Harburg. Die Bremer Straße (B 75) muss kernsaniert werden. Zwischen Autobahn und Harburg kommt es jahrelang zu Engpässen. Was genau geplant ist.
Für Verkehrs- und Straßenplaner ist die Grundinstandsetzung der Bremer Straße auf rund 3300 Metern Länge zwischen dem Autobahnanschluss Marmstorf und der Stadtautobahn, Hohe Straße unumgänglich und dringend geboten, in der Bezirkspolitik gibt es noch Bedenken.
Jede Menge Bauarbeiten in Harburg: Verzögerung am ZOB öffnet neues Zeitfenster
Am Donnerstagabend kam im großen Sitzungssaal des Harburger Rathauses der Ausschuss für Mobilität und Inneres ein letztes Mal für diese Legislaturperiode zusammen. Genau die richtige Kulisse, um eine weitere Großbaustelle in Harburg anzukündigen.
Die Bremer Straße ist in einem schlechten Zustand, das ist seit vielen Jahren bekannt, doch bisher erhielten aus politischen Gründen immer andere Bauprojekte etwa der Doppelknoten und ZOB größere Priorität, die dringend erforderliche Baumaßnahme rückte immer wieder in den Hintergrund: So leitet der Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer seine Präsentation zur Grundinstandsetzung der Bremer Straße ein. Doch nun habe sich wegen einer Verzögerung beim Bau des Doppelknotens eine Baulücke aufgetan, die man zur Sanierung der Bremer Straße nutzen möchte.
Was ist geplant? Beginnen will man bereits im Juni. In drei Bauphasen wird Hamburg Wasser die ersten baulichen Maßnahmen ergreifen und zunächst auf einem 350 Meter langem Teilstück zwischen der Autobahn in Marmstorf und dem Appelbüttler Weg die Frischwasserversorgung erneuern. Dabei wird die Bremer Straße auf diesem Teilstück einspurig in beide Richtungen befahrbar sein.
Sperrungen: Ab Januar 2026 wird es vor allem für die Autofahrer richtig bitter
Die wasserbaulichen Maßnahmen sollen im September 2024 abgeschlossen sein. Im Oktober werde man dann mit dem Wasserleitungsbau auf zwei anderen Teilstücken beginnen, zum einen vom Langenberg bis zum Schafshagenberg und zwischen dem Eißendorfer Mühlenweg und Hohe Straße. Auch hier wird die Bremer Straße nur einspurig je Richtung befahrbar sein, an Kreuzungen soll es Blockverkehre mit Ampeln geben. Nach rund einem Jahr sollen die Maßnahmen im Oktober 2025 abgeschlossen und die neuen Wasserleitungen verlegt worden sein.
Danach startet die eigentliche Erneuerung der Bremer Straße. Ab Januar 2026 wird es vor allem für die Autofahrer richtig bitter. Auf der gesamten Länge zwischen Hohe Straße und Autobahnanschluss Marmstorf, mit Ausnahme der Kreuzung an der Friedhofstraße, finden zahlreiche bauliche Maßnahmen statt.
Dabei soll die Straße erneuert und auf eine Fahrbahnbreite von sieben Metern verschmälert werden. Außerdem werde der Verkehr neu geordnet und unter anderem eine Fahrradstraße zwischen dem LIDL-Markt und Hohe Straße gebaut, sowie die Busse in Taschen geleitet. Dadurch können Pkw passieren, während der Bus an der Haltestelle steht. Zudem werden die Radwegführung und die Fußwege erneuert und letztere barrierefrei ausgebaut.
Verkehr in die Stadt soll über den Eißendorfer Waldweg auf die B73 abgeleitet werden
In den Eißendorfer Mühlenweg können Pkw künftig nur noch über eine leichte Rampe einbiegen, um den Radverkehr ein ebenerdiges Queren der Straße zu ermöglichen. Außerdem werden noch zwei Entwässerungsbecken erneuert bzw. gebaut. Während der Bauausführung, die vom Oktober 2025 bis ins 2. Quartal 2027 geplant ist, wird die Bremer Straße lediglich stadtauswärts befahrbar sein. Der Verkehr in die Stadt soll über den Eißendorfer Waldweg auf die B73 abgeleitet werden, so die optimistischen Planungen der Straßenbauer.
