Hamburg. Cutters Kajüte und Truva seit dem Sommer zu. Gastwirte haben jede Menge Fragen an den Verwalter. Doch die bleiben unbeantwortet.

Hier fließt schon seit dem 27. Juni kein Bier mehr durch den Zapfhahn. Und nebenan wird seit dem 10. Juli kein einziger Döner mehr über den Tresen verkauft. Stattdessen sind die Eingänge der Kneipe Cutters Kajüte und des Restaurant Truva am Herzog-Carl-Friedrich-Platz von zwei Baucontainern zugestellt, die Gaststätten leer und dunkel. Finster ist auch die Laune bei den Wirten Marco Harenberg (49, Cutters Kajüte) und Ali Caynak (48, Truva), die Hals über Kopf räumen mussten, massive Umsatzeinbußen haben und vom Verwalter des Gebäudes Apleona keine Information darüber bekommen, wieso all das sein musste und wie schnell der Schaden behoben wird.

Die beiden Kumpels und Nachbarn an der kleinen Gastromeile neben dem Wall hinauf zum Bergedorfer Bahnhof treffen sich am provisorischen Döner-Container, trinken Tee, Fanta und ein kleines Mischgetränk. Caynak blickt traurig hinüber zu seinem Restaurant und meint: „Die Folgen der Pandemie wegzustecken, war leichter.“ Jetzt fühlen sich die Gastronomen einfach „nur im Stich gelassen“.

Am Herzog-Carl-Friedrich-Platz: Zwei Lokale seit Monaten geschlossen – Frust bei Wirten

Ali Caynak hat sich einen Container auf der anderen Seite der Fußgängerzone genau gegenüber dem Truva zugelegt, kann hieraus zumindest einige Döner-Gerichte und halbe Hähnchen verkaufen. „Ich will für meine Kunden da sein“, erklärt der 48-Jährige, der jeden Tag aus Harburg an den Carl-Herzog-Friedrich-Platz fährt. Und das, obwohl seine Umsätze um etwa 80 Prozent zurückgegangen sind.

Kneipier Marco Harenberg hingegen liegt komplett auf Eis. Die Kultkneipe, die vor über 30 Jahren sein Vater Wolfgang Curth (bekannt geworden durch Bergedorfs legendäres Kneipenschiff Kogge) eröffnet hat, ist komplett geschlossen. „Schön so während einer Fußball-EM und auch beim Bergedorfer Stadtfest“, ist Harenberg ungehalten. „Da verdient man Geld.“ Dieses Jahr eben nicht.

Problematische Abwasserleitung seit rund 20 Jahren

Das Problem, weshalb beide rausmussten, soll nach Angaben der Mieter ein langwieriges sein. Etwa 20 Jahre lang gab es immer wieder Wasserschäden, die sogenannte Schwarzwasserleitung, also das Abwasser aus Toiletten inklusive Fäkalien, funktionierte nicht einwandfrei. „Dreimal im Jahr“, erinnert sich Kneipier Harenberg, „hatten wir Notdienste wegen Überschwemmungen da, was dann jeweils behoben wurde.“ Eine dauerhafte Lösung? Fehlanzeige. Harenberg: „Irgendwann kam die Scheiße wieder hoch.“ Das sei vor allem gegenüber den Gästen unzumutbar gewesen.

Ein Hin und her bis zum Sommer 2024: Plötzlich soll Verwalter Apleona – Gebäudeinhaber soll die Patrizia Kapital Immobiliengesellschaft mbH sein – Probebohrungen in den Gasträumen angeordnet haben, um das Ausmaß eines Schimmelbefalls untersuchen zu können, wurde den Mietern mitgeteilt. Und die Ergebnisse daraus müssen offenbar so dramatisch gewesen, dass Apleona die beiden Gastronomen unverzüglich zum Räumen aufforderte. Dem kamen Harenberg und Caynak auch nach.

Herzog-Carl-Friedrich-Platz
Truva-Betreiber Ali Caynak macht das Beste aus der Not. Seit Juli verkauft er einige Döner-Gerichte und halbe Hähnchen aus einem von ihm angeschafften Container am Eingang zum Herzog-Carl-Friedrich-Platz.   © BGDZ | Jan Schubert

Eine handvoll Handwerker arbeite seit den Schließungen einigermaßen regelmäßig in den Lokalen, haben die Gastwirte beobachtet – allerdings sei dies zuletzt vor etwa zweieinhalb Wochen der Fall gewesen. Immer wieder versuchten Ali Caynak und Marco Harenberg zur Apleona Kontakt herzustellen und Fragen loszuwerden. Antworten blieben aus.

Verwaltungsgesellschaft lässt Fragen offen

Auch unsere Redaktion fragte vergeblich sowohl schriftlich als auch mehrfach telefonisch bei der Pressestelle des Unternehmens an, hätte unter anderem gern gewusst, wieso die Lokale derart überstürzt komplett ausgeräumt werden mussten und wann die Lokale wieder öffnen können.

Betroffen von dem Wasserschaden sollen auch eine Arztpraxis sowie der Bubble-Tea-Anbieter Tokas sein. Bei Tokas wurde offenbar die feuchte Trennwand zum Döner-Restaurant provisorisch erneuert. Kneipenwirt Harenberg fragt sich außerdem, wieso er seine Kajüte zwischendurch nicht inspizieren darf. Das Schloss sei ausgetauscht worden, sodass er seinen Laden nicht betreten könne, so der Mann aus Wandsbek.

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Nachbar Caynak hat die Geduld längst verloren. Zumal sein Container auch nur eine zeitlich begrenzte Option ist: Der 48-Jährige wird je nach Witterungsverhältnissen irgendwann im November den Straßenverkauf einstellen. Und dann? „Wir benötigen doch Planungssicherheit, denn momentan wissen wir überhaupt nicht, wann wir wieder rein dürfen.“