Neugraben-Fischbek. Medizinisches Versorgungszentrum Süderelbe zieht um. Patienten müssen nun zur Helios Mariahilf Klinik nach Harburg. Die Gründe.
Die lückenhafte Versorgung durch Arztpraxen im stark wachsenden Stadtteil Neugraben-Fischbek steht seit Jahren in der Diskussion. Zu den ambulanten Angeboten zählt das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) Süderelbe Mariahilf mit dem Schwerpunkt Orthopädie und Unfallchirurgie. Seit Sommer letzten Jahres ist eine von drei ärztlichen (Teilzeit-)Stellen vakant, eine zweite war zunächst kommissarisch und ist seit April neu besetzt. Nun wird das Ärztezentrum Neugraben komplett verlassen. Und an die Helios Mariahilf Klinik nach Heimfeld ziehen.
„Unsere Räumlichkeiten in Neugraben sind alt und nicht barrierefrei. Es gibt Defizite in der Internet-Versorgung, und unsere Telefonanlage fiel öfters aus, sodass wir nicht erreichbar waren“, begründete Lena Radtke, eine der beiden Geschäftsführerinnen des MVZ, den bevorstehenden Standortwechsel auf der Sitzung des Ausschusses für Soziales und Gesundheit am Montagabend. Auf Antrag der CDU-Fraktion hatte die zuständige Geschäftsführerin der Helios Mariahilf Klinik, zu der das MVZ gehört, über die aktuelle Situation des orthopädischen Versorgungszentrums am Neugrabener Markt berichtet.
Harburg: Weitere Wege für Neugrabener Orthopädie-Patienten
Hintergrund waren die reduzierten Sprechzeiten des MVZ und die Tatsache, dass der Orthopäde Dr. Ulrich Slowikowski Ende Februar in Rente ging, ohne dass ein Nachfolger benannt worden war. „Patienten befürchten eine weitere Verschlechterung der ambulanten orthopädischen Versorgung vor Ort. Vor diesem Hintergrund ist es bereits zu Mahnwachen und Protestaktionen vor dem Standort des MVZ gekommen“, heißt es in dem CDU-Antrag.
Der Kollege Slowikowski sei inzwischen durch den neuen ärztlichen Leiter Sebastian Klötzer ersetzt worden, sagte Radtke den Ausschussmitgliedern. Die zweite vakante Stelle werde voraussichtlich im Mai nachbesetzt, ein entsprechender Antrag liege beim Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hamburg. Auf die Anmerkung vom Ausschussmitglied Brit-Meike Fischer-Pinz (CDU), das Angebot sei deutlich geringer als das einer Praxis, antwortete Radtke: „Je Arzt bieten wir in der Woche 13 Sprechstunden an. Das ist die Mindestzahl laut KV.“
Ärzte vom Versorgungszentrum operieren an der Mariahilf Klinik
Die am MVZ angestellten Ärzte sind gleichzeitig Klinikärzte. Das sei ein Vorteil für die Patienten, betonte Radtke: „Der Arzt, mit dem die Patienten Kontakt haben, kann sie, wenn es nötig ist, auch operieren. Vorgespräch, Operation und Nachsorge liegen dann in einer Hand, die Patientin oder der Patient hat einen zentralen Ansprechpartner.“
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Bleibt das Problem für die Neugrabener, dass ihr orthopädisches Versorgungszentrum im Mai an die Stader Straße nach Heimfeld ziehen und damit deutlich schwerer erreichbar sein wird. Es gebe längere Fahrwege, das MVZ sei nicht mehr fußläufig zu erreichen, räumte Radtke ein. „Wir haben lange nach passenden Räumlichkeiten in Neugraben gesucht, hatten jedoch keinen Erfolg.“
Neugraben: Es fehlen moderne Räumlichkeiten mit schnellem Internet
Es hapere im Stadtteil an „modernen Räumlichkeiten mit stabilem Internet und stabiler Telefonleitung“, so die Klinikchefin. Es sei bemerkenswert, dass man darüber noch sprechen müsse, sagte sie und erntete Zustimmung im Ausschuss. Die neue örtliche Nähe zur Klinik habe aber auch Vorteile: „Wir haben dort eine moderne Röntgenanlage und ein Präsenzlabor, das sehr schnell Ergebnisse liefern kann.“
„Ich habe gedacht, dass die Versorgung besser wird durch das MVZ, aber sie wird schlechter. Und jetzt müssen alle auch noch zu Mariahilf“, sagte Ausschussmitglied Hans-Ulrich Müller (SPD). Radtke versicherte: „Ich tue mein Bestes, dass wir diese Versorgung wieder größer machen, wieder aufbauen.“ Der neue Standort sei nicht in Stein gemeißelt, sondern werde immer wieder hinterfragt – „auch an unserer Klinik sind die Räume knapp“.