Neugraben. Im ersten Abschnitt planen Investoren bereits 110 Wohnungen und eine Kita. Städtebaulicher Wettbewerb entschieden.
Noch ist das Areal am Neugrabener Dorflageweg durch ein Hochhaus und viele ältere Einzelhäuser geprägt. Doch hier am S-Bahnhof entsteht demnächst ein weiteres größeres Wohnquartier im Stadtteil.
Wie das Bezirksamt Harburg jetzt mitteilte, setzte sich das Lübecker Architekturbüro Riemann dazu in einem Wettbewerbsverfahren mit seinen Ideen für ein städtebauliches Konzept durch. Eine Jury aus Fachleuten, Verwaltung und Mitgliedern der Bezirksversammlung Harburg habe sich einstimmig für den Entwurf Riemanns entschieden.
Hamburger Unternehmen ist Eigentümer des 5400 Quadratmeter großen Areal
Das Verfahren hatte laut Verwaltung die Procom InvestGmbH & Co KG im Joint Venture mit Pekrul Projekt Partner GmbH im Einvernehmen mit der Stadt ausgelobt. Die Hamburger Unternehmen sind Eigentümer eines 5400 Quadratmeter großen Baufelds, auf dem im ersten Bauabschnitt 110 Wohnungen mit einer Bruttogeschossfläche von etwa 10.000 Quadratmetern entstehen sollen. Gut 35 Millionen Euro werden laut Bezirksamt für die Entwicklung dieses ersten Abschnitts kalkuliert. Möglicherweise Ende 2025 könnten die ersten neuen Mieter einziehen. Ein Drittel der Wohneinheiten soll öffentlich gefördert werden.
Das gesamte Plangebiet umfasst sogar 14.000 Quadratmeter und hat das Potenzial zur Errichtung von bis zu 280 Wohnungen. Ziel der Quartiersplanung sind insbesondere ein besserer Lärmschutz sowie „eine zeitgemäße Nachverdichtung“ des Areals, heißt es beim Bezirksamt.
Planungsgebiet liegt 250 Meter östlich des S-Bahnhofs Neugraben
Das Planungsgebiet liegt 250 Meter östlich des S-Bahnhofs Neugraben. Mit einer „zukunftsweisenden“ Blockrand-Bebauung am Dorflageweg soll der Innenbereich vor Lärm und Abgasen der angrenzenden Bahnstrecke und der Hauptverkehrsstraße Süderelbebogen geschützt werden. Der Architekturentwurf sieht mehrgeschossige Gebäude mit 1,5 bis Fünf-Zimmer-Wohnungen vor. Roter Ziegel und begrünte Dächer sind hier wesentliche Gestaltungsmerkmale. Das Quartier soll zudem im ersten Abschnitt bereits eine Kita bekommen.
Bisher galt in dem Gebiet ein Bebauungsplan aus den 1960er Jahren, der ursprünglich sogar drei bis vier Hochhäuser vorsah, was aus Sicht der Bezirksverwaltung jedoch für die zentrumsnahe Lage nicht mehr zeitgemäß ist. Auf Grundlage des gewählten städtebaulichen Entwurfs will der Bezirk nun einen neuen Bebauungsplan (Neugraben-Fischbek 77) aufstellen. Vor der Entscheidung des Preisgerichts hatte das Bezirksamt die Planungsalternativen und eigene konzeptionelle Überlegungen der Öffentlichkeit vorgestellt sowie Rückmeldungen und Wünsche aufgenommen. An dem Verfahren hatten sich fünf internationale Architekturbüros beteiligt.
- Neues Wohnquartier Fischbeker Reethen wird verdichtet
- Ein Jahr Verzug beim Kasernen-Umbau in Fischbek
- Corona beflügelt den Bauboom im Hamburger Umland
Für das zweite Baufeld im Geltungsbereich des künftigen Bebauungsplans sieht die Entwurfsplanung unterdessen ein Potenzial von weiteren 10.000 Quadratmetern Bruttogeschossfläche vor. Das 8750 Quadratmeter große Areal, das von den Unternehmen noch nicht gekauft wurde, teilt sich derzeit in mehrere Grundstücke, die sich überwiegend in Privatbesitz der dortigen Anwohner befinden. Möglich ist hier dem Bezirksamt zufolge eine langfristige grundstücksweise Nachverdichtung mit Reihenhäusern, Townhouses und höheren Gebäuden zur Straße hin.
Auch die Besitzer der kleineren Grundstücke profitieren
„Wir freuen uns auf Basis des Gewinnerentwurfs mit dem angestrebten Planrecht nicht nur dem Investorenkonsortium, sondern auch den Eigentümern der kleineren Grundstücke ein Angebot für zusätzlichen Wohnungsbau in unmittelbarer Nähe des S-Bahnhofs Neugraben machen zu können“, sagt dazu die Leiterin des Bezirksamts Sophie Fredenhagen. Der Bezirk stehe jedoch noch am Anfang des Bebauungsplanverfahrens, betonte sie. Möglicherweise seien noch weitere Gutachten notwendig.
Steffen Pekrul, Geschäftsführer Pekrul ProjektPartner äußerte sich dennoch zuversichtlich: „Aus einer Idee wird ein Plan, aus einem Plan ein Bauwerk – diesen prämierten Plan möchten wir in und für Neugraben entwickeln und realisieren.“ Dennis Barth, Geschäftsführer bei Procom Invest, zeigt sich ebenfalls optimistisch: „Der Planungsentwurf zeigt überzeugend auf, wie sich dieser inselartige Standort in den nächsten Jahren zu einem attraktiven Quartier mit bezahlbaren Wohnungen für Singles, Paare und Familien entwickeln kann.“