Reinbek. Der Fußballfunktionär folgt auf Roland Gust. Seine wichtigsten Aufgaben: Sportplatz-Frage, Satzungsänderungen – und Vereinsfrieden.
Seit der Delegiertenversammlung des FC Voran Ohe steht das Handy von Daniel Schmitt kaum noch still. Allein 30 Nachrichten seien seither eingetrudelt, dazu kämen Gespräche beim Bäcker, auf der Straße, am Vereinsgelände. „Oft ist das mit dem Signal verbunden, helfen zu wollen. Dieser Rückhalt tut echt gut“, sagt der neue Vereinsvorsitzende.
Mit der Wahl endete die Zeit von Roland Gust, der nach zwölf Jahren nicht mehr für den Vorsitz kandiert hatte. Der 2. Vorsitzende, Marco Luther, hob auf einer Rede die Verdienste und Erfolge von Gust hervor. Er habe über die gesamte Amtszeit die finanzielle Stabilität des Vereins auf sichere Füße gestellt und die Steuerung sämtlicher Geschäftsvorgänge aus der Geschäftsstelle heraus entwickelt, sagte Luther.
Der ausgeschlossene Peter Bahr darf wieder in den Verein eintreten
Die Amtszeit von Gust, der der Versammlung fernblieb, war phasenweise auch von Streitigkeiten geprägt – insbesondere mit der Fußballabteilung. So wurde mit dem früheren Abteilungsleiter Peter Bahr ein Oher Urgestein aus dem Verein ausgeschlossen – aus offenbar fadenscheinigen Gründen. Denn später musste der Vorstand zurückrudern, Bahr darf 2024 wieder in den FC Voran Ohe eintreten.
Dass ein Gesicht der Fußballer die Geschicke des Gesamtvereins übernimmt – aktuell ist Daniel Schmitt als Bahrs Nachfolger als Abteilungsleiter tätig – wäre also noch vor wenigen Jahren oder Monaten undenkbar gewesen.
Und nun? Herrscht plötzlich große Einigkeit. Von 38 Delegierten stimmten 34 für Schmitt bei jeweils zwei Enthaltungen und Gegenstimmen. Mit dieser Wahl geht auch die Hoffnung auf einen Kulturwandel im Verein einher, auf eine fruchtbare Zusammenarbeit der verschiedenen Sparten, etwa bei der Frage, wie es in der seit Jahren schwelenden Sportplatz-Problematik vorangehen soll.
Das betonte der Club auch in seiner Pressemitteilung. Viele der Delegierten hätten sich zuletzt bereits zweimal anlässlich der Veranstaltungen zur neuen Sportanlage getroffen und sich gefreut, dass es auf der Delegiertenversammlung zeitweise deutlich lockerer und lustiger zugegangen sei als in den Vorjahren. Vereinsarbeit solle Spaß machen, kommunikativ sein und viele Menschen einbeziehen. „Das ist unser Ziel und wir möchten als Vorstand dazu beitragen, dieses Ziel gemeinsam mit unseren Mitgliedern zu erreichen.“ Schmitt sagt: „Die Kommunikation hat sich schon in letzter Zeit deutlich verbessert.“
Schmitt war schon in fast allen Sparten aktiv
Schmitt wird zwar vor allem als Fußballer gesehen, war schon vor seiner Wahl zum Abteilungsleiter als Teammanager der Landesliga-Mannschaft tätig. Tatsächlich verkörpert er aber den Gesamtverein und das Dorfleben. „Ich bin fast alle Sparten durchlaufen, habe 25 Jahre Tennis gespielt, war bei den Leichtathleten, den Schwimmern und beim Tischtennis“, sagt der 36-Jährige. Schmitt ist ein Ur-Oher, hat nie woanders gelebt. Aus dem Elternhaus zog er in eine Wohnung, inzwischen hat Schmitt im Dorfzentrum gebaut und lebt dort gemeinsam mit seiner Ehefrau, der siebenjährigen Tochter und zwei Hunden.
Die endgültige Entscheidung, für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren, traf Schmitt erst zwei Tage vor der Wahl, während der Sitzung des Jugendsportkulturausschusses, wo Bürgerinitiative und Verein wieder einmal über die Frage diskutierten, wie man Impulse bei der Sportplatz-Frage setzen könne.
Neue Sportanlage eines der wichtigsten Themen für den neuen „Präsidenten“
Das dürfte dann auch eines der wichtigsten Themen für den neuen „Präsidenten“ werden. „Der große gemeinsame Nenner ist die neue Sportanlage“, betont Schmitt. Man wolle die Gespräche mit der Stadtverwaltung und den Politikern intensiveren. „Wir warten seit über zehn Jahren, aus unserer Sicht ist nicht viel passiert, kein Spatenstich, kein Termin, wann es losgehen soll. Es ist alles sehr schwammig für uns. Für dieses Ziel braucht es eine Geschlossenheit im Verein.“
Ein weiterer wichtiger Punkt ist für Schmitt die Wiederbelebung des Ehrenamts. Dafür seien Änderungen in der Struktur und auch in der Satzung nötig. „Unsere Satzung stammt aus der Zeit, wo Ehrenamt im Verein noch als selbstverständlich galt, als es normal war, sich über Jahrzehnte im Verein zu engagieren. Aber da hat sich in der Gesellschaft etwas verändert“, sagt Schmitt.
Grundsätzlich stehe alles auf dem Prüfstand. Auch, „ob das Gremium der Delegiertenversammlung noch das Richtige für den Verein ist“, so Schmitt. Diese Frage zu beantworten, obliege den Arbeitsgruppen.
Mit der Stärkung des Ehrenamts gehe auch das Ziel einher, neue Mitglieder zu gewinnen. Schon vor der Pandemie war der FC Voran Ohe stetig leicht geschrumpft, aktuell gehören dem Verein knapp 1100 Mitglieder an. Schmitt: „Wir wollen wieder Richtung 1500 Mitglieder, wo wir schon mal waren.“
Der Posten des 3. Vorsitzenden kann nicht besetzt werden
Im Vereinsvorstand gab es auf der Delegiertenversammlung weitere Veränderungen: Neben Roland Gust schied auch der langjährige 3. Vorsitzende Heinz Pich aus. Für dieses Amt fand sich kein Nachfolger.
Neu im Vorstand ist Thorsten Scholz als 2. Beisitzer. Scholz ist Jugendtrainer und Jugend-Verantwortlicher in der Fußballabteilung und stellte sich mit einem Impuls-Beitrag zum Thema moderne Vereinsstrukturen vor. Er gilt als Kenner der Vereinsszene, berät beruflich Sportvereine in organisatorischen Fragen. Der bisherige 2. Beisitzer Eric Damberg, ebenfalls Jugendtrainer und Jugend-Verantwortlicher der Fußballabteilung, ist ab sofort als Schriftwart im Vorstand tätig.