Erschreckend ist die zu erwartende Parkplatzbilanz der Baumaßnahme
Zwar habe man noch einmal nachgebessert, aber dennoch gehen bei den Parkmöglichkeiten für die Anwohner 131 Parkplätze im öffentlichen Raum verloren, müssen die LSBG-Planer verkünden. Dies sei vor allem wegen der neuen Radwegeführung inklusive der Fahrradstraße, einem besseren Schutz der Straßenbäume und deren Erhalt, sowie der Fahrbahnverkleinerung nicht anders möglich. Immerhin: Die Baumbilanz ist positiv, für die Baustelle werden 57 Bäume entnommen und 60 neue am Straßenrand gepflanzt.
„Wir werden alle Mittel ausschöpfen, um dieses Bauvorhaben noch zu stoppen“
Dass die Bremer Straße dringend erneuert werden muss, ist für die Fraktionen in der Bezirksversammlung unstrittig. Die Frage ist nur, wann und zu welchem politischen Preis. Während sich die Kritik der Bezirkskoalition von SPD und Grüne auf die Fahrradübergänge und Ampelschaltungen für Fahrradfahrende beschränkt und bestenfalls der Anliegerverkehr für Parkplatzsuchende in der neuen Fahrradstraße kritisiert wird, fürchtet vor allem die oppositionelle CDU, dass am Ende der Parkdruck auf die Anwohner der Bremer Straße wachsen wird. Außerdem kritisiert sie den Zeitpunkt der Baumaßnahme.
„Wir werden alle Mittel ausschöpfen, um dieses Bauvorhaben noch zu stoppen“, so der Marmstorfer CDU-Verkehrsexperte Rainer Bliefernicht. „Im Bezirk finden aktuell zahlreiche Baumaßnamen statt, die A26 ist noch nicht einmal fertig gebaut und der Verkehr wird sich seine Wege durch die Wohngebiete suchen“, befürchtet Bliefernicht. „Die vorgesehenen Entlastungsstraßen sind bereits jetzt überlastet und wir werden nicht zusehen, wie Harburg in einen Verkehrskollaps gestürzt wird.“
A7-Unfall hat gezeigt, wie fragil die Harburger Hauptverkehrsachsen im Moment sind
Eine Befürchtung, die nicht von der Hand zu weisen ist. Der A7-Unfall am Freitagvormittag hat erneut gezeigt, wie fragil die Harburger Hauptverkehrsachsen im Moment sind. Auch deshalb, weil die Baustelle auf der A7 noch mehrere Jahre bestehem bleiben wird.
„Wir wollen erreichen, dass mit der Maßnahme erst begonnen wird, wenn die A26 endlich angeschlossen ist und andere Großprojekte abgeschlossen sind. Dann haben wir aus verkehrlicher Sicht die Chance, mit einem blauen Auge davon zu kommen“, erzürnt sich Bliefernicht.
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Im Wahlkampf können aber auch populäre Entscheidungen schnell umgesetzt werden. Noch während der Ausschusssitzung beschlossen die Mehrheitsfraktionen, gemeinsam mit der FDP, für die Sitzung der Bezirksversammlung am kommenden Dienstag noch einen Dringlichkeitsantrag einzubringen.
In dem Antrag soll der HVV aufgefordert werden zu prüfen, ob es im Rahmen der Baumaßnahme möglich sei, eine Bushaltestelle für den 340er-Bus und den KVG-Bus der Linie 4200 auf Höhe der Maldfeldstraße einzurichten. Bisher müssen Besucher des Gartencenters in der Appelbüttler-Buskehre aussteigen. Die Buskehre wird im Übrigen während der Bauarbeiten ebenfalls neu gestaltet.