Hamburg. Baugenossenschaft Bergedorf-Bille befürchtet „Parksuchverkehr aus Oberbillwerder“ und legt der Politik Konzept für Parkhäuser vor.
Triste Parkhäuser mit Etagen voller Autos sind für Stadtplaner lange passé: Mobility Hubs heißen die modernen Gegenentwürfe, in denen das Parken mit anderen Nutzungen wie etwa Gewerbe und Sport kombiniert werden soll. Nun sollen diese Parkhäuser der Zukunft nicht nur in neuen Stadtteilen wie Oberbillwerder, sondern auch in gewachsenen Wohngebieten den ruhenden Verkehr neu ordnen: Die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille hat jetzt Politikern im Stadtentwicklungsausschuss die Ergebnisse einer Konzeptstudie für Bergedorf-West vorgestellt.
Etwa 900 Wohnungen gehören der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille in Bergedorf-West – und exemplarisch für diese und andere Gebiete wurde nun der Bereich zwischen Ladenbeker Furtweg, Billwerder Billdeich und Friedrich-Frank-Bogen betrachtet. Dazu ein Zipfel nordöstlich, bei der Berufsschule, der allerdings nicht Eigentum der Baugenossenschaft ist. „Wir sind getrieben von den Entwicklungen für Oberbillwerder“, stellte Marko Lohmann, Vorstand der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille, im Ausschuss fest. Die Auswirkungen des neuen Stadtteils würden später „in all diesen Bereichen“ spürbar sein.
Mobility Hubs in Bergedorf-West: Baugenossenschaft favorisiert zwei Standorte
Lohmann rechnet durch den künftigen Stadtteil, der nah an Bergedorf-West heranrückt, mit stärkerem Parkdruck. Aber auch mit „ganz neuen Wegebeziehungen“ zwischen dem alten und dem neuen Quartier. Deshalb will die Bergedorf-Bille schon jetzt die alten Strukturen ihrer Wohngebiete hinterfragen und „neue Impulse“ vorantreiben.
Mobility Hubs sind ein wesentlicher Bestandteil. Nach dem Vorbild Oberbillwerders könnten sie auch in dem Gebiet in Bergedorf-West die Mobilität neu ordnen und gleichzeitig Flächen freimachen, auf denen jetzt geparkt wird. Doch ganz leicht war die Standortsuche nicht: Die Verkehrsanbindung, ausreichende Flächengrößen, Zufahrt für Müllabfuhr und Feuerwehr, wenig Parksuchverkehr und weitere Parameter mussten betrachtet werden. Von fünf Standorten blieben erst drei übrig, dann zwei favorisierte: einer nördlich bei der Berufsschule, einer südlich am Friedrich-Frank-Bogen auf einer jetzigen Parkfläche. Ein weiterer am Karlshof wird noch mit geprüft.
Baukosten belaufen sich pro Parkhaus wohl auf zehn Millionen Euro
Die Mobility Hubs in Bergedorf-West müssten deutlich kleiner sein als ihre Vorbilder in Oberbillwerder. Die Grundidee wäre aber die gleiche – also Parkflächen kombiniert mit attraktiven Nutzungen beispielsweise durch Sport und Gewerbe. Etwa zehn Millionen Euro würde eines der fünfgeschossige Zukunftsparkhäuser in Bergedorf-West kosten, schätzte Marko Lohmann.
Auch die wirtschaftliche Seite müsse deshalb „sehr sorgsam betrachtet“ werden. Allein durch Parkeinnahmen oder gewerbliche Mieten sei eine Gegenfinanzierung der Mobility Hubs für die Bergedorf-Bille nicht möglich. Womöglich müssten die freigewordenen Potenzialflächen zwischen den Häusern zur Refinanzierung genutzt werden – wie, blieb offen. Sicher ist: Das Parken in den Mobility Hubs wird kostenpflichtig sein, stellte Lohmann fest. Nicht allein aus wirtschaftlichen Gründen, sondern auch, um keinen Parksuchverkehr aus Oberbillwerder anzulocken.
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Dass gerade die wenig wohlhabenden Menschen in Bergedorf-West künftig fürs Parken zahlen müssen, bereitete den Bezirkspolitikern allerdings Bauchschmerzen. Auch dass ein Mobility Hub sehr nahe an der Grundschule Friedrich-Frank-Bogen entstehen könnte, sei wenig optimal.
Doch diese und viele weitere Fragen sind noch nicht abschließend geklärt. Ein Mobilitätskonzept für das im Wandel begriffene Bergedorf-West wird demnächst Thema im Verkehrsausschuss sein. Und auch die Studie der Bergedorf-Bille zu den Mobility Hubs soll noch weiterentwickelt und mit weiteren Vorhaben im Gebiet abgestimmt werden.