Fischbek. Denkmalpflegerin Anna Joss beschreibt dem Stadtentwicklungsausschuss eine fast aussichtslose Lage. Eigentümer wollen verkaufen.
Die Zukunft der alten Rauchkate in Fischbek steht mehr denn je auf dem Spiel. Die Eigentümer versuchen seit Jahren die Kate zu verkaufen, auch das Denkmalschutzamt hat sie dabei unterstützt. Dessen Leiterin Anna Joss wandte sich am Montagabend mit einem Hilferuf an die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses der Harburger Bezirksversammlung.
„Wir haben hier etwas Einzigartiges, ein 300 Jahre altes Gebäude, das die damaligen Lebensverhältnisse sehr gut dokumentiert. Vielleicht gibt es unter Ihnen jemand mit einer guten Idee; vielleicht finden wir noch eine Lösung für den Erhalt", so Joss.
Das „sehr, sehr besondere Gebäude“ habe über die Jahrhunderte keine großen Änderungen erfahren und sei deshalb sehr authentisch, betonte die Denkmalpflegerin. Das „Fachhallenhaus“ aus den 1720er Jahren sei eines der ältesten Bauwerke in Neugraben-Fischbek und habe eine große historische Bedeutung für den Stadtteil. Es veranschauliche das Leben von wenig wohlhabenden Menschen im ehemaligen Dorf Fischbek.
Reste der Räucherei machen das Haus vorerst unbewohnbar
Noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts wurde in dem reetgedeckten Fachwerkhaus geräuchert – die rußgeschwärzten Deckenbalken zeugen davon. Sie sind eines der Probleme, die die Kate heute hat, denn das schadstoffhaltige Holz macht das Haus unbewohnbar. „Die oberste Schicht müsste abgeschabt werden, aber wegen des Denkmalschutzes nur sehr vorsichtig und nicht komplett“, sagte Joss.
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Die letzte Bewohnerin der Rauchkate, Hermine Passau, kam 2014 ins Pflegeheim und ist mittlerweile im Alter von 95 Jahren verstorben. Seit dem Auszug steht das Haus leer. Die neuen Eigentümer, der Neffe Klaus Passau und seine Frau Rita, leben im Nachbarhaus. Sie können die Instandhaltung des Denkmals nicht zahlen und wollen sich von ihm trennen. Direkt anschließend an das Grundstück liegt ein kleines städtisches Grundstück. Zusammen mit einem Teil des Katengartens ließe sich dort ein Wohnhaus bauen, dem die Rauchkate als Nebengebäude dienen könnte. Doch die Eigentümer sind an Bauland nicht interessiert.
Sanierung kostet 600.000 Euro, Eigentümer wollen 300.000 Euro Kaufpreis
Die alte Kate ist in die Jahre gekommen. Trotz jahrhundertelanger Rauchkonservierung weisen die Eichenbalken erste Schäden auf. Auch das Reetdach müsste erneuert werden. Nach einer Machbarkeitsstudie des Denkmalschutzamts könnten die Kosten für eine Instandsetzung bei 540.000 bis 640.000 Euro liegen. Das schreckt potenzielle Käufer ab, doch gäbe es hier staatliche Unterstützung. Schwerer wiegt der vom Ehepaar Passau angestrebte Verkaufspreis von 300.000 Euro.
„Der Preis ist ziemlich stattlich“, sagte Joss. „Aber es gab auch zu wenige Interessenten, die überhaupt über den Preis hätten verhandeln wollen.“ Zumindest eine ernsthafte Anwärterin hat es gegeben, das geht aus der Antwort des Bezirksamts von Anfang Mai auf eine Anfrage der CDU-Fraktion hervor: „Im Jahr 2020 wurde einer Kaufinteressentin für die Rauchkate ebenfalls auf städtischem Grund eine Möglichkeit für ein Einfamilienhaus angeboten bei gleichzeitiger Nutzung der Rauchkate als Atelier. Aus finanziellen Gründen hat die Kaufinteressentin zurückgezogen.“
Denkmalschutzamt und Harburger Bauabteilung sind ratlos
Harburgs Baudezernent Hans Lied war in der Ausschusssitzung offenbar ähnlich ratlos wie Anna Joss und alle anderen Teilnehmer. „Es ist sehr schwierig, ein Nutzungskonzept zu finden, das das Gebäude in die Zukunft trägt“, sagte er. Jetzt muss ein kleines Wunder her, um das alte Fachwerkhaus vor dem Abriss zu bewahren. Das Denkmalschutzamt kann keine Immobilien kaufen. „Ein neuer Eigentümer hätte gute Chancen auf finanzielle Unterstützung beim Erhalt des Gebäudes“, sagte Joss, die Stadt und der Bund würden sicherlich größere Beträge zur Verfügung stellen. Aber dafür müsste ein Käufer gefunden werden.
Das Ehepaar Passau will nicht länger warten und hat angekündigt, Ende Mai einen Abrissantrag zu stellen. Dem wird das Denkmalschutzamt widersprechen. Doch wird er letztendlich genehmigt werden müssen, wenn es für den Eigentümer wirtschaftlich nicht zumutbar ist, das Denkmal zu erhalten. Und das wird bei der Fischbeker Rauchkate voraussichtlich der Fall sein.