Hamburg. Der Tag im Überblick: Labormediziner plädiert für sanfte Lockerungen. Kassenärzte wollen radikale Wende beim Testen.

Die Corona-Zahlen in Hamburg und dem Norden explodieren, doch eine Verschärfung der Regeln plant die Elbmetropole bislang nicht. Angesichts vieler Neuinfektionen und der 2G-plus-Regel müsse zunehmend getestet werden, sagte Senatssprecherin Julia Offen – räumte aber zugleich ein: "Die Testkapazitäten in Hamburg sind ziemlich am Anschlag."

>>Dieser Artikel wird nicht mehr aktualisiert. Hier kommen Sie zu den aktuellen Corona News für Hamburg und den Norden.<<

Besonders bemerkbar macht sich die Ausbreitung der hochansteckenden Omikron-Variante neben den Schulen nun auch in den Kitas 25 Einrichtungen mussten in der Hansestadt zuletzt wegen zahlreicher Fälle unter Kindern und Erziehern schließen. Während Niedersachsen und Bremen eine Testpflicht für die Kleinsten planen, weitet Hamburg die Testungen bislang lediglich aus. Die neuen Quarantäne-Regeln sollen die Lage in den Kitas aber entschärfen. Alle Infos in den Corona-News.

Die Corona-News für Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen am 19. Januar 2022:

  • Jahresbeginn: Fitnessstudio-Neuanmeldungen gehen stark zurück
  • Corona-Protest mit 400 Teilnehmern in Barmbek
  • Anstieg der Anträge auf Kinderkrankengeld – auch wegen Corona
  • Hamburger Labormediziner plädiert für sanfte Lockerungen
  • Hamburg weitet Corona-Tests in Kitas nun weiter aus
  • Hotel in Pinneberg muss Koch-Event absagen
  • Auch viele Kitas im Norden von Corona-Fällen betroffen
  • Nächste Querdenker-Demo in Hamburg abgesagt
  • Labore überlastet – Kassenärzte wollen Wende beim Testen
  • Johnson & Johnson: Was nun als Booster gilt
  • Hamburg meldet 5571 neue Fälle – weniger Intensivpatienten
  • Corona in Kitas: Diese Quarantäne-Regeln gelten in Hamburg

Die aktuellen Corona-Fallzahlen aus ganz Norddeutschland:

  • Hamburg: 2311 neue Corona-Fälle (gesamt seit Pandemie-Beginn: 430.228), 465 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (davon auf Intensivstationen: 44), 2373 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1435,3 (Stand: Sonntag).
  • Schleswig-Holstein: 1362 Corona-Fälle (477.682), 623 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 39). 2263 Todesfälle (+5). Sieben-Tage-Wert: 1453,0; Hospitalisierungsinzidenz: 7,32 (Stand: Sonntag).
  • Niedersachsen: 12.208 neue Corona-Fälle (1.594.135), 168 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen, 7952 Todesfälle (+2). Sieben-Tage-Wert: 1977,6; Hospitalisierungsinzidenz: 16,3 (Stand: Sonntag).
  • Mecklenburg-Vorpommern: 700 neue Corona-Fälle (381.843), 768 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 76), 1957 Todesfälle (+2), Sieben-Tage-Wert: 2366,5; Hospitalisierungsinzidenz: 11,9 (Stand: Sonntag).
  • Bremen: 1107 neue Corona-Fälle (145.481), 172 Covid-19-Patienten in Krankenhäusern (Intensiv: 14), 704 Todesfälle (+0). Sieben-Tage-Wert Stadt Bremen: 1422,6; Bremerhaven: 2146,1; Hospitalisierungsinzidenz (wegen Corona) Bremen: 3,88; Bremerhaven: 7,04 (Stand: Sonntag; Bremen gibt die Inzidenzen getrennt nach beiden Städten an).

Grünen-Chefin Maryam Blumenthal erzählt von ihrer Omikron-Infektion

In einem langen Post bei Facebook erzählt Grünen-Chefin Maryam Blumenthal, wie sie und ihre Familie eine Omikron-Infektion durchmachten. Sie selbst hatte hohes Fieber und weitere Symptome.

