Bergedorf. Stiftungschef der Bergedorfer Klinik zieht sich nach 35 Jahren zurück. Nächste Generation ist schon am Start. Wie es weitergeht.
Am Dienstag geht im Bethesda Krankenhaus eine Ära zu Ende: Nach fast 35 Jahren als ehrenamtlicher Chef der Klinik-Gesellschaft stellt sich Prof. Dr. Eberhard Meincke nicht mehr zur Wiederwahl. „Ein komisches Gefühl, plötzlich nichts mehr mit dem Bethesda zu tun haben zu sollen“, sagt der mittlerweile 78-jährige Wirtschaftsjurist, der seit 1988 im Vorstand der Bethesda-Stiftung und seit dem Zusammenschluss mit der Agaplesion AG 2020 auch Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist.
In die Ära Meincke fallen eine ganze Reihe wegweisender Entscheidungen für Bergedorfs Klinikum. So war er es, der Ende der 90er-Jahre die Fusion des Bethesda mit dem Allgemeinen Krankenhaus Bergedorf am Gojenbergsweg managte – und als Jurist auch das Vertragswerk formulierte, mit dem beide Häuser von 2000 bis 2006 Stück für Stück zu dem heute fast 1000 Mitarbeiter großen Medizinbetrieb verschmolzen. Es war der erste Prozess dieser Art in Deutschland.
Vier Kliniken unter dem Dach des Bethesda Krankenhauses gegründet
Es folgten etliche Neubauten auf dem heutigen Gelände am Glindersweg, einschließlich der Gründung neuer Kliniken unter dem Dach des Bethesda. Darunter die für Geriatrie, für Neurologie, für Kardiologie und 2021 schließlich die Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie.
Parallel dazu streckten Eberhard Meincke und sein sechs Mitglieder kleiner Vorstand der Bethesda-Stiftung als Träger des Krankenhauses ab 2017 die Fühler aus nach einem starken Partner, um Bergedorfs Krankenhaus zukunftsfähig zu machen. „Wir fanden ihn 2020 in der gemeinnützigen Agaplesion AG aus Frankfurt am Main, die sich wie wir dem Diakonie-Gedanken verpflichtet fühlt, der buchstäblich praktizierten Nächstenliebe“, sagt Meincke, der noch im selben Jahr die Verträge unterzeichnete, mit denen Agaplesion 60 Prozent der Bethesda-Anteile erwarb und die Stiftung damit zum Minderheitsgesellschafter machte.
Mehr als zwei Jahre länger im Amt geblieben, als ursprünglich geplant
„Ich glaube, so sind unsere Klinik und mit ihr ganz Bergedorf medizinisch gut für die Zukunft aufgestellt“, ist sich der Jurist sicher, der mit den Frankfurtern ganz nebenbei auch die Zusage aushandelte, dass der Vorsitzende der Gesellschafterversammlung nach Möglichkeit aus der Bethesda-Stiftung kommen sollte. Und zur Sicherheit blieb er noch gut zwei Jahre länger als bis zu seinem ursprünglich zum 75. Geburtstag geplanten Abschied im Amt: „So lange braucht es, um sicher zu sein, dass eine solche Fusion gut funktioniert.“
Tatsächlich bleibt aber auch nach dem Ausscheiden von Eberhard Meincke die Familie in der Stiftung vertreten: Tochter Dr. Saskia Kleier ist ebenso wie Sohn Lorenz Meincke bereits Teil des Stiftungsvorstandes, er sogar designierter Nachfolger des Vaters. Ob Lorenz Meincke, beruflich Kaufmann im Bereich Medizintechnik, auch Nachfolger im Vorsitz der Gesellschafterversammlung wird, entscheidet sich bei deren Sitzung am Dienstag.
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Eberhard Meincke selbst war seinerzeit übrigens auf seinen Vater in die Bethesda-Stiftung gefolgt – und sogar auch auf seinen Schwiegervater: Dr. Oscar Meincke hatte als Senatssyndikus und Chef der Hamburger Liegenschaft Anfang der 50er-Jahre dafür gesorgt, dass das in Hamburg-Hamm 1943 ausgebombte Bethesda-Krankenhaus ein neues Grundstück in Bergedorf bekam – seinen heutigen Sitz am Glindersweg. Bis zu seinem Tod 1971 war er nebenbei und ehrenamtlich Schatzmeister der Stiftung.
Auf Meincke senior folgte als Schatzmeister Gerhard Mau, der Vater von Eberhard Meinckes Ehefrau Sigrid, mit der er seit 1969 verheiratet ist. „Es fühlt sich gut an, diese Familientradition nicht nur weitergeführt zu haben, sondern jetzt sogar an die nächste Generation übergeben zu können“, sagt Eberhard Meincke. „Aber es wird mir schon fehlen, mich nicht mehr zwei- bis dreimal pro Woche ausführlich mit Bethesda-Themen befassen zu müssen.“