Geesthacht. Der Wohnmobilstellplatz am Geesthachter Elbufer erfreut sich nach dem Re-Start wieder großer Beliebtheit.
„Vrijheid is een volgetankte Mercedes“, steht in ihrer niederländischen Landessprache in großen Buchstaben am Heck des Wohnmobils von Rita und Peter Teune. „Freiheit ist ein vollgetankter Mercedes.“ Getreu diesem Motto hat das Paar aus Blankenham in der Provinz Flevoland ihren 52 Jahre alten Daimler aufgetankt und genießt jetzt endlich wieder die Freiheit.
Ihre coronabedingt erste Tour seit einem Jahr führte die Teunes auf den Wohnmobilstellplatz am Elbufer in Geesthacht, der erst seit dem Ende der vergangenen Woche wieder für Gäste geöffnet ist. „Es ist ein schöner Platz am Wasser“, sagte Rita Teune. Halt genau so, wie es viele Wohnmobilisten lieben. Die Teunes wollten immer weiter die Elbe rauf bis nach Tschechien.
Rathaus und Tourist-Information hatten zahlreiche Anfragen bekommen
Ingrid Meyer und Klaus Sauermann aus Hamburg-Bramfeld sind dagegen Stammgäste am „Alten Schiffsanleger 777“, wie der Platz offiziell heißt. Die Zahl geht auf das Kunstwerk von Otto Neumeister am Elbufer mit den drei farbigen Siebenen zurück, das anlässlich des 777-jährigen Stadtjubiläums entstand.
Die Wohnmobilfahrer Meyer und Sauermann hatten sich nicht als einzige telefonisch nach der Wiederöffnung ihres Lieblingsplatzes erkundigt. Rathaus und Tourist-Information wurden mit Anrufen fast schon „bombardiert“, wie es heißt. Was Sauermann aber freute: „Als es wieder losging, hat man uns dann sogar angerufen.“
„Der Platz hier ist gut, sauber und vom Preis her toll“
Weil seine Partnerin noch tageweise arbeitet, machen die beiden oft mehrtägige Kurztrips in die nähere Umgebung. „Der Platz hier ist gut, sauber und vom Preis her toll. Kein Vergleich zu Drage, wo wir 18 Euro am Tag zahlen sollen“, ergänzt Sauermann. In Geesthacht beträgt die Parkgebühr sieben Euro pro Tag. Maximal drei Tage dürfen Urlauber am Stück bleiben.
Nur warum der Platz lange noch geschlossen war, während andere bereits öffneten, verstehen die beiden Hamburger nicht. „Anderswo gibt es Betreiber der Plätze. Wir als Stadt hatten niemanden, der die Corona-Regeln kontrolliert“, entschuldigt Bürgermeister Olaf Schulze.
Politessen übernehmen jetzt die Überwachung der Coronaregeln
Laut Verordnung gelten Wohnmobilstellplätze als Beherbergungsstätten. Bei der Anreise muss entweder ein negativer Test, der Nachweis der vollständigen Impfung oder Genesung vorgelegt werden.
Und woher kommt das Personal jetzt, das kontrolliert? „Manchmal braucht es halt Zeit, um Lösungen zu finden. Wir haben bei uns die Aufgaben umstrukturiert. Jetzt machen das die Politessen“, sagte Schulze und hob hervor, dass auch die Luca-App zur Datenerfassung zunächst nicht funktionierte. Ein schlechtes Handy-Netz kritisierte Peter Teune auf dem Platz, derweil Klaus Sauermann betonte, schon jeden Tag kontrolliert worden zu sein.
Stellplatz soll für rund 132.000 Euro aufgewertet werden
Maximal zehn Mobile sind pandemiebedingt zugelassen. Eigentlich gibt es 16 Stellplätze. 2019, im letzten Jahr vor Corona, hatte die Stadt damit etwa 22.200 Euro eingenommen. Das entspricht über 3000 bezahlten Übernachtungen.
Inzwischen haben die Widerstände aufgehört, die es anfangs gegen die Einrichtung des Platzes gegeben hatte. Die Verwaltung möchte ihn gerne aufwerten. Die Zufahrt soll künftig mit einer Schranke geregelt werden, sodass Besucher ihren bezahlten Platz auch zwischenzeitlich verlassen können, ohne dass ein anderes Mobil ihnen den Platz wegnimmt.
Die AktivRegion soll das Gro der Investitionskosten übernehmen
Ein neuer Kassenautomat würde vor der Schranke platziert werden. Darüber hinaus sollen die Stromsäulen neu angeordnet werden, eine beleuchtete Tafel die Belegung anzeigen und vier weitere Hinweisschilder im Stadtgebiet errichtet werden. Zur besseren Abgrenzung vom Elbwanderweg soll ein Zaun das Abkürzen über den Wohnmobilstellplatz künftig verhindern.
Die Kosten schätzt die Verwaltung auf knapp 150.000 Euro, von denen maximal 100.000 Euro über die AktivRegion gefördert werden können. Im aktuellen Haushalt der Stadt sind 36.000 Euro mit einem Sperrvermerk versehen. Der Bauausschuss hatte sich während seiner jüngsten Sitzung mehrheitlich für das Einwerben weiterer Finanzmittel ausgesprochen.