Grünen-Chefin Maryam Blumenthal über ihre Omikron-Infektion 

5459 Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Schleswig-Holstein ist weit über 800 geklettert: Die Zahl der binnen einer Woche gemeldeten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner stieg am Mittwoch auf 844,9 - nach 772,2 am Vortag, wie aus den Daten der Landesmeldestelle in Kiel hervorgeht. Eine Woche zuvor hatte die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 655,4 gelegen. Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein sank leicht auf hohem Niveau: von 5663 am Dienstag auf 5459 am Mittwoch.

Nach Angaben des Robert Koch-Institutes vom frühen Mittwochmorgen hatte Schleswig-Holstein weiter die vierthöchste Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland nach Bremen, Berlin und Hamburg.

Die für Corona-Maßnahmen wichtige Hospitalisierungsinzidenz, die angibt, wie viele Corona-Kranke je 100.000 Menschen innerhalb einer Woche in Kliniken kamen, stieg deutlich auf 5,05 (Dienstag: 4,57). In den Krankenhäusern lagen 312 an Covid-19 erkrankte Patienten (+20). Die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen stieg auf 58 (+3), 37 von ihnen wurden beatmet (+3). Es gab binnen eines Tages einen weiteren Corona-Todesfall. Die Zahl der insgesamt in der Pandemie gestorbenen Corona-Patienten liegt damit nun bei 1928.

In drei Städten und einem Kreis liegt die Sieben-Tage-Inzidenz weiter über der Schwelle 1000: im Kreis Segeberg bei 1114,7, in Kiel bei 1068,1 und in Lübeck bei 1054,9. Die niedrigste Inzidenz in Schleswig-Holstein hat nun der Kreis Dithmarschen mit 482,5.

Jahresbeginn: Fitnessstudio-Neuanmeldungen gehen stark zurück

Die Zahl der Neuanmeldungen in Fitnessstudios zu Jahresbeginn ist im Vergleich zum Vorkrisenniveau deutlich gesunken. Die Neueintritte in Fitness- und Gesundheitsanlagen lagen um 67 Prozent unter denen im Vergleichszeitraum Januar 2020, teilte der Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV) am Mittwoch mit. In der Regel verzeichnen die Studios insbesondere zu Jahresbeginn einen starken Mitgliederzuwachs - auch aufgrund guter Vorsätze fürs neue Jahr nach der Weihnachtsvöllerei.

Insbesondere bei Unternehmen, die ihren Betrieb unter 2G-plus-Regeln ohne Impfbooster-Anerkennung führten, seien die Einbußen besonders drastisch, sagte ein DSSV-Sprecher. Dort seien die Neuanmeldungen bundesweit um über 70 Prozent gesunken. Es sei klar zu erkennen, dass bei umfangreicheren Auflagen die Ergebnisse weitaus negativer ausfielen als bei weniger strengeren Regeln. Hinzukomme die Sorge infolge von vermehrt beantragten Ruhezeiten und Kündigungen. „All dies führt zu exorbitanten Umsatzeinbußen“, betonte der Sprecher.

Corona-Protest mit 400 Teilnehmern in Barmbek

Eine angemeldete Demonstration "gegen Ausgrenzung, Spaltung und Zwang" fand am Mittwochabend in Barmbek statt. In der Spitze waren es rund 400 Teilnehmer, teilte der polizeiliche Lagedienst auf Abendblatt-Nachfrage mit. Treffpunkt der Demonstranten war der Bert-Kaempfert-Platz neben dem U- und S-Bahnhof Barmbek. Nach einer Tour durch den Stadtteil kehrten die Demonstranten wieder dorthin zurück. Zwischenfälle gab es laut Angaben des Lagedienst-Sprechers keine.

Anstieg der Anträge auf Kinderkrankengeld – auch wegen Corona

Im vergangenen Jahr 2021 haben Hamburgs Eltern 40.564 Anträge auf Kinderkrankengeld gestellt. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein massiver Anstieg um 189 Prozent (14.030 Anträge in 2020) und verglichen mit dem Vor-Corona-Jahr 2019 wird ebenfalls ein starker Anstieg von 88,5 Prozent (21.520 Anträge in 2019) verzeichnet, wie eine Auswertung der Techniker Krankenkasse (TK) ergibt.

Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg, ordnet die Zahlen ein: „Der sehr starke Anstieg der Kinderkrankengeldanträge im vergangenen Jahr erklärt sich zum einen damit, dass der Anspruch auf 30 Tage pro Kind angehoben wurde und zum anderen durch das neugeschaffene Corona-Kinderkrankengeld. Das ermöglicht Eltern, ihre Kinder zuhause zu betreuen, wenn pandemiebedingt die Kita oder Schule geschlossen ist.“ So sind knapp die Hälfte aller Anträge (45,7 Prozent) Anträge auf Corona-Kinderkrankengeld. Im bundesweiten Vergleich nutzen Hamburgs Eltern das pandemiebedingte Kinderkrankengeld stärker, denn die Anträge auf Corona-Kinderkrankengeld machen bundesweit „nur“ ein Drittel aller Anträge aus.

Hinweise der Schulbehörde zu Quarantäne und Isolation an Schulen:

  • Alle Haushaltskontakte sind seit dem 01.11.2021 in Hamburg als enge Kontaktpersonen quarantänepflichtig. Sind beispielsweise Eltern infiziert, müssen sich die Kinder in Quarantäne begeben. Das gilt auch für Geschwister von infizierten Kindern.
  • Personen, die bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, oder in den letzten drei Monaten eine Zweitimpfung erhalten haben oder in den letzten drei Monaten eine Infektion hatten und als genesen gelten, müssen als enge Kontaktpersonen nicht in Quarantäne
  • Die Quarantänedauer für Kontaktpersonen beträgt grundsätzlich 10 Tage. Gezählt wird ab dem 1. Tag nach dem letzten Kontakt mit einer infizierten Person.
  • Diese Kontakt-Quarantänedauer kann bei Personen des schulischen Personals durch einen Antigenschnelltest oder einen PCR-Test ab dem 7. Tag verkürzt werden. Die Tests können z.B. in einem Testzentrum, in der Apotheke oder beim Hausarzt durchgeführt werden.
  • Bei Schülerinnen und Schülern kann die Kontakt-Quarantänedauer durch einen Antigenschnelltest oder einen PCR-Test ab dem 5. Tag verkürzt werden.
  • Schülerinnen und Schüler, die bis Tag 5 keine Krankheitszeichen entwickeln und bei denen eine regelmäßige Reihen-Testung in der Schule erfolgt, können die Freitestung in der Schule unter Aufsicht vornehmen.

Hamburger Labormediziner plädiert für sanfte Lockerungen

Während die Zahl der Corona-Fälle steigt, die PCR-Tests knapp werden, aber die Neuinfizierten zumeist schwache Symptome zeigen, macht sich einer der führenden Hamburger Labormediziner für ein Umdenken stark. Dr. Jens Heidrich vom Labor Heidrich und Kollegen sagte dem Abendblatt: „Es ist eine politische Entscheidung. Aber wenn sich alle dreimal impfen lassen, die Omikron-Variante für weitgehend milde Verläufe sorgt und die Hospitalisierungsrate so niedrig ist wie jetzt, sollte man mutiger Kontakte zulassen, damit sich das Virus schneller totlaufen kann.“

Dr. Jens Heidrich vom Labor Dr. Heidrich in Hamburg sequenziert mit seinem Team positive Corona-Tests. Er plädiert für sanfte Lockerungen.
Dr. Jens Heidrich vom Labor Dr. Heidrich in Hamburg sequenziert mit seinem Team positive Corona-Tests. Er plädiert für sanfte Lockerungen. © Labor Heidrich | Unbekannt

Heidrich sagte, man wisse natürlich nicht, wie sich die Lage entwickele. Sein Labor macht jede Woche Tausende PCR-Tests. Man könne über Lockerungen nachdenken. Heidrich: „Restaurants und Institutionen halten das nicht mehr lange durch. Ich zum Beispiel würde das Fußballderby HSV gegen St. Pauli vor geimpften Zuschauern stattfinden lassen. Spätestens beim DFB-Endspiel Pauli gegen HSV in Berlin will ich dabei sein.“

Krippenkinder in Hamburg sollen auch getestet werden

Wegen der hohen Corona-Infektionszahlen sollen in Hamburg künftig auch Krippenkinder in die Teststrategie einbezogen werden. Das werde derzeit vorbereitet, heißt es in einem Schreiben der Gesundheitsbehörde an alle Eltern vom Mittwoch. Ziel sei, die Kitas geöffnet zu halten und einen für alle Beteiligten möglichst sicheren Betrieb zu gewährleisten.

In die Krippe gehen Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind. Eltern von über Dreijährigen sollen ihre Kinder bisher schon drei Mal wöchentlich mit Antigen-Schnelltests testen, die ihnen kostenlos zur Verfügung gestellt werden.

