Bergedorf. Tourismus mit dem Camper boomt. Bezirk hat nun drei Flächen für Stellplätze im Auge. Aber es sind noch viele Fragen offen.
Die Stadt Geesthacht hat es vorgemacht: Seit mehreren Jahren betreibt die Kommune einen Wohnmobilstellplatz am Elbufer, nahm damit zuletzt 16.835 Euro ein. Und weil von März bis September immerhin 2405 Übernachtungen am Alten Schiffsanleger 777 verbucht wurden, soll der Platz sogar weiter ausgebaut werden. Bergedorf kann davon bisher nur träumen: Aktuell gibt es im Bezirk keine Stellplätze für Wohnmobile, nur angrenzend einige wenige. Das soll sich allerdings ändern: Nachdem die Bezirkspolitiker im Juli 2022 die Verwaltung beauftragt hatten, mögliche Plätze zu suchen, werden jetzt drei Standorte geprüft.
Konkret ist das eine Privatfläche in Ochsenwerder, deren genauer Standort allerdings noch geheim ist. Zudem ein Bereich des AKN-Geländes am Neuen Weg, unweit des Grabelandes. Und eine Fläche am Sander Damm: Zwischen dem Autohaus Krüll und dem Schleusengraben liegt ein nicht allzu großes Stück Brachland, das der Stadt Hamburg gehört. Zwar nicht besonders schön, aber dafür zentrumsnah gelegen.
Platz für Wohnmobile: verkehrsgünstig und in der Nähe touristischer Ziele
Die Standorte sind das vorläufige Resultat einer komplizierten Suche. Denn die Stellplätze müssen einige Kriterien erfüllen. Sie sollen günstig an Straßen und Radwegen liegen und gleichzeitig Ausflugsziele und Gastronomie in der Nähe haben. Es sollte zudem gültiges Planrecht geben. Stellplatz ist auch nicht gleich Stellplatz, hatte Baudezernent Lars Rosinski bereits im Sommer den Bezirkspolitikern klar gemacht: Die von Experten definierten Kategorien reichen vom einfachen Transitplatz ohne Infrastruktur bis zum Luxus-Campingplatz mit Wasser, Strom, WLAN und allem, was der Wohnmobilnutzer so für einige Tage braucht. Die Bergedorfer Politiker wünschen sich einen Platz der mittleren Kategorie für etwa 15 Wohnmobile – Strom sollte es also mindestens geben.
Wer könnte Betreiber der Standorte sein?
Aktuell werden die drei Flächen näher untersucht, ehe laut Bezirksamt ein Zwischenstandsbericht für die Sitzung des Wirtschaftsausschusses im April vorgesehen ist. Bei der genaueren Prüfung geht es um das vorhandene Planrecht oder um die nötige Höhe an Investitionen. Doch selbst wenn, wie gewünscht, alle drei Standorte der näheren Betrachtung standhalten, ist eine weitere Frage ungeklärt: Wer soll diese Wohnmobilstellplätze betreiben?
Es geht um den Service vor Ort, um Pflegemaßnahmen oder das Einhalten von Regeln. Auf privatem Gelände hätte das Bezirksamt ohnehin wenig Mitspracherecht, müsste nur die Genehmigung erteilen. Auf öffentlichen Flächen könnte es entweder selbst Betreiber werden oder einen privaten Pächter gewinnen. Ersteres scheidet aber aus – der Bezirk habe dafür keine Ressourcen, heißt es. Bleibt nur eine Kooperation zwischen Bezirksamt und Pächter: Die Verwaltung würde dann die Fläche bereitstellen, sie herrichten und pflegen. Der Pächter plante den Platz, organisierte Werbung und Marketing, böte den Kundenservice und machte die Abrechnungen. Tatsächlich habe das Bezirksamt schon erste Gespräche mit potenziellen Betreibern geführt, heißt es. Aber auch für weitere Standortvorschläge ist das Bezirksamt noch offen.
- Wer im Sommer heiraten will, sollte sich sputen
- Vierländer Naturkita hat nun eine „klitzekleine“ Schwester
- Zu schmal: August-Bebel-Straße wird zur Einbahnstraße
Nicht nur in Bergedorf wird das Thema Wohnmobilstellplätze jetzt mit Macht vorangetrieben: Auch in den Umlandgemeinden wurde das Potenzial dieses aufstrebenden Tourismuszweiges längst erkannt. Das Herzogtum Lauenburg etwa will sich als Naherholungsgebiet weiter etablieren, setzt dabei auch auf den Camping- und Wohnmobilboom: In Gesprächen mit den Kommunen werden derzeit weitere Stellplätze für Wohnmobile gesucht.