Heimfeld. United Nations University schließt wegweisende Kooperation. Bei welchen Fragen die Harburger Forscher die Vereinten Nationen unterstützen.
- Die TU Hamburg hat als erste deutsche Uni eine Kooperation mit der Universität der Vereinten Nationen geschlossen
- Für die Forschenden an der TUHH ist das ein riesiger Erfolg
- Ihr Knowhow hilft nun auch international, Strategien zum Schutz lebenswichtiger Ressourcen zu entwickeln
„Ich bin sehr stolz darauf, die weltweit erste ausländische Außenstelle unseres Instituts INWEH an der Technischen Universität Hamburg zu eröffnen.“ Das sagte Prof. Tshilidzi Marwala, Rektor der United Nations University (UNU), anlässlich der Vertragsunterzeichnung zwischen dem UNU-Institut für Wasser, Umwelt, Gesundheit (INWEH) und der TUHH.
An dem sogenannten UNU-Hub wird es um die Erforschung, Erprobung und Vermittlung von nachhaltigen Ingenieurslösungen in Bezug auf den Klimawandel gehen.
„Climate Engineerung“ made in Harburg: Uni der UN will von TUHH profitieren
Viele Festredner bezeichneten die am Montag zwischen der TUHH und der UN-Universität besiegelte Kooperation als Meilenstein in der Entwicklung von Hamburgs Techno-Uni in Harburg. Die Entscheidung der TU, einen Fokus auf das „Climate Engineering“ zu legen, sei durch die UN-Kooperation eindrucksvoll bestätigt worden, sagte TU-Präsident Prof. Andreas Timm-Giel.
„Wir setzen schon länger auf Internationalität“, betonte er und freut sich auf weitere (Master-)Studierende und Doktoranden, die im Rahmen der UNU in Harburg ausgebildet werden. Ein Schwerpunkt soll dabei auf Studierende aus Entwicklungsländern liegen.
Harburg: Technische Universität als Tor zu den Vereinten Nationen
„Bislang haben wir wissenschaftliche Antworten auf die Herausforderungen des Klimaschutzes und der Klimafolgen vor allem lokal, für die Stadt Hamburg gesucht“, so Timm-Giel – mit dem Ziel, dabei an der vordersten Front der deutschen Universitäten zu stehen. „Hamburg ist das Tor zur Welt. Jetzt ist die Technische Universität das Tor zu den Vereinten Nationen.“
Marwala lobte die TUHH überschwänglich. Sie habe im Wettbewerb herausgestochen unter den Bewerbern um den Standort des UNU-Zentrums zum Thema „Engineering to face Climate Chance“ (mit Ingenieurswissen dem Klimawandel begegnen).
„Die TUHH leistet hervorragende Beiträge im Kampf gegen den Klimawandel. Deutschland ist in der Welt für seine technologische Innovationsfähigkeit bekannt. Wir sind erfreut, dass wir hier nun gerade auch Studierende aus dem globalen Süden ausbilden können. Denn die Herausforderungen des Klimawandels erfordern eine weltweite Zusammenarbeit.“
TUHH kooperiert mit zwei Themenschwerpunkten
Der Unter-Generalsekretär der UN dankte der Hamburger Wissenschaftsbehörde und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung für die Unterstützung der UNU. „Deutschland ist das einzige Land auf der Welt, das zwei UNU-Institute und nun auch noch ein Zentrum unseres INWEH mit Sitz in Richmond Hill (Kanada) unterstützt.“ Insgesamt unterhält die UNU (Hauptsitz: Tokio) 13 Institute in zwölf Ländern.
Konkret wird die TUHH Räumlichkeiten für das UNU-Zentrum schaffen und sich mit zwei bestehenden wissenschaftlichen Schwerpunktbereichen in das Netzwerk der UN-Universität einbringen. Zum einen geht es um Kreisläufe von biobasierten Materialien, also Materialien aus natürlichen Rohstoffen.
Dabei werden technische Werkstoffe etwa aus Stroh oder dem Holzbestandteil Lignin hergestellt. Diese sollen nicht nur hohe Ansprüche erfüllen, sondern am Ende ihres Produktlebens wieder zu einem neuen Ausgangsstoff werden und so den Stoffkreislauf schließen.
Böden schützen, Wasser managen, Klimafolgen abfedern
Das TU-Institut für Thermische Verfahrenstechnik entwickelt seit vielen Jahren solche Stoffe und hat bereits einige von ihnen durch erfolgreiche Ausgründungen (Startups) auf den Markt gebracht. Institutsleiterin Prof. Irina Smirnova ist zugleich Vizepräsidentin der TUHH. Und nun auch noch, zusammen mit ihrem Kollegen Prof. Nima Shokri, Gründungsdirektorin des UNU-Zentrums.
Shokri leitet das Institut für Geohydroinformatik und steht für den zweiten Themenschwerpunkt der Kooperation. Dieser befasst sich mit der globalen Qualität von Böden, mit Wasser und den Klimaänderungen. Es gehe darum, die Zerstörung von Böden zu bekämpfen, das Wassermanagement zu verbessern und die Folgen des Klimawandels abzumildern, so Shokri. Der neue UNU-Hub an der TUHH werde „eine zentrale Rolle spielen bei der Entwicklung innovativer Strategien zum Schutz der lebenswichtigen Ressourcen unseres Planeten“.
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„Ich habe das Gefühl, dass heute die Welt auf uns schaut. Speziell auf die TUHH“, sagte Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank. Vor gut 20 Jahren habe sie als Studentin einige Monate für die Vereinten Nationen gearbeitet. Seit dem habe sie die UN ins Herz geschlossen, so Fegebank. Sie sei stolz darauf, dass Antworten auf wichtige Zukunftsfragen hier in Hamburg gefunden werden.
Erfolgsgeschichte für die TU und den Wissenschaftsstandort Hamburg
Das Motto der TUHH „Technik für die Menschen“ sei gut gewählt, weil es den Anspruch stelle, mit der Forschung und Lehre in die Gesellschaft hineinzuwirken. Die Gründung des UNU-Zentrums sei ein neues Kapitel in der Erfolgsgeschichte der TU und ein Meilenstein für den Wissenschaftsstandort Hamburg, so die Senatorin. „Ich gratuliere allen Beteiligten zu diesem großartigen Erfolg.“
Vielleicht ist das neue Zentrum der Vereinten Nationen auch ein Impuls für Senat und Bürgerschaft, die zweite Phase des beschlossenen Wachstumskonzepts für Hamburgs Technische Universität nun bald in die Tat umzusetzen. Sie hätte sich eigentlich 2023 nahtlos an Phase eins anschließen sollen. Doch noch fehlt das grüne Licht aus dem Hamburger Rathaus.