Die Kitas in Hamburg ächzen unter der Corona-Variante Omikron. Nun sollen auch Krippenkinder regelmäßig getestet werden.
Die Kitas in Hamburg ächzen unter der Corona-Variante Omikron. Nun sollen auch Krippenkinder regelmäßig getestet werden. © picture alliance / ZB | Waltraud Grubitzsch | Unbekannt

Die CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft kritisierte die geplante Ausweitung der Tests auf die Krippen als zu spät. Dieses „zögerliche Handeln“ passe in das Bild von Fehlern des rot-grünen Senats in der Pandemie-Bekämpfung, sagte die familienpolitische Sprecherin Silke Seif. Ein Antrag der CDU, Eltern von Krippenkindern kostenlose Schnelltests zur Verfügung zu stellen, sei erst im Dezember mit den Stimmen der Koalition abgelehnt worden. Mit einer früheren Entscheidung hätten Kita-Beschäftigten und Eltern aber viele Sorgen erspart werden können.

Die Kitas sollen außerdem durch die seit 15. Januar in Hamburg geltenden Quarantäne-Regeln entlastet werden. Die neuen Vorgaben können den Ausfall von Fachkräften zeitlich begrenzen. Hier finden Sie die Regeln.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Hotel in Pinneberg muss Koch-Event absagen

Corona macht dem Hotel Cap Polonio in Pinneberg einen Strich durch die Rechnung. Wegen einer Anordnung des Kreis-Gesundheitsamtes muss das Koch-Event im Restaurant Rolin am 18., 19. und 20. Februar im Rahmen des Schleswig-Holstein Gourmet Festivals (SHGF) verschoben werden. "Das Gesundheitsamt war mit unserem Hygiene-Konzept leider nicht einverstanden", heißt es von der Betreiber-Familie Ostermann. Deshalb hoffe man, die kulinarischen Abende im Frühjahr nachholen zu können, denn mit der aktuell behördlich angeordneten niedrigen Zahl an Gästen seien die Veranstaltungen nicht wirtschaftlich.

Gastkoch wäre in Pinneberg Henri Bach gewesen. 22 Jahre lang führte er das mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichnete Restaurant Residence in Essen. Zu seinen früheren Mitarbeitern zählt übrigens Christoph Rüffer, der sich als Küchenchef im Haerlin im Hotel Vier Jahreszeiten an der Binnenalster auch über zwei Sterne freut. Rüffer kocht während des SHGF am 12. und 13. März im Waldhaus Reinbek.

Auch viele Kitas im Norden von Corona-Fällen betroffen

Infolge der rasanten Ausbreitung des Coronavirus in der Omikron-Variante können in Schleswig-Holstein zunehmend Mädchen und Jungen nicht in der Kita betreut werden. Laut dem Landkreistag gibt es in den Kreisen vermehrt Fälle, in denen Gruppen und vereinzelt ganze Einrichtungen de facto „leer laufen“, weil wegen einzelner Infektionen oder Kontakte alle dort betreuten Kinder nach Hause in Quarantäne müssen.

Corona in Hamburg: Ärzte und weitere Berufsverbände fordern ein Ende der Massentests bei Kindern in Schulen und Kitas. (Symbolbild)
Auch Kitas in Schleswig-Holstein ächzen unter Omikron, immer mehr Einrichtungen müssen schließen. (Symbolbild) © picture alliance/dpa | Peter Kneffel | Unbekannt

„Darüber hinaus gibt es vermehrt Fälle, in denen Personal der Einrichtungen der Pflicht zur häuslichen Absonderung unterliegt und daher die Einrichtung nicht wie vorgesehen betrieben werden kann“, sagte der Referent für Jugend und Soziales, Johannes Reimann, am Mittwoch. Hintergrund der zahlreichen Quarantänefälle in Kitas seien die „Wimmelkontakte“: Die Kleinen tragen keinen Mund-Nasen-Schutz und spielen eng beieinander. Deshalb gelten alle in einer Gruppe als enge Kontaktpersonen und müssen nach der Infektion eines Kindes in Quarantäne.

Da sich die Lage infolge von Anordnungen zur Quarantäne und deren Beendigung täglich ändere, führten die Kreise keine aktuellen Listen darüber, wie viele Kinder zu Hause bleiben müssen, erläuterte Reimann. Fälle jedoch, wo Kinder wegen Ketteninfektionen über Wochen nicht in die Kita könnten, seien dem Landkreistag bisher nicht bekannt.

