Hamburg. Uwe Bergmann von der Bergmanngruppe hat viel Erfahrung mit Großveranstaltungen. Welche Schlüsse er aus dem Anschlag in Solingen zieht.
Am Sonntag wird es voll auf dem Hamburger Großmarkt. Das Event „Back to Hogwarts“ lockt Tausende Harry-Potter-Fans nach Hamburg. „Wir freuen uns darauf“, erklärt Veranstalter Uwe Bergmann, Chef der Bergmanngruppe.
Diese Freude lässt sich der erfahrene Eventplaner auch nicht durch die schreckliche Terrorattacke in Solingen, die vor fünf Tagen drei Menschen das Leben gekostet hatte, verderben. „Es ist wirklich unglaublich tragisch, was in Solingen passiert ist, aber gegen Irre, die so eine Tat verüben, ist man als Veranstalter einer Großveranstaltung machtlos“, sagt Bergmann dem Abendblatt.
Veranstaltungen in Hamburg: Uwe Bergmann zieht Events durch
Doch wie können entsprechende Events noch sicherer gemacht werden? Uwe Bergmann erklärt, dass die Kosten für Erstellung und Umsetzung von Sicherheitskonzepten für Veranstalter in den vergangenen Jahren explodiert seien.
Auch interessant
„Es ist ein Wahnsinn, was wir in die Sicherheit investieren. Wenn es aber neue sinnstiftende Maßnahmen gibt, die mehr Sicherheit garantieren, dann setzen wir diese natürlich um. Aber irgendwann ist ein gewisses Level an Machbarem einfach erreicht. Wenn man ein Messer beispielsweise ins Volksparkstadion bekommen möchte, dann gelingt das auch. Das lässt sich praktisch nicht verhindern“, sagt Bergmann.
Straßenfest im Hamburger Grindelviertel wegen Bedenken abgesagt
Anders als Jimmy Blum, der als Organisator das Grindelfest aus Sorge vor einem Anschlag abgesagt hat, will Bergmann an der Durchführung seiner Veranstaltungen festhalten.
Dass nach einer Tragödie wie in Solingen Ablauf und Sicherheit von Straßenfesten und anderen Großveranstaltungen hinterfragt werden und das Thema in der Gesellschaft polarisiert, versteht Bergmann, sagt aber auch: „Wir müssen uns alle vor Augen führen, dass wir uns, wenn wir vor die Tür gehen, Gefahren unterschiedlichster Art aussetzen. Das gesellschaftliche Miteinander dürfen wir uns nicht nehmen lassen. Wir müssen standfest bleiben und erwachsen mit dem Thema Anschlagsgefahr umgehen. Neu ist diese leider nicht“, erklärt Bergmann.
Hamburger Veranstalter: „Wir verfallen nicht in Panik“
Nach „Back to Hogwarts“ ist das Bürgerfest (2. bis 4. Oktober) in Schwerin anlässlich des Tages der Deutschen Einheit das nächste geplante Großevent. Außerdem folgen schon bald sieben Weihnachts- und Wintermärkte in Hamburg und Umgebung. Die Sicherheitsplanungen für die Feste rund um den Dezember sind bereits mehr oder weniger abgeschlossen.
„Wir verfallen nicht in Panik. Unsere Sicherheitskonzepte sind gut und bewährt. Wir werden diese nach Solingen jetzt nicht mehr anpassen. Jedem Besucher, jeder Besucherin ist es letztlich selbst überlassen, ob er oder sie sich gut dabei fühlt, eine Großveranstaltung zu besuchen“, sagt Bergmann.
- Nach Solingen: Wie Veranstalter in Norderstedt reagieren
- Nach Anschlag in Solingen: Wie gefährdet ist Hamburg?
- Straßenfest im Grindel: Feier mit hohen Sicherheitsauflagen
Veranstaltungen Hamburg: Uwe Bergmann hat Idee für mehr Sicherheit
Auch wenn es das Patentrezept für ein sicheres Event nicht gibt, hat Bergmann klare Vorstellungen, wie man die Konzepte für Massenveranstaltungen nachschärfen könnte. Seine Lösungen heißen nicht etwa Taschenkontrollen oder gar der Einsatz von Sicherheitsschleusen wie am Flughafen. Er sieht eine digitale Lösung als zusätzliche Hilfe für die Security-Dienste.
„Ich plädiere dafür, mehr Videoüberwachung einzusetzen. Das hat sich beispielsweise beim EM-Fanfest auf dem Heiligengeistfeld in diesem Jahr als sinnvolle Maßnahme herausgestellt“, sagt Bergmann. „Wenn wir noch mehr Sicherheit wollen, müssen wir beim Thema Datenschutz wohl oder übel Kompromisse eingehen.“