Hamburg. Neuer Vorstand der Bethesda-Stiftung, Lorenz Meincke, zieht positive Jahresbilanz. Welche Großprojekte den Standort sichern sollen.
Seit einem Jahr ist Lorenz Meincke das junge Gesicht hinter dem Erfolg des Agaplesion Bethesda Krankenhauses am Glindersweg. Der 45-jährige hat den Vorsitz des Klinik-Trägers Evangelische Stiftung Bethesda übernommen und wurde in diesem Ehrenamt so direkter Nachfolger seines Vaters Prof. Dr. Eberhard Meincke (79), der den christlichen Krankenhauskonzern Agaplesion mit in die Verantwortung für die Bergedorfer Klinik holte.
„Die Fusion vom Oktober 2019 war der richtige Schritt, um unser Bethesda Krankenhaus zukunftsfähig zu machen. In diesem Verbund haben wir die schwierigen Jahre der Corona-Pandemie ohne Probleme überstanden und sind sogar stetig gewachsen – passend zur Bevölkerung des Bezirks Bergedorf und seiner Nachbargemeinden“, sagt Lorenz Meincke mit Blick auf die heute fast 1000 Mitarbeiter der Klinik. Und er ist überzeugt: „Auch das Krankenhauszukunftsgesetz von SPD-Gesundheitsminister Karl Lauterbach wird uns nicht aus der Bahn werfen, auch wenn es viel Arbeit und noch mehr Investitionen bedeutet. Vor allem in die jetzt geforderte umfangreiche Digitalisierung.“
Bethesda Krankenhaus: Bergedorfs Klinik setzt auf umfangreiche Digitalisierung
Optimistisch macht den Betriebswirt, der beruflich Geschäftsführer des Dresdner Gesundheitsdienstleisters Medig ist, die moderne Trägerstruktur des Bethesda Krankenhauses: Agaplesion hält 60 Prozent, die Stiftung ist mit 40 Prozent nur noch Minderheitsgesellschafter, hat im Vertragswerk mit dem Frankfurter Konzern aber festgeschrieben, dass alle maßgeblichen Entscheidungen, vor allem die zum Personal, nur einstimmig gefasst werden können.
„Zudem haben wir als Teil dieses Konzernverbundes mit 22 Kliniken Zugang zum gemeinsamen Finanzierungstopf, in den alle Häuser einzahlen, bei Problemlagen aber eben auch unterstützt werden“, sagt Meincke, der mit seiner Familie kaum einen Kilometer vom Bethesda entfernt in Bergedorf lebt. Und obwohl er selbst Betriebswirt ist, lobt er die Grundsätze von Agaplesion: „Dort steht nicht Gewinnmaximierung im Mittelpunkt, sondern gemäß der christlichen Werte die Qualität der Pflege und die Menschlichkeit im Umgang mit den Patienten. Das unterscheidet ihn von den vielen rein wirtschaftlich ausgerichteten Konzernen im Medizinbereich und auch manchem kommunalen Träger.“
Kooperation von Bethesda Krankenhaus und Diakonie-Klinikum Eimsbüttel
Gleichzeitig sei es „sehr effektiv“, Teil eines großen Verbundes zu sein: „Es verschafft uns eine weit bessere Verhandlungsposition, etwa im Bereich der Sachkosten wie beim Ankauf von medizinischem Material“, sagt Lorenz Meincke, der auch den Schulterschluss mit dem Diakonie-Klinikum Eimsbüttel, dem zweiten Agaplesion-Krankenhaus in Hamburg, nicht missen möchte: „Hier gibt es noch viel Potenzial zur engeren medizinischen Kooperation beider Häuser, von der letztlich alle Patienten in Bergedorf und Eimsbüttel profitieren.“
Dass darunter keine Fusion fällt, steht für Lorenz Meincke außer Frage. Auch nicht die der Verwaltung, wo das überraschende Ausscheiden von Bethesda-Geschäftsführerin Maria Theis kurz vor Weihnachten zu etlichen Gerüchten geführt hat: „Genau dafür halten wir als Stiftung ja weiter 40 Prozent der Gesellschafter-Anteile an der Bethesda Krankenhaus gGmbH“, macht er deutlich. „Bergedorf bleibt ein eigenständiger und voll funktionsfähiger Standort.“
Erweiterung der Notaufnahme großes Thema der näheren Zukunft
Der Stiftungschef betont, „den in den vergangenen zehn Jahren erarbeiteten guten Ruf des Bethesda Krankenhauses bei den niedergelassenen Ärzten und besonders auch in der Bevölkerung nicht durch fragwürdige Entscheidungen aufs Spiel zu setzen. Darum ist ganz klar: Die Übernahme unserer Geschäftsführung durch Jörn Wessel vom Diakonie-Klinikum ist nur eine Interims-Lösung. Die Neubesetzung wird im Jahr 2024 erfolgen, die Ausschreibung läuft.“
Als weitere kurzfristig anstehende Aufgabe sieht Lorenz Meincke neben dem gesetzlich geforderten Ausbau der Klinik-Digitalisierung die Realisierung der schon länger geplanten deutlichen Erweiterung der Notaufnahme für einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag. „Hier laufen Gespräche mit der Stadt Hamburg“, sagt er. „Allerdings werden für jeden Erweiterungsbau auch zusätzliche Parkplätze gefordert. Und da sieht es auf und rund um unsere Klinikgelände leider sehr eng aus.“
Einzige Chance könnte ein modernes Parkhaus auf dem Fritz-Reuter-Sportplatz an der Justus-Brinckmann-Straße sein. Doch auch wenn das jetzt von Bergedorfs Politik ins Wohnungsbauprogramm aufgenommen worden ist, sucht man in den ersten Ideen für die Überplanung ein Parkhaus vergeblich.
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Sorgen um die Konkurrenz durch das Johanniter-Krankenhaus in Geesthacht und Reinbeks St. Adolf-Stift macht sich Lorenz Meincke nicht: „Gerade der Wettbewerb mit dem kaum mehr als zwei Kilometer Luftlinie entfernten St. Adolf-Stift ist in meinen Augen wichtig, um bei Qualität und Leistung unseres Hauses nie die Hände in den Schoß zu legen.“
Auch die Nähe zu den großen Hamburger Kliniken sieht er nicht als Bedrohung: „Die in den vergangenen Jahre aufgebaute große Differenzierung unseres Behandlungsspektrums, unter anderem mit eigenen Kliniken für Kardiologie, Geriatrie, Neurologie sowie Unfallchirurgie und Orthopädie, hat dazu geführt, dass wir qualitativ gleichwertig sind. So bleiben die Patienten bei uns, was angesichts der Größe der Region Bergedorf auch künftig der Normalfall bleiben wird.“