Nächste Querdenker-Demo in Hamburg abgesagt

Die eigentlicht geplante Demo gegen die Corona-Maßnahmen mit dem Tenor „Das Maß ist voll – Hände weg von unseren Kindern!“ in der Hamburger Innenstadt findet auch am kommenden Sonnabend nicht statt. „Die Anmelderin hat alle Veranstaltungen abgesagt“, sagte Polizeisprecher Florian Abbenseth am Mittwoch.

Jedoch treffen sich am Sonnabend erneut Corona-Kritiker in Barmbek. Die Demo mit dem Tenor „Gegen Ausgrenzung, Spaltung und Zwang“ beginnt um 14.30 Uhr am Bert-Kaempfert-Platz neben dem großen Globetrotter-Gebäude. Die Anmelderin rechnet nach Polizeiangaben mit 950 Teilnehmern.

Labore überlastet – Hamburgs Kassenärzte wollen Wende beim Testen

Wegen der dramatischen Infektionszahlen und der Überlastung im Arztruf Hamburg (116 117) und bei den Laboren durch die gigantische Zahl an PCR-Tests sprechen sich Hamburgs Kassenärzte für eine radikale Wende beim Testen aus. Der Vorsitzende der KV Hamburg, Walter Plassmann, sagte dem Abendblatt: „Wir müssen die PCR-Tests priorisieren und soweit möglich durch Schnelltests ersetzen.“ PCR-Tests sollten insbesondere nicht für das Freitesten genutzt werden.“

Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), spricht sich für weniger PCR-Testungen aus, um die Labore zu entlasten.
Walter Plassmann, Vorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH), spricht sich für weniger PCR-Testungen aus, um die Labore zu entlasten. © Funke Foto Services | Roland Magunia

KV-Chef Plassmann sagte, wer sich zum Freitesten einen Abstrich über den Arztruf besorgen wolle, müsse aktuell bis zu zwei Tage auf einen Besuch warten. Weitere zwei Tage können verstreichen, bis das Ergebnis vorliegt, berichten Labormediziner dem Abendblatt. Die Isolation oder Quarantäne könne deshalb gar nicht früher verlassen werden. Impfarzt Dr. Björn Parey appellierte dringend an die Infizierten: „Bleiben Sie zu Hause! Verordnen Sie sich selbst Ruhe!“

Wer leichte Symptome hat und nach einem PCR-Test verlange, solle eine Praxis kontaktieren, sagte Plassmann. Er forderte dazu auf, den Arztruf Hamburg 116117 nur zu alarmieren, wenn die Beschwerden behandlungsbedürftig seien, beispielsweise bei hohem Fieber oder starken Erkältungssymptomen.

Johnson & Johnson: Was nun als Booster gilt

Für alle Menschen, die ihre Erstimpfung mit dem Wirkstoff von Johnson & Johnson erhalten haben, gibt es auch in Hamburg eine wichtige Neuerung: Sie brauchen nunmehr zwei zusätzliche Impfungen, um offiziell als geboostert zu gelten. Das Paul-Ehrlich-Institut hat die Kriterien zum Impfstatus entsprechend geändert.

Das bedeutet: Wer nur einmal eine Dosis von Johnson & Johnson erhalten hat, gilt nicht mehr als vollständig geimpft. Dafür ist eine zweite Impfung mit einem mRNA-Impfstoff vier Wochen nach der Erstimpfung erforderlich. Denn es hat sich gezeigt, dass eine einfache Impfung mit dem Vakzin von Johnson & Johnson – es heißt Janssen – eine vergleichsweise geringe Schutzwirkung hat. Die Ständige Impfkommission (Stiko) wertet daher nunmehr erst die zweite Impfung als Komplettierung der Grundimmunisierung.

Corona in Hamburg: Wer mit Johnson & Johnson geimpft wurde, benötigt nun zwei weitere Impfungen, um als geboostert zu gelten.
Corona in Hamburg: Wer mit Johnson & Johnson geimpft wurde, benötigt nun zwei weitere Impfungen, um als geboostert zu gelten. © dpa | Gregor Fischer

"Man benötigt eine weitere, dritte Spritze, um als geboostert zu gelten", stellte die stellvertretende Sprecherin des Hamburger Senats, Julia Offen, klar. Erst die dritte Impfung wird entsprechend einer Neuregelung des Bundes als Auffrischungsimpfung gewertet. Wer beim ersten Mal Johnson & Johnson erhalten und dann eine weitere Impfung bekommen hat, gilt nicht mehr als geboostert und ist nicht mehr von der Testpflicht im Rahmen der 2Gplus-Regelungen für Gastronomie und Veranstaltungen ausgenommen.

