Hamburg. Höchste Sicherheit bei der Übergabe von 68.000 FFP-2-Masken. Warum die Schutzausrüstung den Ärzten nur kurzfristig helfen kann.

Illegale Waffen? Drogen? Nein, am Mittwochnachmittag wurde an einem geheim gehaltenen Ort in Hamburg unter besonderen Sicherheitsmaßnahmen andere „heiße Ware“ übergeben: 68.000 FFP-2-Schutzmasken und 80.000 Flaschen Desinfektionsmittel. Die weltweite Krise, ausgelöst durch das Coronavirus und seine Folgen rund um den Globus mit Hunderttausenden an Covid-19 Erkrankten sowie Tausenden Toten, treibt nie dagewesene Blüten im deutschen Gesundheitswesen.

Wann wäre je ein Anlass gewesen, über Schutzkleidung und Hilfsmittel für Ärzte in breiter Öffentlichkeit zu sprechen? Davon war am High-tech-Medizin-Standort Deutschland immer genug vorhanden.

Corona-Krise aktiviert die Halbwelt – Millionenbetrügereien

Doch Corona hat nicht nur die Produktion der Masken und Mittel erheblich beeinträchtigt. Die Lieferketten rund um den Globus wurden durchbrochen. Und auch die Halbwelt hat sich auf die neuen Bedarfe eingestellt. In Nordrhein-Westfalen flog ein Millionenbetrug mit Schutzmasken auf. Europol hat einen Betrüger in Singapur verhaften lassen, der eine französische Lieferfirma um Millionen Euro für FFP-2-Masken betrogen hat.

Hamburgs niedergelassene Ärzte warten weiter auf Schutzkleidung von der Bundesregierung – und haben sich unterdessen „auf eigenen Wegen“ neue Masken gesichert. Wie die Lieferung an Desinfektionsmitteln von Beiersdorf wurden die Masken am Mittwoch an die Kassenärztliche Vereinigung (KV) übergeben.

Hamburger Ärzte bangen weiter um genügend Ausrüstung

Coronavirus: Geheimhaltung bei Übergabe von Schutzmasken

Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg erhält Desinfektionsmittel und Schutzmasken unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen: KV-Chef Walter Plassmann, Dr. Dirk Heinrich (Vorsitzender der VV) und Dennis Rose von der Firma Hasenkamp
Die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg erhält Desinfektionsmittel und Schutzmasken unter höchsten Sicherheitsmaßnahmen: KV-Chef Walter Plassmann, Dr. Dirk Heinrich (Vorsitzender der VV) und Dennis Rose von der Firma Hasenkamp © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services
Die 68.000 Masken hat sich die KV auf eigene Rechnung besorgt.
Die 68.000 Masken hat sich die KV auf eigene Rechnung besorgt. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services
Die Masken reichen nur eine bestimmte Zeit - abhängig von der Entwicklung der Patientenzahlen in Hamburg.
Die Masken reichen nur eine bestimmte Zeit - abhängig von der Entwicklung der Patientenzahlen in Hamburg. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services
Ein Mitarbeiter verteilt die Schutzmasken.
Ein Mitarbeiter verteilt die Schutzmasken. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services
Das Desinfektionsmittel stammt von Beiersdorf.
Das Desinfektionsmittel stammt von Beiersdorf. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Marcelo Hernandez / FUNKE Foto Services
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Der KV-Vorsitzende Walter Plassmann kann dennoch keine Entwarnung geben, was die Corona-Schutzkleidung betrifft. „Unterstützt uns in der Beschaffung von Ausrüstung!“, appellierte Plassmann an die Politik. „Ansonsten kann die flächendeckende Sicherstellung der ambulanten Versorgung nicht mehr umfassend gewährleistet werden.“

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Wie lange reichen 68.000 FFP-2-Masken?

Die Situation in den Hamburger Praxen sei nach wie vor angespannt. Wie lange die jetzt gelieferten 68.000 Masken reichen, ist nicht abzusehen. Das hängt sicher auch vom Verlauf der Pandemie ab. Die rund 5200 Praxisärzte und Psychotherapeuten erhalten die Ausrüstung jetzt nach Bezirken verteilt.

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    Plassmann sagte: „Diese Lieferung kommt für viele zur rechten Zeit, kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es weiterhin an Schutzausrüstung mangelt, besonders an Kitteln.“ Der von den Ärzten gewählte Vorsitzende der Vertreterversammlung in der KV, Dr. Dirk Heinrich, sagte: „Schutzmaterialien sind unerlässlich für den Betrieb einer Arztpraxis. Ohne Desinfektionsmittel und Masken können Ärzte und ihre Teams nicht mehr arbeiten, ansonsten gefährden sie sich und andere. Denn wir müssen neben Corona auch daran denken, dass die Versorgung der vielen chronischen Patienten gewährleistet wird.“

    Coronavirus: In den Altenheimen wächst die Angst

    Und diese Patienten kommen weiterhin in die Praxen. Sie leben auch in den Hamburger Alten- und Pflegeheimen. Dort ist die Angst vor dem Virus in den vergangenen Tagen erheblich gewachsen. Wie das Abendblatt berichtete, sind in einigen Heimen Bewohner und Pfleger infiziert. Auch im Hamburger Umland, etwa in Tornesch, Rellingen und Wentorf, gibt es Infektionsfälle in Heimen. Ältere und Menschen mit Vorerkrankungen haben häufig besonders schwere Krankheitsverläufe. Und demente Heimbewohner müssen besonders betreuungsintensiv vor dem Coronavirus geschützt werden.

    In einem Punkt aber kann die Kassenärztliche Vereinigung Hamburg kurze Entspannung vermelden: Der Arztruf 116 117 verzeichnet momentan „nur“ 2000 Anrufe pro Tag. Nach den 25.000 von vor drei Wochen und der erheblichen Aufstockung des Personals wächst hier wieder die Zuversicht, einen neuerlichen Ansturm zu bewältigen. Denn es gibt bei Hamburgs niedergelassenen Ärzten bereits Szenarien für den Fall, dass es zu deutlich mehr schweren Krankheitsverläufe bei den Corona-Patienten kommt.

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