Ohe. Fünf bis sieben Jahre soll der Bau dauern, plant die Stadt Reinbek. Dann gibt es den FC nicht mehr, fürchtet der Vorsitzende Schmitt.

Der Trend ist gegen ihn, und Daniel Schmitt weiß das. „Ich habe Angst, dass wir in Vergessenheit geraten können“, sagt der 1. Vorsitzende des FC Voran Ohe mit Blick auf die Probleme seines Vereins. Das Vereinsheim schimmelt vor sich hin, die Fußballer wissen im Winter nicht wohin, wenn der heimische Sportplatz am Amselstieg unbenutzbar wird, die Tischtennisspieler kämpften monatelang mit einer defekten Hallenbeleuchtung, und die Kinder des Vereins dürfen eine Halle in Neuschönningstedt erst gar nicht mehr benutzen, weil der dort verlegte Boden das Getrappel ihrer Füße nicht aushält.

Die Lösung soll ein neues Sportzentrum sein. Der Sportpark Nord soll im Reinbeker Ortsteil Neuschönningstedt auf einer sieben Hektar großen städtischen Freifläche gegenüber dem Kalksandsteinwerk entstehen. Gebaut werden sollen ein Kunstrasenplatz, ein kleiner Fußballplatz, eine Leichtathletik-Anlage mit Laufbahn und Speerwurfanlage, sechs bis acht Tennisplätze, zwei Beachvolleyballfelder, eine Dreifeld-Sporthalle und eine Geschäftsstelle. So lauten die Planungen, die auf der Basis des Sportstättenentwicklungsplans 2016 erstellt wurden.

Warten auf die neue Sportanlage wird für den FC Voran Ohe zum Kampf gegen Windmühlen

Sieben Jahre ist es her, dass das Großprojekt in Angriff genommen wurde, doch bis heute hat es keinen Spatenstich für den Bau gegeben. Denn es fehlen noch wichtige Gutachten, etwa zum Lärm, dem Verkehr, der Bodenbeschaffenheit. „Das läuft nicht so, wie wir uns das wünschen“, gibt Bürgervorsteherin Brigitte Bortz (CDU) unumwunden zu. „Doch das ist bei allen Bauprojekten so.“ Die Kosten wurden bei Planungsbeginn auf zehn Millionen Euro geschätzt, heute kann man wohl getrost das Doppelte annehmen.

Der Vorstand des FC Voran Ohe wurde im Sommer neu gewählt: Marco Luther (2. Vors.), Heinz Pich (ausscheidender 3. Vors.), Eric Damberg (Schriftwart), Christine Spilker (Schatzmeisterin), Thorsten Scholz (2. Beisitzer), Ulrich Wesolowski (Medienwart), Daniel Schmitt (1. Vorsitzender). Nicht im Bild: Jochen Haker (1. Beisitzer), Jannis Urban (Jugendwart).
Der Vorstand des FC Voran Ohe wurde im Sommer neu gewählt: Marco Luther (2. Vors.), Heinz Pich (ausscheidender 3. Vors.), Eric Damberg (Schriftwart), Christine Spilker (Schatzmeisterin), Thorsten Scholz (2. Beisitzer), Ulrich Wesolowski (Medienwart), Daniel Schmitt (1. Vorsitzender). Nicht im Bild: Jochen Haker (1. Beisitzer), Jannis Urban (Jugendwart). © Stormarn | FC Voran Ohe

Im kommenden Monat stehen die Haushaltsplanungen an. Elf Millionen Euro Überschuss hat die Stadt Reinbek gemacht. „Aber wir werden aus den Planungen wohl trotzdem nicht mit einem Plus herausgehen“, schätzt Bortz. Denn die Anforderungen, die die Politik gleichzeitig stemmen muss, seien immens. Da sind die maroden Straßen, die Erweiterung der Gertrud-Lege-Schule, die Feuerwachen in Ohe und Schönningstedt, die nicht mehr den aktuellen Vorgaben entsprechen, der Bau von Kindergartenplätzen und nicht zuletzt die Flüchtlinge.

Fünf bis sieben Jahre Wartezeit auf Sportanlage: Was bedeutet das für den Verein?

