Kirchwerder. Bei Grundsteinlegung für neue Stadtteilschule Kirchwerder: Warum sich Schulsenator Ties Rabe begeistert vom Neubau zeigt.
Mehr als 100 Schüler – die Schul- und Klassensprecher – und Lehrer spazierten am Dienstag, von der Polizei begleitet und mit lauter Musik, von der Stadtteilschule Kirchwerder am Kirchwerder Hausdeich zur etwa einen Kilometer entfernten Großbaustelle am Kirchenheerweg/Ecke Kirchwerder Marschbahndamm. Dort entsteht ihre neue Schule, die im kommenden Sommer bezogen werden soll. Die Schüler besichtigten den Rohbau, trafen Schulsenator Ties Rabe (SPD) und versenkten eine sogenannte Zeitkapsel.
2017 waren die Siegerentwürfe vorgestellt worden, im Mai 2022 hatte dann das Angebot der Generalunternehmer vorgelegen. Mit dem Hochbau begann das mit dem Bau beauftragte Unternehmen Otto Wulff im vergangenen Dezember. Die Hamburger Firma habe schon 20 große Schulen gebaut, betont Schulsenator Ties Rabe (SPD), „darunter sogar noch größere als diese hier“.
Schüler besichtigen Baustelle für ihre neue Schule
Rund 1100 Schüler und etwa 110 Lehrkräfte sollen in der neuen Schule Platz finden. 67 Millionen Euro investiert die Stadt in die den architektonisch außergewöhnlichen Neubau, der aus zwei großen, an sogenannte Langhäuser erinnernde Gebäuden und einer Dreifeld-Sporthalle bestehen wird. „Das sind 61.000 Euro pro Schüler“, bemerkt der Schulsenator feixend, der kurzerhand den Pro-Kopf-Preis mit dem Taschenrechner seines Handys ausgerechnet hat.
„Hamburg besteht nicht nur aus dicht besiedelter Großstadt, sondern bietet auch weniger besiedelte und naturnahe Regionen, zum Beispiel hier in Bergedorf. Auch hier bekommen wir das anhaltende Schülerwachstum zu spüren“, sagt Rabe und fügt hinzu: „Der hier entstehende Neubau mit seinen beiden an die lokale Bautradition anknüpfenden Langhäuser ist schon spektakulär und wird ein echter Hingucker.“ Der Grunderwerb habe sich über zwei, drei Jahre hinausgezogen, erzählt Rabe den Schülern.
Von der kleinen zur großen, modernen Schule
Ihre Schule sei einmal „eine kleine Haupt- und Realschule“ gewesen, und „ein Abi in den Vier- und Marschlanden zu machen war nicht möglich“, berichtet der in Bergedorf lebende Senator weiter.
Jan Schneck, Vertreter der Geschäftsführung von Schulbau Hamburg, hebt die moderne und klimafreundliche Bauweise hervor: „Die Schule wird mit Gründächern, Photovoltaik und einem Blockheizkraftwerk mit Biomethanbetrieb ausgestattet.“
Gute Wünsche in die Zeitkapsel gepackt
„Wir freuen uns über die nun wirklich sichtbaren zügigen Baufortschritte am Kirchenheerweg“, sagt Schulleiter Niko Gärtner. „Die Dimensionen dieses Baus sind ja vom Reißbrett aus kaum zu begreifen.“
Die Klassensprecher haben gute Wünsche dabei, welche die Klassen auf Papier verewigt haben. Diese bunte Sammlung von Schülergedanken wird zusammen mit einer tagesaktuellen Bergedorfer Zeitung und dem aktuellen Jahrbuch der Schule im Boden unter dem künftigen Eingangsbereich des nördlich gelegenen Gebäudes (Nordriegel) versenkt.
Gebäude erinnern an reetgedecktes Langhaus
Vincent Timmann (19) aus dem Schulsprecher-Team darf die Zeitkapsel in das etwa 30 Zentimeter tiefe Loch im Boden packen, und Moritz Meyns (13), ebenfalls im Team der Schulsprecher, schmeißt die erste Schippe Zement drauf.
Der Entwurf des Architekturbüros Thomas Kröger Architekten/Roswag Architekten umfasst zwei langgestreckte Gebäude. Der Nordriegel ist mit einer Länge von 96 Metern, der Südriegel mit einer Länge von 130 Metern geplant. Beide Gebäude haben drei Stockwerke. Die vorgehängte Ziegelfassade wird in der optischen Anlehnung an ein reetgedecktes Langhaus erinnern und ein Flachdach mit Begrünung erhalten.
Platz für 42 Klassen- und 19 Fachräume
Der Neubau wird Platz für insgesamt 42 Klassenräume und 19 Fachräume haben. Auf mehr als 12.000 Quadratmeter Fläche entstehen so Unterrichts- und Fachräume, Gemeinschaftsflächen, Flächen für Lehrer und Verwaltung sowie Flächen für den Ganztagsbedarf. Hinzu kommen Werkstätten, eine Bibliothek sowie Mensa und Aula. In der Mensa sollen werktags bis zu 700 Essen gekocht werden, „auch für unsere Lieblingsschulen in der Nachbarschaft“, sagt Schulleiter Gärtner.
Im Südriegel werden alle Klassenräume untergebracht, während der Nordriegel unter anderem eine über zwei Stockwerke reichende Aula, Fachräume und das Büro des Schulleiters beherbergen wird.
Sportflächen stehen auch SCVM zur Verfügung
Für den Schul- und Vereinssport wird es außerdem eine Sporthalle mit Besuchertribüne und mehr als 1800 Quadratmeter Nutzfläche sowie – zwischen Sporthalle und Nordriegel – ein großes Fußballfeld geben. Die Sportflächen können unabhängig vom Schulbetrieb auch vom Sport-Club Vier- und Marschlande (SCVM) genutzt werden.
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Für die Verkehrsanbindung des Standorts wurde auf dem Marschbahndamm eine neue Bushalteanlage gebaut. Von dieser ausgehend wird das Schulgrundstück über eine Fußgängerbrücke erschlossen. Diese Infrastrukturmaßnahmen werden gesondert durch den Bezirk Bergedorf realisiert.
Eineinhalb Jahre durch Fehlplanung verschenkt
Die ursprünglich angedachte Erweiterung der Stadtteilschule am bisherigen Standort hatte sich nach intensiver Prüfung unter anderem aufgrund der Lage in einem sogenannten Überschwemmungsgebiet als nicht realisierbar erwiesen. Durch die Fehlplanung waren eineinhalb Jahre verschenkt worden. Auch der neue Standort hat es in sich: Um auf dem Gelände bauen zu können, musste massenhaft Erde auf den weichen Marschboden geschüttet und ein Jahr lang getrocknet werden, berichtete Jan Schneck.
Die danach notwendige Neuplanung führte zu weiteren Verzögerungen. Die Grundschule Kirchwerder soll am heutigen Standort Kirchwerder Hausdeich 341 erhalten bleiben.