Hamburg. Prominentes Straßenfest wird abgesagt – als Konsequenz aus dem tödlichen Terrorangriff. Die Sicherheit sei „nicht zu gewährleisten“.
- Das Grindelfest, ein Straßenfest zur Feier der kulturellen und religiösen Vielfalt, wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken nach dem tödlichen Angriff in Solingen abgesagt.
- Trotz Unterstützung durch die Polizei konnten die Organisatoren die Sicherheit der Teilnehmer nicht garantieren und entschieden sich daher schweren Herzens für die Absage des Festes.
- Der tödliche Anschlag in Solingen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen, hat die Organisatoren des Grindelfests dazu veranlasst, die Sicherheitslage neu zu bewerten.
Schon vor dem tödlichen Angriff am vergangenen Freitag in Solingen, der von den Sicherheitskräften als Terror-Anschlag eingeordnet wird, war die Sicherheitslage ein großes Thema bei dieser Veranstaltung in Hamburg. Dabei geht es eigentlich nur um ein Straßenfest, bei dem man die religiöse Vielfalt feiern möchte. Doch genau das birgt die Gefahr. Daher haben sich die Organisatoren dafür entschieden, das Grindelfest abzusagen.
„Wir sind leider zu dem Entschluss gekommen, dass wir trotz Security und Unterstützung der Polizei, keine Sicherheit garantieren können. Genau wie in Solingen wollten wir die Vielfalt feiern – das erhöht das Risiko von Nachahmern sehr“, erklärt Jimmy Blum. Er ist Vorsitzender des Vereins Grindel, der seit 2004 ein Straßenfest in der Hartungstraße veranstaltet und das eigentlich auch in dieses Jahr geplant hatte. Am Mittwoch kam nun die Absage für das Straßenfest.
Nach Solingen-Anschlag sagt Veranstalter Straßenfest in Hamburg ab
Für dieses Jahr habe der Wunsch aus der Kommunalpolitik in Eimsbüttel bestanden, ein Grindelfest der Vielfalt mit jüdischer Lebenskultur in seiner Mitte zu organisieren. Laut Beschluss der Bezirksversammlung Eimsbüttel sei der Verein Grindel ausgewählt worden, in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde und weiteren kulturellen Institutionen so ein Fest zu veranstalten, heißt es in einer aktuellen Mitteilung zur Absage des Festes.
Zusammen mit den Hamburger Kammerspielen und der Jüdischen Gemeinde als Kooperationspartner sollte das „Grindelfest: Kultur. Jüdisch. Bunt“ vom 13. bis 15. September das bunte Leben und die vielfältige Gemeinschaft im Grindel feiern. Geplant waren Bühnen vor den Hamburger Kammerspielen und auf dem Joseph-Carlebach-Platz. Auf dem Allende-Platz wollten sich verschiedene Kulturvereine und -organisationen präsentieren. Daraus wird nun nichts.
Grindelfest: Nach Anschlag in Solingen gab es viele Gespräche über Sicherheit
„Seit letzten Freitag, mit dem schrecklichen Attentat in Solingen mit drei Toten und zahlreichen Schwerverletzen, hat der Vorstand vom Grindel e.V. durchgehend Gespräche geführt, wie die Sicherheit der Teilnehmer auf dem Fest Mitte September gewährleistet werden kann“, heißt es in der Mitteilung weiter. Mit dem Fazit, dass man diese nicht gewährleisten könne.
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„Uns ist bewusst, dass wir damit ein falsches Zeichen senden und damit genau das machen, was Terroristen erreichen wollen“, sagt Jimmy Blum im Abendblatt-Gespräch sichtlich berührt. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht – es sollte ein so schönes Fest werden, mit einem tollen Programm und tollen Ständen. Er habe in den vergangenen Monaten so viel Arbeit in die Veranstaltung gesteckt. Aber Solingen habe alles geändert. „Am Ende stehen wir als Veranstalter in der Verantwortung, wenn etwas passiert.“
Allerdings möchte Blum nicht aufgeben und 2025 einen neuen Anlauf wagen. Für das kommende Jahr wünscht er sich dann weiter Rückhalt aus der Verwaltung und Politik. Blum: „So bunt wie das Grindelviertel ist, so soll auch feiern möglich sein.“
CDU in Hamburg übt harsche Kritik an der Absage: Armutszeugnis für unsere Stadt
Harsche Kritik kommt nach der Absage aus den Reihen der CDU in Hamburg. Zur Absage des Grindelfestes erklärt Anke Frieling, Vize-Chefin der CDU-Fraktion: „Die Absage des Grindelfestes ist ein Armutszeugnis für unsere Stadt. Ich kann die Beweggründe des Veranstalters sehr gut nachvollziehen, doch gerade jetzt ist es wichtig, dass solche friedlichen Feste für Toleranz und Vielfalt in unserer Stadt sicher durchgeführt werden können.“
Sie fordert Bürgermeister Peter Tschentscher auf, gemeinsam mit dem Veranstalter und allen relevanten Gruppen umgehend in den Austausch zu treten, damit das Grindelfest wie geplant sicher und friedlich stattfinden kann. „Es ist die Verpflichtung des rot-grünen Senats, für die öffentliche Sicherheit zu sorgen“, so Frieling. Die wiederholte Aussage „Kein Platz für Hass und Antisemitismus in unserer Stadt“, müsse auch der Realität standhalten.
„Traurig“: FDP in Hamburg hält Absage des Grindelfestes für ein Alarmsignal
Auch die Liberalen reagieren auf die Absage des Grindelfestes prompt und äußern sich besorgt. „Dass das Grindelfest abgesagt wurde, macht mich traurig und nachdenklich. Wenn öffentliches jüdisches Leben in Hamburg nicht mehr stattfinden kann, ist das ein Alarmsignal“, erklärt die Hamburger FDP-Landesvorsitzende Sonja Jacobsen. „Der gewaltbereite Islamismus ist die stärkste Bedrohung unserer freien Gesellschaft. Der Senat muss sich selbst prüfen, ob er angesichts dieser Lage die richtigen Prioritäten im Kampf gegen Verfassungsfeinde setzt.“
Sie wünsche sich, dass die Absage des Grindelfests ein Einzelfall bleibt und Hamburg weiterhin eine lebendige Stadt mit einem pulsierenden öffentlichen Leben bleibt.