Reinbek. Eine Notunterkunft speziell für Familien hat Reinbek an der Hermann-Körner-Straße geschaffen.
Im Frühjahr wurde die Containerunterkunft an der Hermann-Körner-Straße gegenüber dem Sportpark fertiggestellt: zwei gebrauchte, gut erhaltene Containern mit jeweils vier 65 oder 80 Quadratmeter großen Wohnungen. Drei der acht Wohnungen der Notunterkunft in Reinbek sind aktuell belegt.
„Sukzessive sollen die übrigen mit Familien belegt werden, die momentan prekär untergebracht sind“, sagt Torsten Christ, Leiter des Reinbeker Bürgeramts. Die Unterkunft ist für Zuweisungen aus der Landesunterkunft in Neumünster für Zuwanderer und Geflüchtete vorgesehen.
Familien sollen in Reinbek ankommen können
Hausmeister Lars Rohloff (35) schließt eine der hellen Wohnungen im Erdgeschoss auf. Sie liegt im hinteren Containerbau, der an den Betriebshof angrenzt. „Es ist eine von zwei barrierefreien und behindertengerechten Wohnungen“, sagt der Hausmeister, der seit Beginn der Flüchtlingskrise 2015 im Team der Stadt dabei ist. Die Türen sind breit genug, um mit Rollator oder Rollstuhl hindurch zu kommen, Türklinken sind weiter unten montiert, und das Badezimmer ist mit Duschstuhl und Halterungen ausgestattet.
„An der Schulstraße wohnt beispielsweise ein blinder Junge, der auf einen Rollstuhl angewiesen ist“, erklärt Rohloff. Aktuell dient die Wohnung aber noch als Lager: Bettzeug, Töpfe, Pfannen, Geschirr und Wischmopps sind dort in Kisten untergebracht, wo bald eine Familie einziehen wird. Die Einrichtung, elektrische Geräte sowie die Böden sind neu.
Auch an den Spielplatz wurde bei der Notunterkunft für Familien gedacht
Das Außenareal wird demnächst noch hergerichtet. Da in der Unterkunft vornehmlich Familien wohnen sollen, soll es auch einen Spielplatz geben. Außerdem erhalten die Container noch einen frischen, roten Anstrich.
„Die jetzige blaue Farbe hielt der thermischen Belastung nicht stand, die Farbe platzt ab und hat Risse gebildet“, weiß der Hausmeister. In den kommenden Wochen sollen die Wohnungen auch mit WLAN ausgestattet werden.
Fast 400 Menschen leben in Reinbek in Notunterkünften
Aktuell kommen monatlich fünf bis zehn Geflüchtete nach Reinbek, weiß Rohloff. „Die Stadt hat das gut im Griff und hält die zu erfüllenden Quoten ein“, lobt der Hausmeister. Den Neuzuweisungen stehen drei bis vier Auszüge pro Monat gegenüber. Dies seien vor allem Einzelpersonen, berichtet er. Als Lars Rohloff 2015 bei der Stadt anfing, seien die Notunterkünfte mit 80 bis 100 Menschen pro Jahr belegt gewesen. „Jetzt sind es fast 400“, sagt der gelernte Maler und Lackierer von der Insel Usedom.
117 von ihnen sind Asylbewerber, 185 sind wohnungslos, 36 obdachlos, eine Person ist Umsiedler, bei neun Menschen ist der Status ungeklärt. Ein Großteil der Personen kommt aus Afghanistan und Syrien, gefolgt von Irak, Eritrea, Deutschland, Jemen, Iran und Montenegro. Insgesamt verfügt Reinbek über 20 Unterkünfte für Geflüchtete und Wohnungslose.
Neue Sozialpädagogin bringt umfangreiche Qualifikationen mit
Bei der Stadt Reinbek kümmern sich seit dem 1. Juli nun zwei Sozialpädagoginnen um die Geflüchteten. Stefanie Wilder (47) ist neu dabei, nachdem die Stelle knapp ein Jahr vakant war. Ursprünglich arbeitete sie als Erzieherin, auch in einer Kita in Oststeinbek. Zuletzt leitete sie die Nachmittagsbetreuung der Grundschule Schönningstedt. Nebenberuflich absolvierte Stefanie Wilder dann ein Studium der Sozialpädagogik, um ihre jetzige Stelle antreten zu können.
Während der Flüchtlingswelle 2015 war sie noch als Erzieherin tätig. „Was die Unterstützung geflüchteter Familien anging, war ich sehr eingeschränkt, es fehlten die zeitlichen Ressourcen“, sagt Stefanie Wilder. „Deshalb freue ich mich jetzt umso mehr auf die Arbeit und darauf, etwas für die Familien und Kinder zu tun.“
Die Wohnungsvermittlung gehört zu den schwierigsten Aufgaben
Sie steht in engem Kontakt mit den Menschen und lernt ihre Sorgen und Nöte kennen. „Durch Corona war es schwierig, Präsenz zu zeigen. Jetzt wollen wir dies wieder vermehrt in Angriff nehmen. Wir gehen raus in die Unterkünfte und gucken, wie es den Menschen geht. Durch das Gespräch vor Ort kommt auch gleich viel mehr ans Tageslicht. Alle haben unsere Telefonnummer. Aber die Hemmschwelle ist groß, bei Problemen anzurufen“, sagt Stefanie Wilder.
Die Wohnungsvermittlung ist ein wichtiger Bestandteil ihrer Arbeit. „Wir wollen die Menschen da zur Eigeninitiative anleiten. Aber es ist natürlich sehr schwer, eine bezahlbare Wohnung in Reinbek zu finden. Viele wollen in der Umgebung bleiben. Die Arbeit oder die Schule oder Kita der Kinder ist hier, und sie kennen sich hier schon aus“, sagt Stefanie Wilder. Mit der Flucht aus ihrer Heimat hätten sie schon einen großen Schritt gemacht, viele würden sich gerade deshalb nach Stabilität sehnen.
Eine Übersetzer-App erleichtert die Kommunikation mit den Flüchtlingen
Für den Kontakt haben die Sozialpädagoginnen eine Übersetzer-App, die über mehr als zehn verschiedene Sprachen verfügt. Zudem ist bei der Stadt ein Kultur- und Sprachmittler eingestellt. Ein Bundesfreiwilligendienstler unterstützt das Team.