Hamburg. Erstmals soll drei Tage lang das jüdische Leben im Hamburger Viertel gefeiert werden. Doch aktuelle Entwicklungen machen es schwer.

Das jüdische Leben in Hamburg sichtbar machen, die Kultur kennenlernen und zusammen feiern: Diesen Ansatz verfolgt eine Veranstaltung im Grindelviertel, die im September Premiere feiern soll. Klingt einfacher, als es derzeit ist.

Zwar hat vor Kurzem die Bezirksversammlung in Eimsbüttel die dafür nötigen Mittel zur Anschubfinanzierung in Höhe von 60.000 Euro freigegeben. Dem dreitägigen Straßenfest steht also gar nichts mehr im Wege. Doch angesichts der politischen Entwicklungen und zunehmenden Antisemitismus-Vorfälle auch in Hamburg machen sich Veranstalter und Polizei Sorgen um die Sicherheit.

Grindel: Sicherheit beim Straßenfest – Konzept wird mit Staatsschutz erarbeitet

„In was für Zeiten leben wir?“, fragt sich Jimmy Blum vom Verein Grindel. Letzter plant zusammen mit der jüdischen Gemeinde die Kulturveranstaltung. Zu den Sicherheitsvorkehrungen, die nun getroffen werden, will sich Blum nicht im Detail äußern, nur so viel: „Das Sicherheitskonzept wird gerade erarbeitet.“ Fachleute von Staatsschutz und Polizei seien beteiligt.

Der Wunsch beziehungsweise die Hoffnung ist: „Dass wir es so hinbekommen, dass es die nötige Sicherheit gibt, aber sie nicht so präsent ist“, sagt Blum. Aber da Antisemitismus derzeit immer mehr öffentlich ausgelebt werde, müsse man reagieren.

Grindel Hamburg: Straßenfest im Viertel steigt vom 13. bis 15. September

Denn als die Idee zu dem jüdischen Kulturfest im Herbst vergangenen Jahres entstand, waren diese Entwicklungen so nicht abzusehen. Daher steht nun auch das Straßenfest mehr im Fokus. Der derzeitige Arbeitstitel für die Veranstaltung vom 13. bis 15. September lautet „Stadtteilfest jüdisches Grindel“. Laut Blum ist das Ziel, zu zeigen, wie bunt das Grindelviertel ist. „Wir wollen kein kommerzielles Osterstraßenfest werden“, betont der Vorsitzende vom Verein Grindel.

Für das dreitägige Straßenfest soll unter anderem auch der Grindelhof gesperrt werden. Geplant sind verschiedene Märkte und Programm auf zwei Bühnen sowie ein Flohmarkt.
Für das dreitägige Straßenfest soll unter anderem auch der Grindelhof gesperrt werden. Geplant sind verschiedene Märkte und Programm auf zwei Bühnen sowie ein Flohmarkt. © Jimmy Blum | Jimmy Blum

Am Freitag, 13. September, soll das Fest gegen Mittag starten und am Sonntag, 15. September, gegen 18 Uhr enden. Der Grindelhof sowie teilweise die Hartungstraße werden für das dreitägige Fest gesperrt werden. Zwei Bühnen, eine vor den Hamburger Kammerspielen an der Hartungstraße sowie eine am ehemaligen Bornplatz, werden bespielt.

Auf dem Programm stehen Podiumsdiskussionen, Musik, Poetry-Slam und Auftritte von hiesigen Vereinen und Verbänden. Am Sonntag ist zudem ein Flohmarkt geplant. Außerdem möchte Blum gern einen umbrischen Markt mit Spezialitäten aus der italienischen Region organisieren – nach dem Vorbild in Tübingen.

Jüdisches Leben in Hamburg: Beim Grindelfest können sich Besucher informieren

„Das wäre ein Alleinstellungsmerkmal“, freut sich Blum, der persönliche Kontakte in die Region hat und bereits mit Händlern im Gespräch ist. Grundsätzlich soll auf dem Stadtteilfest kulinarisch gesehen koscheres und nicht koscheres Essen angeboten werden. „Wir würden uns freuen, wenn viele Hamburger zu uns kommen und sich über das jüdische Leben informieren“, sagt Blum.

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Dazu schon einmal eine Information vorab: Da die jüdische Gemeinde von Freitagabend bis Sonnabend, 14. September, Schabbat feiert – also ihren heiligen Ruhetag – wird man sich in diesem Zeitraum nicht an dem Programm beteiligen. Dafür umso mehr bis Freitagabend und am Sonntag.