Hamburg. Hamburger Mediziner macht sich für ein politisches Umdenken in der Zuschauerfrage stark. Womit er seinen Vorstoß begründet.

„Es war von beiden Mannschaften ein tolles Spiel, es hat nur eines gefehlt: Die 50.000.“ Mit diesem Ausdruck der Enttäuschung über die Corona-bedingte Mini-Kulisse von 750 Zuschauern für das denkwürdige Achtelfinale im DFB-Pokal zwischen dem 1. FC Köln und seinem HSV sprach Trainer Tim Walter am Dienstagabend wohl vielen Hamburger Anhängern aus der Seele.

Rund 430 Kilometer weiter nordöstlich und etwa drei Stunden später galten auch Timo Schultz' erste Gedanken den Fans. „Das Spiel hätte viel mehr Zuschauer verdient gehabt“, sagte der Coach des FC St. Pauli nach dem 2:1-Coup seiner Profis gegen Borussia Dortmund, den lediglich 2000 Zuschauer live im Millerntor verfolgen konnten. „Ich hoffe, dass es in der nächsten Runde wieder mehr sein werden.“

Gegen den HSV taten einige der 750 Fans ihren Unmut über die geringe Zuschauerzulassung kund.
Gegen den HSV taten einige der 750 Fans ihren Unmut über die geringe Zuschauerzulassung kund. © Witters

Ob die politischen Entscheider auf Landes- und Bundesebene bis zu den Viertelfinal-Spielen am 1. und 2. März einen anderen Kurs fahren, dürfte wesentlich von der Entwicklung der aktuell noch rasant ansteigenden Infektionszahlen abhängen. Auch wegen der hohen Corona-Inzidenzwerte hatte sich der Hamburger Senat jüngst zwar zu einem Zugeständnis an die Profivereine durchgerungen, die Anzahl der Fans unter 2G-plus-Bedingungen aber dennoch bei 2000 gedeckelt.

Laborarzt: Mehr Fans bei HSV gegen St. Pauli!

Einer der führenden Hamburger Labormediziner macht sich nun für ein weiteres Umdenken in der Zuschauerfrage stark. Dr. Jens Heidrich vom Labor Heidrich und Kollegen sagte dem Abendblatt am Mittwoch: „Ich würde das Fußballderby HSV gegen St. Pauli vor geimpften Zuschauern stattfinden lassen. Spätestens beim DFB-Endspiel Pauli gegen HSV in Berlin will ich dabei sein.“

Würde gerne in Berlin einem Pokalfinale HSV gegen St. Pauli beiwohnen: Der Hamburger Laborarzt Dr. Jens Heidrich.
Würde gerne in Berlin einem Pokalfinale HSV gegen St. Pauli beiwohnen: Der Hamburger Laborarzt Dr. Jens Heidrich. © HA | Roland Magunia

Seinen Appell stützt Dr. Heidrich dabei auch auf die zumeist schwachen Symptome bei Neuinfizierten. „Es ist eine politische Entscheidung. Aber wenn sich alle dreimal impfen lassen, die Omikron-Variante für weitgehend milde Verläufe sorgt und die Hospitalisierungsrate so niedrig ist wie jetzt, sollte man mutiger Kontakte zulassen, damit sich das Virus schneller totlaufen kann“, so der Mediziner, dessen Labor jede Woche Tausende PCR-Tests abwickelt.

HSV und St. Pauli sorgen für Top-Quoten

Bis zum Stadtderby zwischen dem HSV und St. Pauli an diesem Freitag (18.30 Uhr, im Liveticker auf abendblatt.de) dürfte gleichwohl auch Heidrichs Vorstoß nicht mehr für volle Ränge im Volksparkstadion sorgen. Immerhin sollen zum Zweitligagipfel aber auch einige Schlachtenbummler des FC St. Pauli Einlass finden – normalerweise sieht die derzeitige Eindämmungsverordnung keine Karten für Gästefans vor.

Und so wird dem Großteil des Fußballanhangs auch bei der inoffiziellen Stadtmeisterschaft nur der Blick in die TV-Röhre bleiben. Das dürfte zumindest den übertragenden Bezahlsender Sky freuen. Der ARD-Tagessieg mit der Übertragung des St.-Paulis-Erfolgs über Dortmund (5,75 Millionen Zuschauer/19,9 Prozent Marktanteil) und auch der Zuspruch für das HSV-Spiel in Köln bei Sport1 (bis zu 1,4 Millionen/2,8 Prozent) lassen auf eine gute Fernsehquote hoffen.