Die Stiko empfiehlt nach einer Erstimpfung mit Johnson & Johnson eine zweite Immunisierung mit einem mRNA-Wirkstoff von Biontech oder Moderna. Betroffene sollten sich drei Monate später erneut mit Biontech oder Moderna impfen lassen, unter 30-Jährige nur mit Biontech.

Hamburg meldet 5571 neue Fälle – weniger Intensivpatienten

Die Ausbreitung der Omikron-Variante sorgt in Hamburg nahezu jeden Tag für neue Höchststände – so auch am Mittwoch. Die Sozialbehörde meldete mit 5571 Neuinfektionen erstmals mehr als 5000 neue Fälle binnen 24 Stunden. Das sind 1146 Fälle mehr als am Vortag und 2981 Fälle mehr als am Mittwoch vor einer Woche. Damit steigt auch die Inzidenz auf einen neuen Höchststand und liegt nun bei 1337,1 (Vortag 1180,6).

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Seit Beginn der Pandemie wurden in der Hansestadt 187.009 bestätigte Corona-Infektionen registriert. Davon gelten nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts 136.100 Infizierte wieder als genesen. Dem Institut zufolge haben in Hamburg bislang 1.490.513 Menschen zumindest eine Erstimpfung erhalten, 1.451.007 Personen sind vollständig geimpft (Stand 19.01.).

Aktuell werden in den Hamburger Krankenhäusern 453 Corona-Patienten behandelt, und damit drei mehr als zuletzt gemeldet. Die Zahl der Intensivpatienten ist laut Senat erneut deutlich gesunken. Demnach sind 59 Personen so schwer erkrankt, dass sie intensivmedizinisch versorgt werden müssen. Die Gesundheitsbehörde gab noch am Dienstag 70 Intensivpatienten für Hamburg an. Es sind aber auch zwei weitere Menschen im Zusammenhang mit dem Virus gestorben. Bislang muss die Stadt 2051 Corona-Tote beklagen.

Corona in Kitas: Diese Quarantäne-Regeln gelten in Hamburg

Die Kitas in Hamburg ächzen unter Omikron: Immer mehr Einrichtungen müssen wegen Corona-Infektionen gleichermaßen unter Kindern und Erziehern schließen – nicht selten ist am Ende jeweils die ganze Familie betroffen und muss sich isolieren. Zum 15. Januar hat der Senat die Regeln für Quarantäne und Isolation angepasst. Diese haben insbesondere für die Kitas große Bedeutung, da sie den Ausfall von Fachkräften zeitlich begrenzten. So formuliert es die Sozialbehörde in einem Schreiben, das sie Kitas am Mittwoch erhalten haben.

Demnach ist eine Entlassung von Kindern aus der Isolation oder Quarantäne ohne Testung bereits nach zehn Tagen möglich. Für infizierte Kinder gelte: Eine Freitestung ist frühestens nach sieben Tagen mit einem PCR- oder Schnelltest von einer anerkannten Teststelle möglich, sofern die Kinder 48 Stunden lang symptomfrei sind. Eine Übersicht der anerkannten Teststellen, die auch Kinder unter sechs Jahren testen, ist hier abrufbar.

Hamburg hat neue Quarantäne-Regeln – für Kitas haben sie besondere Bedeutung.
Hamburg hat neue Quarantäne-Regeln – für Kitas haben sie besondere Bedeutung. © Hamburger Senat | Unbekannt

Für die Freitestung von Kindern aus Quarantäne als Kontaktperson gilt:

  • Eine Freitestung als Kontaktperson ist frühestens nach fünf Tagen mit einem PCR- oder einem Schnelltest möglich. Diese Tests können zum Beispiel in einem Testzentrum, in der Apotheke oder beim Hausarzt durchgeführt werden.
  • Es wird ein Antigen-Schnelltest empfohlen, da dieser zeitnah (nach etwa 15 Minuten) ein Ergebnis liefert und in den anerkannten Teststellen kostenlos ist. Die Bescheinigung über das negative Testergebnis ist der Kita vorzulegen.
  • Alternativ können die Eltern – sofern es die Kita anbietet – ab Tag fünf bei ihren Kindern in der Kita unter Aufsicht der testverantwortlichen Person einen Schnelltest durchführen. Ist der Anrigen.Schnelltest negativ, muss das Ergebnis anschließend noch durch zwei weitere negative Antigen-Schnelltests bestätigt werden.
  • Davon unbenommen gelte grundsätzlich die Anordnung des Gesundheitsamtes im Einzelfall.

