Hamburg. Sieben-Tage-Wert jetzt bei 1180,6. Mehr Menschen in Krankenhäusern. Bis Monatsende 7500 Impftermine frei – trotz Impfstoffmangel.

Trotz immer rasanter steigender Coronazahlen plant der Senat derzeit keine zusätzlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Das haben die stellvertretende Senatssprecherin Julia Offen und Schulsenator Ties Rabe (SPD) am Dienstag im Rathaus deutlich gemacht. „Ich habe nicht vernommen, dass alle im Moment die Notwendigkeit sehen, jetzt sehr schnell neue Maßnahmen einzuführen“, berichtete Offen aus der vorangegangenen Sitzung des rot-grünen Senats.

Hamburg habe ja bereits früh die 2G-plus-Regelung umgesetzt, nach der in vielen Bereichen nur noch Geimpfte und Genesene mit einem aktuellen Negativtest Zugang haben. Es gebe nicht mehr viel, das Hamburg noch tun könne, da der Bund die epidemische Lage von nationaler Tragweite nicht verlängert habe. Die Lage in den Krankenhäusern sei zudem bisher „nicht dramatisch“, es gebe offenbar mit der Omikron-Variante eine „Abkopplung zwischen Krankheitslast und Inzidenz“, so Offen. Die Situation sei anders als bei der Delta-Variante.

Corona Hamburg: Inzidenz nun bei 1180,6

Am Dienstag meldete die Sozialbehörde 4425 neue Coronainfektionen in Hamburg – die höchste jemals erfasste Zahl seit Pandemiebeginn. Die Inzidenz stieg damit von 1055,8 am Montag auf jetzt 1180,6 – auch dies abermals ein neuer Höchststand. Dabei wies Vize-Senatssprecherin Offen darauf hin, dass die Inzidenz höchstwahrscheinlich noch unterschätzt werde und es in Wahrheit viel mehr Infektionen gebe.

Auch die Zahl der Corona-Klinikpatienten ist wieder gestiegen – von zuletzt 388 auf jetzt 450. Auf den Intensivstationen werden davon allerdings jetzt nur noch 70 Menschen behandelt, zuletzt waren es noch 73. Die so genannte Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Kliniken versorgten Corona-Patienten je 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen, sank von 5,78 am Montag auf 4,32 am Dienstag.

Kein weiterer Handlungsbedarf an Schulen

Auch Schulsenator Rabe sieht trotz der stark gestiegenen Infektionszahlen derzeit keinen akuten Handlungsbedarf mit Blick auf die Schulen. Die Inzidenz sei nicht mehr der zentrale Maßstab, sondern wie gefährlich eine Erkrankung werde. Und hier habe sich gezeigt, dass die Gefahr für Schülerinnen und Schüler wesentlich geringer sei als für die übrige Bevölkerung, so Rabe.

Weniger als zwei Prozent der Klinikpatienten seien jünger als 20 Jahre. Laut Kinder- und Jugendärzten sei die Grippe für diese Altersgruppe gefährlicher als eine Corona-Infektion. Man dürfe sich daher „von den Inzidenzwerten nicht blenden lassen“. Es gebe zudem bereits sehr rigide Maßnahmen an Schulen, so Rabe. Und es gebe viele Menschen, die weitere Verschärfungen nicht mittragen würden.

PCR-Tests in Hamburg werden knapp

Derweil bringen die hohen Infektionszahlen ein anderes Problem mit sich: Vor allem die besonders zuverlässigen PCR-Tests drohen knapp zu werden. „Es ist kein Geheimnis, dass die Testkapazitäten in Hamburg wie auch in sehr sehr vielen anderen Bundesländern ziemlich am Anschlag sind“, sagte Vize-Senatssprecherin Offen am Dienstag.

Die wichtigsten Corona-Themen im Überblick

Es werde im Bund und von den Länder-Gesundheitsministern derzeit überlegt, wie man die nationale Teststrategie so verändern könne, dass man die PCR-Testkapazitäten entlaste. So sei es bereits möglich, sich mit Antigen-Schnelltests aus der Quarantäne frei zu testen. Auch weitere Änderungen würden geprüft, um die Kapazitäten zu schonen.

„In Norddeutschland sind die Testlabore am Limit"

„In Norddeutschland sind die Testlabore schon am Limit. Wir haben hier inzwischen Positivraten von 30 bis 40 Prozent, ich habe so etwas noch nie erlebt“, sagte der Vorsitzende des Verbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, der Deutschen Presseagentur (dpa). Mittlerweile seien mehr als 90 Prozent der detektierten Corona-Infektionen auf die Omikron-Variante zurückzuführen, so der Lübecker Mediziner. Die angestrebte Dauer von 24 Stunden vom Abstrich bis zum Testergebnis könne oft nicht mehr eingehalten werden könne, so Bobrowski.

Bis 30. Januar gibt es laut Vize-Senatssprecherin Offen noch 7500 freie Impftermine für alle Altersgruppen mit allen Impfstoffen, die man auf hamburg. de buchen könne. Hinzu kämen die offenen städtischen Angebote ohne Terminvergabe.

Corona Hamburg: Weniger Impfstoff als bestellt

Das bedeute allerdings nicht, dass der „Impfstoffmangel behoben“ sei, sagte Offen. So habe Hamburg für die erste Kalenderwoche dieses Jahres 30.600 Dosen Biontech bestellt, aber lediglich 4236 erhalten. Für die zweite Kalenderwoche habe die Stadt erneut beim Bund 30.600 Biontech-Dosen geordert. Gekommen seien gerade einmal 4578.