Geesthacht. Moritz Sawade will das Johanniter-Krankenhaus zukunftssicher aufstellen. Warum sich das Vorhaben „Umzug der Geriatrie“ verzögert.
Der erste offizielle Termin von Moritz Sawade als neuem Leiter des Johanniter-Krankenhauses Geesthacht hatte es gleich in sich. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) stattete am 2. November den Krankenhäusern in Reinbek und Geesthacht einen Besuch ab, um über die geplante Krankenhausreform zu sprechen. Der junge Sawade (33) hat das Haus am Runden Berge in schwierigen Zeiten übernommen und ist bereits der dritte Klinik-Leiter in eineinhalb Jahren.
Seine Aufgabe ist, das Geesthachter Krankenhaus in einer sich wandelnden Krankenhaus-Landschaft zukunftsfähig aufzustellen und dies, ohne zu wissen, wie sich Lauterbachs Reformpläne auf den Regelversorger an der Elbe auswirken. „Von unserem Portfolio sind wir nicht der klassische Regelversorger. Allein das erteilt uns, meiner Meinung nach, eine Daseinsberechtigung. Ich gehe davon aus, dass der Standort nicht zur Debatte steht“, blickt der Bahrenfelder zuversichtlich in die Zukunft.
Die Auswirkungen der Krankenhausreform
Sawade folgt auf Frank Germeroth (63), der im Juni 2022 Carsten Schwab beerbt hatte. Von ihrem langjährigen Geschäftsführer hatten sich die Johanniter damals nach 14,5 Jahren getrennt. Offiziell einvernehmlich, nach Informationen unserer Redaktion war die Johanniter-Zentrale in Berlin allerdings nicht mit dessen angedachter Ausrichtung der Klinik einverstanden. Germeroth war derweil von vornherein nur eine Übergangslösung und per Arbeitnehmer-Überlassung engagiert.
Sawade hat als Klinik-Direktor Prokura in Geesthacht, untersteht anders als Schwab aber Matthias Becker, dem Geschäftsführer der Johanniter GmbH. Sawades vordringlichste Aufgabe: Zusammen mit der Ärztlichen Direktorin Ulrike Hammad-Greiff und Oberin Carmen Schönberg muss er den Umzug der geriatrischen Johanniter-Klinik in Edmundsthal ins Haupthaus organisieren. „Trotz der Ungewissheit bei der Krankenhausreform, die zu Unzufriedenheit bei allen Beteiligten führt, müssen wir wandelbar bleiben. Dazu gehört nicht nur der Umzug, sondern auch um Reorganisation der Strukturen“, betont Sawade, der sich in seinem BWL-Studium auf den Gesundheitssektor spezialisiert hat und das Nachwuchsführungskräfteprogramm bei den Asklepios-Kliniken durchlief.
Wann die geriatrische Klinik Edmundsthal verlässt
Ursprünglich sollte der Umzug der Geriatrie bereits im Dezember beginnen. „Das verzögert sich aber bis ins zweite Halbjahr 2024“, sagt Sawade. Dann sind alle 650 bis 680 Mitarbeiter unter einem Dach, was wiederum die Kosten in Geesthacht senkt. Das Haus in Edmundsthal ist renovierungsbedürftig. Was in Zukunft damit geschieht, ist offen, derzeit würden zwei Optionen geprüft. „Es ist nichts konkret. Aber es wurde schon angefragt, ob das Haus als Flüchtlingsunterkunft genutzt werden kann und auch mit unserem benachbarten Johanniter-Seniorenzentrum sprechen wir wegen einer etwaigen Erweiterung“, sagt Sawade.
Im Haupthaus am Runden Berge wurden bereits die Stationen, wie ein Teil der Inneren Abteilung, renoviert und auf den Umzug der Geriatrie vorbereitet. Wo die Geriatrie tatsächlich einzieht, hängt derweil davon ab, was die Krankenhausreform für Geesthacht mit sich bringt. Mit der Geriatrie, der Psychiatrie, die das innovativste Konzept in Deutschland hat, der Geburtsklinik und dem Adipositas-Zentrum, die beide zertifiziert sind, sowie der neuen Rettungswache und einer ständig besetzen Kardiologischen Abteilung sei das Haus zukunftsfähig aufgestellt.
Finanzielles Defizit fällt geringer aus
Allerdings, und das macht die Krankenhausreform so kompliziert: Der Bund setzt zwar den Rahmen der Reform und hat auch die Vergütungshoheit für die Krankenhäuser, dagegen stellt jedes Bundesland die eigenen Pläne für die Krankenhauslandschaft auf. Deshalb konnte Bundesgesundheitsminister Lauterbach sich auch nicht konkret zur Zukunft des Geesthachter Hauses äußern.
Er lobte das aus seiner Sicht geringe finanzielle Defizit im Jahr 2022 von 2,5 Millionen Euro. „Ich hätte eine viel höhere Summe erwartet“, sagte Lauterbach bei seinem Besuch. Und dieses Ergebnis wird 2023 noch besser ausfallen. „Ich gehe von einem geringeren Minus aus, kann aber noch keine Größenordnung nennen“, sagte Sawade. Aktuell würden Budget-Verhandlungen mit Kostenträgern laufen. „Unser Vorteil ist, ein Krankenhaus in einem großen Krankenhausverbund zu sein. Bis die Krankenhausreform greift, muss der Bund die Finanzierungslücke mit einem Vorschaltgesetz schließen“, betont der Geesthachter Klinik-Direktor.
Caféteria schließt am 14. Dezember
Derweil erstellt die Kieler Landesregierung eine Krankenhaus-Bedarfsanalyse, die im Frühjahr vorliegen soll. Die schleswig-holsteinischen Kreise hatten im November gefordert, dass eine flächendeckende, hochwertige Versorgung sichergestellt werden soll und eine aktive Einbindung in die Reformprozesse gefordert. In Geesthacht hoffen sie vor allem, dass auch die Geburtsklinik vor Ort erhalten bleibt. Das Hebammenwesen wurde gerade zum immateriellen Kulturerbe der Menschheit erklärt.
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Keine Zukunft hat in Geesthacht die eigene Küche. Die öffentlich zugängliche Kantine öffnet am 14. Dezember zum letzten Mal. 23 Mitarbeiter verlieren ihre Arbeitsplätze. Ein Sozialplan ist ausgehandelt. Diese Essensversorgung von Patienten und Mitarbeitern läuft fortan über einen externen Dienstleister. „Geplant ist, dass die Cafeteria ab dem 8. Januar auch wieder für den Publikumsverkehr öffnet“, sagt Moritz Sawade.