Generell gilt in Hamburg nun: Gemäß der Beschlüsse der Ministerpräsidentenkonferenz und des Bundesrats müssen sich Kontaktpersonen von Corona-Infizierten, die bereits eine Auffrischungsimpfung erhalten haben, nicht mehr in Quarantäne begeben. Das gilt auch für frisch doppelt Geimpfte und Genesene, wenn die Erkrankung oder die Impfung weniger als drei Monate zurückliegt. Alle anderen Kontaktpersonen müssen zehn Tage in Quarantäne, können sich aber nach sieben Tagen freitesten. Wer einen positiven Corona-Test bei sich selbst oder im persönlichen Umfeld hat, muss sich an diese Vorgaben halten.

Auch interessant

Bislang musste sich jeder bei einem Corona-Verdacht oder einer tatsächlichen Infektion auch ohne Anordnung eines Gesundheitsamts in Isolierung oder Quarantäne begeben. Bei einem positiven PCR-Test galt die Isolierung grundsätzlich 14 Tage und konnte bei Ungeimpften auch nicht verkürzt werden. Haushaltsangehörige, die nicht geimpft oder genesen sind, mussten für zehn Tage in Quarantäne, konnten sich aber nach fünf beziehungsweise sieben Tagen freitesten.

Tote in Pflegeheim – Mitarbeiterin hatte wohl gefälschten Impfpass

Nach einem Corona-Ausbruch mit drei Todesfällen in einem Pflegeheim in Hildesheim ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen eine frühere Mitarbeiterin der Einrichtung. Es bestehe der Verdacht, dass die 44-Jährige mit einem gefälschten Impfpass im Heim gearbeitet habe, während sie Corona hatte, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft am Freitag. Da im engen zeitlichen Zusammenhang drei mit dem Virus infizierte Bewohnerinnen starben, ermittelt die Anklagebehörde zudem wegen des Anfangsverdachts auf Totschlag.

In einem Pflegeheim in Hildesheim sind drei Menschen gestorben. Nun wird gegen eine Mitarbeiterin ermittelt.
In einem Pflegeheim in Hildesheim sind drei Menschen gestorben. Nun wird gegen eine Mitarbeiterin ermittelt. © dpa | Tom Weller

Die Beschuldigte habe die Verwendung des gefälschten Impfpasses eingeräumt, so die Sprecherin. „Mit den Infektionen will sie nichts zu tun haben. Wir treffen sämtliche Maßnahmen, die dazu geeignet sind, um die Vorwürfe aufzuklären.“ Über die Ermittlungen hatte zunächst die „Hildesheimer Allgemeine Zeitung“ berichtet.

Auch interessant

Auch interessant

Auch interessant

Die Frau, die als Alltagsbegleiterin in dem Heim tätig war, wurde fristlos entlassen, wie Einrichtungsleiter Michael Ossenkopp der Nachrichtenagentur dpa sagte. Ihm zufolge legte die Frau dem Heim einen Impfpass vor, der sich als gefälscht herausstellte. Danach habe die Einrichtung Anzeige gegen die 44-Jährige gestellt.

Später wurde nach Angaben der Heimleitung klar, dass die Frau trotz der Gefahr einer Corona-Erkrankung in dem Heim gearbeitet hatte. Der aktuelle Corona-Ausbruch zieht Ossenkopp zufolge weite Kreise. In jüngster Zeit hätten sich elf Bewohnerinnen und Bewohner sowie fünf Beschäftigte infiziert. Wie lange die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft dauern werden, war zunächst unklar.

