Reinbek. Die Retter von der Freiwilligen Feuerwehr wünschen sich eine neue Wache an der Sachsenwaldstraße. Doch die lässt auf sich warten.
Dass die Zustände im Gerätehaus der Freiwilligen Feuerwehr Schönningstedt nur noch geduldet werden, ist heute ebenso unstrittig wie die Tatsache, dass Reinbek ohne die drei Ortswehren Reinbek, Ohe und Schönningstedt nicht mehr auskommt. Hintergrund sind die Hilfsfristen: In Deutschland sollte die erste Einsatzabteilung einer Feuerwehr den Einsatzort in fünf Minuten erreichen. Die ehrenamtlichen Retter aus Schönningstedt sind zuständig für den Stadtteil Krabbenkamp wie für einen Teil Neuschönningstedts und die Kreisstraße 80.
Abgesehen davon unterstützen sich die Ortswehren selbstverständlich gegenseitig. Hinzu kommen zwei Minuten für die Alarmierung und drei Minuten für das Anrücken und Umziehen der Freiwilligen, damit sie überhaupt ausrücken können. „Auch in Schönningstedt denken ja viele noch, wir würden in der Wache übernachten und wie im Film an der Stange in die Fahrzeughalle hinunterrutschen“, erzählt Claus Bretter, Schönningstedts Wehrführer, lachend.
Freiwillige Feuerwehr: Die Hälfte kommt im Notfall zu Fuß oder mit dem Fahrrad
Doch in Schleswig-Holstein gibt es kaum Berufsfeuerwehren. Alle Schönningstedter Feuerwehrleute sind Ehrenamtliche, etwa die Hälfte kommt sogar im Notfall zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Gerätehaus an der Oher Straße 1. Denn Parkplätze gibt es kaum. Zum Glück wohnen die meisten der 58 aktiven Feuerwehrmitglieder, darunter sechs Frauen, in der Nähe.
Wenn es ums Umziehen geht, können die aktuellen Sicherheitsstandards schon nicht mehr eingehalten werden: Jeder Quadratzentimeter der Wache wird genutzt. In der einstigen Dusche ziehen sich jetzt die sechs Feuerwehrfrauen um. Alle Ehrenamtlichen duschen zu Hause. „Nach dem Einsatz behelfen wir uns mit feuchten Tüchern, um den schädlichen Ruß und Stoffe, die sich beim Brand auf der Haut absetzen, zu entfernen“, erzählt Claus Brettner. Nicht nur in der Umkleide stehen die Spinde der Freiwilligen, sondern auch in der Halle, hinter und neben den Einsatzfahrzeugen. Ihre Kleidung müssen sie dort aufbewahren, wo sonst oft kontaminierte Einsatzmontur hängt.
Bei der Bürgerbeteiligung geht es auch um den Standort der künftigen Feuerwehrwache
Die Feuerwehrunfallkasse drückt alle Augen zu, weil die Politik den Neubau der Feuerwache bereits abgesegnet hat. „Wir sind zwar die letzten, die nach den Reinbekern und den Ohern dran sind, aber wir gehen davon aus, dass Politik und Stadt uns nicht vergessen“, sagt Brettner. Er habe bereits zu allen Fraktionen das Gespräch gesucht.
So werden bis Baubeginn noch einige Jahre ins Land ziehen. Allerdings sind die Schönningstedter dafür, schon jetzt über den Standort zu sprechen. Denn während der noch andauernden Diskussion über die Bürgerbeteiligung am Stadtteilplan Schönningstedt geht es auch um den Standort der künftigen Feuerwehrwache. Im Gespräch sind der heutige Recyclinghof oder auch die heutige Festfläche neben dem EKZ Sachsenwaldstraße. „Aber uns hat bisher noch niemand gefragt“, moniert Lars Kaiser, stellvertretender Wehrführer in Schönningstedt. Große Ansprüche wollen die Ehrenamtlichen nicht anmelden.
Die Ehrenamtlichen sind froh, dass am alten Standort noch nichts passiert ist
„Aber uns ist wichtig, dass wir gut vom Grundstück kommen und uns die Kameradinnen und Kameraden schnell erreichen, damit wir die Hilfsfristen einhalten können“, erklärt Claus Brettner. Er wünscht sich eine Lage an der Sachsenwaldstraße, um sowohl schnell im Krabbenkamp als auch an der K 80 helfen zu können. „Optimal wäre das Eckgrundstück an der Schönningstedter Straße, das jetzt noch landwirtschaftliche Fläche ist“, sagt der Wehrführer. Dem aber hat – zumindest vorerst – der jüngste Bürgerentscheid einen Riegel vorgeschoben.
Dass die Retterinnen und Retter mehr Platz brauchen, ist offensichtlich. „Wir können nicht mit weniger oder kleineren Fahrzeugen auskommen, wie eine Schönningstedterin bei einer der Bürgerworkshops für den Stadtteilplan gefordert hat“, stellt Brettner klar. In der Wache ist jeder Winkel genutzt: Der Stromgenerator ist oben an der Wand angeschraubt, damit darunter noch ein Getränkelager Platz findet, die dreieinhalb Fahrzeuge sind genau eingepasst. „Wenn wir sie vor die Tür stellen müssen, um in der Halle zu arbeiten, sind Fuß- und Radweg nicht mehr passierbar“, sagt Kaiser. „Das ist auf Dauer kein Zustand.“ Die Ehrenamtlichen sind froh, dass dort noch nichts passiert ist.