Wo bleibt da der Sport? „Man hat uns gesagt, der Bau des Sportplatzes Nord würde im günstigsten Fall noch fünf bis sieben Jahre dauern. Der günstigste Fall wäre, wenn die Gutachten keine Schwierigkeiten für die Umsetzung sehen“, schildert Vereinschef Schmitt. „Doch wir haben keine fünf bis sieben Jahre mehr. Da laufen wir Gefahr, dass es den FC Voran Ohe nicht mehr gibt. Wir brauchen jetzt eine Lösung.“

Denn die Probleme sind angesichts der verfallenden Sportanlagen des Vereins gerade im Winter immens. Besonders für die Fußballer, die etwa ein Drittel der Mitglieder des FC Voran Ohe ausmachen. So trainieren die Landesliga-Herren in dieser Woche am Montag in Aumühle, am Mittwoch in Reinbek und am Freitag in Altengamme. „Wir wissen oft nicht, ob wir einen halben oder einen ganzen Platz haben“, schildert Voran-Coach Matthias Wulff. „Wir waren in den vergangenen Monaten schon überall. Nicht nur von der Logistik her ist das schwierig, sondern auch, wenn es zum Beispiel darum geht, eine Videoanalyse durchzuführen.“

Jugendtraining in Ohe: Verschwitzt mit dem Rad durch den dunklen Wald

Noch dramatischer ist die Situation im Jugendbereich. Da der heimische Rasenplatz am Amselstieg in den Wintermonaten oft nicht benutzbar ist, müssen Teams aus insgesamt elf verschiedenen Jahrgängen ihr Training in Aumühle abhalten. „Aber ohne die Möglichkeit der Kabinennutzung“, erläutert Schmitt. „Viele unserer Kinder und Jugendlichen kommen sonst mit dem Fahrrad zum Training nach Ohe. Jetzt müssen sie im Dunkeln durch den Wald nach Aumühle und nach dem Training verschwitzt wieder zurück. So etwas machen Eltern nicht lange mit. Aber wir haben nicht nur im Fußball Probleme, sondern in allen Sparten.“

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1500 Mitglieder hatte der FC Voran Ohe mal. Jetzt sind es noch 1100, obwohl der Mitgliedsbeitrag für beispielsweise einen erwachsenen Fußballer mit 20 Euro pro Monat deutlich billiger ist als bei Nachbarvereinen wie der TSV Reinbek (25,80), dem TuS Aumühle-Wohltorf (27,50) oder dem TSV Glinde (29,60). Aber die haben alle einen Kunstrasen. „Wir werden aber nicht umhinkommen, demnächst unsere Beiträge anzupassen, nachdem wir sieben Jahre lang nichts daran geändert haben“, blickt Schmitt voraus.

Vereinschef Daniel Schmitt: „Wir leisten fünfstellige Zahl an Ehrenamtsstunden pro Jahr.“

Natürlich könnte das Mitglieder kosten, aber derzeit plagen den Verein angesichts der Umstände in der Fußballabteilung ohnehin ganz andere Sorgen. „Gerade in dieser Woche musste ich eine Anfrage einer Mannschaft ablehnen, die bei uns als 4. Herren spielen wollte“, schildert Schmitt. „Für den Verein wäre das natürlich ein Traum gewesen, 25 Mitglieder auf einen Schlag zu gewinnen, aber wir haben keine Möglichkeiten, sie für ihr Training unterzubringen.“

Kann es also wirklich sein, dass der Verein über den sich immer weiter verzögernden Sportstättenbau zugrunde geht? „Das kann ich mir nicht vorstellen“, schätzt die Bürgervorsteherin Brigitte Bortz. „Irgendwie wird es schon weitergehen.“ Doch gerade dieses „irgendwie“ ist es, dass Schmitt verzweifeln lässt. „Ich weiß wirklich nicht, wie ich diesen Kampf gegen Windmühlen noch fünf bis sieben Jahre durchhalten soll“, klagt er. „Wir leisten eine fünfstellige Zahl an ehrenamtlichen Arbeitsstunden pro Jahr. Es ist nicht leicht, Leute dafür zu finden. Jede Woche neu den Trainingsbetrieb organisieren zu müssen, die Eltern zu vertrösten, wenn das Training ausfällt, das macht keinen Spaß.“