Reinbek. Sportvereine holen Kinder von der Straße und vom Smartphone weg. Der FC Voran Ohe kann der Aufgabe immer weniger nachkommen. Die Gründe.
Der FC Voran Ohe bangt um seine Zukunft. Denn dem Traditionsverein in Reinbeks Norden fehlt es an ausreichend und guten Sportflächen. Das ist hinlänglich bekannt. Darauf weist der Vorstand um Roland Gust und Marco Luther seit nunmehr zehn Jahren mit Nachdruck hin.
„Die Sportstätteninfrastruktur unseres Vereins ist prekär und verschlechtert sich von Jahr zu Jahr. Im vergangenen Winter war es besonders schlimm. Zu oft mussten wir mit dem Training auf andere Flächen im Umkreis ausweichen. Weil es davon aber insgesamt zu wenige gibt, fiel das Training oft aus“, sagt Marco Luther, stellvertretender Vereinsvorsitzender. Die wichtige soziale Aufgabe, Kinder und Jugendliche von der Straße und vom Smartphone weg zu holen, könne der Verein immer weniger übernehmen. „Dabei ist die Nachfrage immens“, sagt Luther.
FC Voran Ohe klagt seit Jahren über fehlende Sportflächen und mangelnde Perspektive
Abhilfe soll der Bau einer neuen Anlage mit dem Namen „Sportpark Nord“ bringen. Hierfür müsste der Verein um 500 Meter Luftlinie weiter auf die städtische Freifläche gegenüber dem Kalksandsteinwerk im Stadtteil Neuschönningstedt verlagert werden. Auf sieben Hektar soll hier Großes entstehen: ein Kunstrasenplatz, ein kleiner Fußballplatz, eine C-Sportanlage mit Laufbahn und Speerwurfanlage, sechs bis acht Tennisplätze, zwei Beachvolleyballfelder, eine Dreifeldhalle und eine Geschäftsstelle. So weit die Planungen, die auf Grundlage des Sportstättenentwicklungsplan von 2016 erstellt wurden.
„Mit den Plänen sind wir zufrieden. Unsere Wünsche wurden alle berücksichtigt. Einzig ein Zeitplan fehlt uns, wann das Ganze realisiert werden soll“, sagt Luther. Klarheit erhofft sich der 52-Jährige vom Kultur-, Sport- und Jugendausschuss. Der tagt am Dienstag, 27. Juni, um 19.30 Uhr im Clubhaus des FC Voran Ohe am Amselstieg. „Wir haben uns dafür eingesetzt, dass die Sitzung hier stattfindet, damit die Politiker auch sehen, wovon wir sprechen“, sagt Luther. Es ist die erste Sitzung in neuer Zusammensetzung nach der Kommunalwahl.
Verein ruft Mitglieder auf, am Dienstag Flagge zu zeigen
Allein werden die Kommunalpolitiker nicht bleiben. Der Verein ruft intern dazu auf, „Flagge zu zeigen“ und zahlreich zu erscheinen. Dass viele der aktuell 1050 Mitglieder dieser Forderung nachkommen, da ist sich Luther sicher.
Schon beim Bürgerdialog in Neuschönningstedt Mitte Juni zum selben Thema waren viele Vereinsmitglieder anwesend. An dem Abend ging es vor allem darum, frühzeitig die Bedenken der Bürger zum geplanten Vorhaben zu erfahren. „Auf großen Widerstand stößt der Sportpark nicht“, sagt Luther, der selbst anwesend war. Kein Wunder, die Neuschönningstedter und Schönningstedter machen rund 70 Prozent der Vereinsmitglieder aus.
Fragen, die unter anderem zur Verkehrsführung oder in Sachen Lärmschutz aufkamen, sollen jetzt gutachterlich geklärt werden. „Wir werden mit den Verkehrsuntersuchungen beginnen“, sagt Sabine Voß, Mitarbeiterin in der Stadtplanung. Die Lage der Zufahrt, die sichere Gestaltung der Kreuzung Haidkrugchaussee/Oher Weg und Am Sportplatz, eine gute Erreichbarkeit der Anlage per Rad und die Taktung der Buslinien spielen dabei eine Rolle. Bis zum 14. Juli können Anmerkungen und Stellungnahmen zum Projekt bei der Stadt Reinbek per E-Mail an stadtentwicklung@reinbek.de und telefonisch unter 040/72 75 03 32 eingereicht werden. Wann die Gutachten vorliegen, ist laut Vorlage für die Sitzung am Dienstag offen.
Auf neuer Anlage wäre noch Platz für Basketballkorb
Mit so einer Aussage will sich der Verein aber nicht mehr abspeisen lassen: „Wir brauchen endlich eine Perspektive oder einen Plan B“, sagt Luther, der voraussichtlich nach der Delegiertenversammlung Ende des Monats den Vereinsvorsitz zusammen mit Christine Spilker übernimmt.
Zumal die wichtigsten Fragen bei dem Vorhaben noch nicht geklärt sind: Was kostet das Ganze und wie soll es bezahlt werden? Konkrete Summen sind noch nicht auf dem Tisch, 2017 schätzte die CDU-Fraktion das Vorhaben auf rund zehn Millionen Euro. Eine Idee ist, das bisherige Vereinsgelände für Wohnbebauung herzugeben und mit dem Verkauf des Grundstücks das Vorhaben zu finanzieren.
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Seitdem sind weitere sechs Jahre ins Land gegangen, in denen sich Bauvorhaben immens verteuert haben. „Mehr Zeit sollten wir nicht verlieren“, sagt Luther. Bei einer Realisierung wäre auf dem Areal noch Potenzial – unter anderem für einen Basketballplatz. Den wünschen sich nämlich Kinder und Jugendliche ganz dringend in Neuschönningstedt. Sie haben in den vergangenen Wochen 80 Unterschriften gesammelt und der Verwaltung überreicht. „Wir Kinder wünschen uns einen Basketballkorb in Neuschönningstedt. Leider müssen wir immer zum Basketballspielen nach Reinbek oder Glinde fahren und uns wieder abholen lassen. Schöner wäre es für uns – und natürlich auch für unsere Eltern –, wenn wir einen im Ort hätten“, heißt es in der Begründung für die Unterschriftensammlung. Forum 21 hat sich dem Wunsch der Kinder angenommen und hat einen entsprechenden Antrag für den Ausschuss am Dienstag eingereicht.