Hunderte Impfpässe in Schleswig-Holstein gefälscht

Mit gefälschten Impfzertifikaten versuchen auch in Schleswig-Holstein zunehmend Menschen, Corona-Regeln zu umgehen. Laut Landeskriminalamt wurden allein seit Beginn des neuen Jahres knapp 100 solche Fälle registriert. Im vergangenen Jahr seien es 750 gewesen, die fast alle im letzten Quartal bekannt wurden. Besonders nach Einführung der 2G-plus-Regel – diese beschränkt den Zugang auf Genesene und Geimpfte, die einen frischen Negativ-Test oder eine Auffrischungsimpfung nachweisen – am 22. November sei ein schneller Anstieg der Fallzahlen beobachtet worden, sagte eine LKA-Sprecherin.

Die Polizei in Hamburg und Schleswig-Holstein ermittelt in immer mehr Fällen wegen gefälschter Impfpässe.
Die Polizei in Hamburg und Schleswig-Holstein ermittelt in immer mehr Fällen wegen gefälschter Impfpässe. © picture alliance/Geisler-Fotopress | Unbekannt

Der Handel mit gefälschten Impfzertifikaten laufe sowohl über soziale Medien wie Telegram, Instagram, Whatsapp und Facebook als auch über Privatpersonen. Die Landespolizei sei in ständigem Austausch mit den für die Kontrollen zuständigen Ordnungsbehörden und mit der Apothekerkammer, sagte die Sprecherin. Die Staatsanwaltschaften ermitteln in vielen Fälschungsfällen, wobei die Verfahren häufig erst angelaufen sind. In Schleswig-Holstein steht auch ein Chefarzt wegen Fälschungsverdachts in eigener Sache in Verdacht.

Angesichts zahlreicher Fälle von gefälschten Impfpässen hat die Polizei Hamburg eine Sonderkommission gegründet. Wie das Abendblatt berichtete, hat die Ermittlungsgruppe „Merkur“ kurz vor Weihnachten ihre Arbeit aufgenommen.

Schleswig-Holstein meldet traurigen Corona-Rekord

Die Zahl der Corona-Neuinfektionen in Schleswig-Holstein ist auf einen Höchstwert gestiegen: Am Dienstag wurden 5663 Fälle gemeldet, wie aus den Daten der Landesmeldestelle in Kiel hervorgeht. Am Montag waren es 3811, am Dienstag zuvor 4113. Die Zahl der binnen einer Woche gemeldeten Neuinfektionen je 100.000 Einwohner stieg auf 772,2. Eine Woche zuvor hatte die Sieben-Tage-Inzidenz noch bei 633,0 gelegen.

Das Holstentor in Lübeck - die Stadt hat derzeit die höchste Corona-Inzidenz in ganz Schleswig-Holstein.
Das Holstentor in Lübeck - die Stadt hat derzeit die höchste Corona-Inzidenz in ganz Schleswig-Holstein (Archivbild). © picture alliance | Unbekannt

Die Inzidenz liegt nun wieder in Lübeck (1032,2), Kiel (1017,4) und Segeberg (1012,6) im vierstelligen Bereich. Am niedrigsten ist sie derzeit im Kreis Steinburg (462,1), dem einzigen Kreis unter der Marke von 500 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen. Die Zahl der Patienten in den Krankenhäusern bleibt annährend stabil bei 292 (Vortag: 294), das gilt auch für die Zahl der schwerst Erkrankten auf den Intensivstationen, die mit 57 (Vortag: 60) angegeben wird. Die Hospitalisierungsinzidenz wird mit 4,57 (Vortag: 4,6) angegeben. Es gab binnen eines Tages fünf weitere Corona-Todesfälle, die Gesamtzahl liegt nun bei 1927.

Mehr als 30.000 Infektionen: Dänemark meldet Rekordzahlen

Dänemark hat zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie mehr als 30.000 Corona-Infektionen an einem Tag verzeichnet. In der täglichen Auflistung des nationalen Gesundheitsinstituts SSI kamen am Dienstag 33.493 nachgewiesene Fälle hinzu, darunter knapp 31.500 Neuinfektionen und 2000 erneute Infektionen.

Damit sind seit Pandemiebeginn in dem EU-Land mit seinen knapp sechs Millionen Einwohnern knapp 1,2 Millionen Infektionen bestätigt worden. 3519 Menschen mit einer Corona-Infektion sind bisher in Deutschlands nördlichen Nachbarland gestorben. Zum Vergleich: Ende November hatte die tägliche Neuinfektionszahl bei etwa 5000 gelegen.

Lesen Sie hier die Corona-News für den Norden von Montag