wilhelmsburger Inselpark stellt für die Unternehmerin kein Problem dar. In der lokalen Gastro- und Eventszene ist sie schließlich kein Neuling, sie betreibt bereits das Café Vju auf dem Energiebunker. „Ich kenne die Situation, etwas abschüssig zu sein. Das Vju musste nach dem Ende der Gartenschau auch erst einmal wieder in Schwung kommen, weil alle dachten, das Café sei geschlossen.“

Das Café Vju mit Panoramablick auf die Hamburger Innenstadt hatte die Diplom-Ingenieurin für Bekleidungstechnik mit drei Mitgesellschaftern im Jahr 2013 eröffnet. „Ich war anfangs total skeptisch und hatte Wilhelmsburg gar nicht auf dem Zettel. Die Aussicht vom Bunker hat mich dann aber überzeugt“, erklärt sie. Im vergangenen Jahr kam dann das vjuPORT im Spreehafen dazu – ein Veranstaltungsort auf schwimmenden Pontons.

Durch den Betrieb dieser Locations hat Anne Meier den Stadtteil gut kennengelernt. „Wilhelmsburg ist nicht einfach die neue Schanze. Der Stadtteil entwickelt sich auf seine eigene Weise und in den nächsten Jahren wird sich viel tun. Das werden wir beobachten und darauf reagieren. Im Moment kann ich mir zwar noch nicht vorstellen, hier etwas täglich zu betreiben“, sagt sie, fügt dann aber hinzu: „Wenn die Reichstraße verlegt ist, haben wir hier eine ganz neue Situation.“

Mit ihrem temporären Konzept und dem Fokus auf bestimmte Zielgruppen für Einzelevents will sie zunächst flexibel bleiben. Das soll nicht nur die Nachbarschaft ansprechen. „Wir wollen die Leute aus ihren Vierteln locken und nach Wilhelmsburg holen.“

In den alten Räumen will die Geschäftsführerin „das historische Ambiente unterstreichen und trotzdem modern und zeitgemäß sein“. Dass dabei der Industriecharme erhalten bleibt, sei keine Frage: „Wir arbeiten nur mit Möbeln und Dekoration, die Gebäude sind schließlich denkmalgeschützt.“

Ob diese Kombination gelungen ist, können Besucher am 8. und 9. April selbst überprüfen. An diesem Wochenende lädt der „Kulinarische Campus“ zu einem Kennenlern-Wochenende ein: „Wir wollen zeigen, wer wir sind und was wir machen und die Leute die Vielfalt des Ortes erleben lassen.“

Das Wasserwerk:

Erbaut im Jahr 1911, sorgte das Wilhelmsburger Wasserwerk den Stadtteil bis 2008 mit Trinkwasser. Wegen zu viel Salz im Grundwasser wurden 2007 fünf der zehn Brunnen abgeschaltet. Im darauffolgenden Jahr stellte Hamburg Wasser den Betrieb vollständig ein. Seitdem wird Wilhelmsburg über das Wasserwerk Süderelbmarsch an der Neuwiedenthaler Straße versorgt.

Im Zuge von IBA und igs 2013 wurde das Gebäudeensemble saniert und zu eineransehlichen Location mit Terasse und Wasserzugang umgebaut. In der weiß verputzten Maschinenhalle – ein Kubenbau mit Walmdach – startete schon 2012 ein gehobener Restaurantbetrieb. Dieser musste 2015 schließen – seitdem steht das Wasserwerk leer.

Ab April wird das Gebäude als Event-Location genutzt. Das rot verklinkerte Verdüsungsgebäude diente nach dem Umbau als Ausstellungsfläche und wird bald eine Café beherbergen.