Hamburg. Nach 30-jährigem Bestehen will die neue Leiterin vieles auffrischen – und wirbt für neue Ideen am Sonnabend beim „Fest in West“.

Die Schauspieler, Sänger, Sportler, Schach- und Skatspieler waren dabei, als am vergangenen Wochenende das 30-jährige Bestehen vom Bürgerhaus Westibül gefeiert wurde – sogar mit dessen langjähriger Leiterin Dagmar Kossendey in der „Klönschnack-Ecke“. Schlag auf Schlag soll es gleich weitergehen mit der Feierei: Am Sonnabend, 9. September, gibt es wieder das „Fest in West“, das auf dem Marktplatz gefeiert wird. Von 14 bis 18 Uhr bieten alle 22 Vereine, die in der Arge (Arbeitsgemeinschaft Bergedorf-West) mitwirken, ein buntes Programm an – von der Tombola über Salsa-Tänze bis hin zu den Motorrädern der Bergedorfer Polizei.

Dabei soll das von der Arge getragene Bürgerhaus am Friedrich-Frank-Bogen 59 künftig anders anmuten, „mit frischem Wind, als Westibül ZweiPunktNull, das für alle offen ist und zum Mitmachen anregt“, sagt die neue Leiterin Claudia Dreyer, die in Bergedorf aufgewachsen ist – und versucht, das gewachsene Netzwerk mehr nach außen zu öffnen: „Nach 30 Jahren ist alles ein bisschen betriebsblind geworden, ich möchte gern neue Gesichter ansprechen“, sagt die 55-Jährige.

Bürgerhaus Westibül: Das Café soll noch mehr genutzt werden

Gestern waren es nur vier Damen, manchmal kämen aber bis zu 25 Gäste zum Mittagstisch, dessen günstigstes Gericht für vier Euro angeboten werde: „Das Café ist unser Herzstück, ich würde es gern mehr beleben mit einem Tango-Nachmittag, einem russischen Treffen oder einem musikalischen Trio, das regelmäßig auftritt“, sagt Claudia Dreyer, die schon oft bewiesen hat, dass sie anpacken kann – in 40 Jahren in der Theater- und Veranstaltungsbranche.

Nachdem sie das Fach Kostümbild an der Armgartstraße in Hamburg studiert hatte, sorgte sie für kreative Kostümbilder im Tivoli-Theater, leitete sie die Requisite im Ohnsorg-Theater und blieb 14 Jahre lang beim Stage-Management im Operettenhaus auf der Reeperbahn. „Die Bühne muss sicher sein, die Requisiten stimmen, die Schauspieler pünktlich sein“, erklärt sie die Abläufe in der Bühnenorganisation, die sie auch im Allee-Theater übernommen habe sowie im Theater für Kinder an der Max-Brauer-Allee.

Kulturnächte, Workshops und Kinderkunstclub im Westibül geplant

Allein: Irgendwann passten die Arbeitszeiten nicht mehr so gut, weil sie inzwischen selbst zwei Kinder (elf und 14 Jahre alt) hat: „Da kann ich nicht mehr auf Abruf zu allen Proben und Aufführungen. So habe ich zunächst Puppenbau an Kindergärten und Schulen angeboten – bis ich von der halben Stelle hier im Bürgerhaus erfuhr“, berichtet die 55-Jährige, die in Altona-Nord wohnt.

Die Personalstelle, die sie sich mit der langjährigen Mitarbeiterin Valentina Rudi teilt, sei optimal für sie, so Dreyer: „Jedenfalls ist es sinnstiftender als das Theater, in dem sich die Leute bloß berieseln lassen. Ich komme vom Tun, möchte Aufgaben und Probleme lösen.“

Zwar wird in diesem Jahr das beliebte „Dinner in West“ ausfallen, aber für 2024 gibt es viele Ideen: Angedacht seien Kulturmärkte mit bildenden Künstlern und Musikern, zudem Workshops zu den Themen Resilienz, Präsenz und Achtsamkeit, gemeinsam mit der Grundschule Friedrich-Frank-Bogen könne sie sich auch einen Kinderkunstclub vorstellen: „Wäre doch schön, wenn etwa Vogelhäuschen für den ganzen Stadtteil gewerkelt werden.“

Bevor dann auch noch eine eigene Webseite kommt, vielleicht auch eine Auffindbarkeit bei Instagram, sei viel Motivationsarbeit zu leisten, denn „wir wollen nicht drei Jahre im Stillstand verharren, bis der Stadtteil vielleicht ein neues Bürgerhaus bekommt – am liebsten mit einer technisch gut ausgestatteten Bühne, einem Kursraum mit Schwingboden und einem Wasseranschluss im Kunstraum.“