Das Virus breitet sich in Hamburg nur noch langsam aus – werden wir bald dafür belohnt?
Ostern könnte ein Wendepunkt in der Coronakrise sein. Politiker und Virologen weisen seit Wochen darauf hin, dass man erst nach den Feiertagen entscheiden könnte (und es dann auch müsste!), wie es mit der Bekämpfung des Virus weitergeht.
Und so stellt sich die Frage: Wo steht Hamburg so kurz vor diesem wichtigen Termin? Die Antwort: Die Stadt erfüllt einen sehr großen Teil der Bedingungen, die die Bundeskanzlerin und ihre Experten für die Lockerung der vielen, einschränkenden Maßnahmen genannt haben.
Zahl der Coronafälle darf sich maximal alle zwei Wochen verdoppeln
Bedingung Nummer eins: die sogenannte Verdoppelungsrate. Laut Angela Merkel darf sich die Zahl der Fälle in einer Region maximal alle 14 Tage verdoppeln. Heißt für Hamburg: Selbst wenn man von einem Durchschnitt von 150 Neuinfizierten pro Tag in der Stadt ausginge, und zuletzt lagen die Zahlen zum Teil deutlich darunter, bräuchte man für eine Verdoppelung inzwischen mehr als 20 Tage.
Bedingung Nummer zwei: Merkel hat gesagt, wie wichtig es sei, dass sich die Zahl der neuen Fälle und die der genesenen Patienten etwa die Waage halten. Das ist in Hamburg so, was dazu führt, dass in den vergangenen Tagen insgesamt immer rund 1500 aktuelle Fälle gezählt wurden – mit leicht sinkender Tendenz.
Bedingung Nummer drei: Das Gesundheitswesen darf nicht überlastet werden. Die Lage in Hamburg ist zwar nicht mehr so entspannt wie vor zwei Wochen, die befürchtete „Riesenwelle“ an Patienten in der ersten Aprilwoche ist aber zum Glück auch ausgeblieben.
Auch der Andrang beim Arztruf 116 117 ist zurückgegangen
Es kommt hinzu, dass die Epidemie in der Stadt in etwa so verläuft, wie es Gesundheitsbehörde und Experten vorhergesagt haben. Der starke Anstieg der Fallzahlen in den ersten Wochen, der Hamburg in Relation zu seiner Einwohnerzahl an die Spitze der Bundesländer brachte, hatte wie prognostiziert vor allem mit den Rückkehrern aus den Skigebieten in Österreich, Italien und der Schweiz zu tun. Nun sind die Frühlingsferien seit mehr als drei Wochen vorbei, und entsprechend geht nicht nur die Zahl der Neuinfektionen, sondern auch der Andrang beim Arztruf 116 117 zurück.
Durchaus nicht unerwünschter Nebeneffekt: Zumindest in einigen Teilen Hamburgs dürfte sich ansatzweise so etwas wie eine Herdenimmunität eingestellt haben. Insbesondere wenn man davon ausgeht, dass die Zahl der erfassten nur einen Teil der tatsächlichen Coronainfektionen ausmacht.
Ein einfaches Beispiel beschreibt uns unsere Leserin Michaela Anders (Name geändert): „Als meine Familie aus dem Skiurlaub zurückgekehrt ist, hatte ich leichte Symptome. Ich habe mich testen lassen, war positiv und mit meinem Mann und meinen beiden Kindern zwei Wochen in Quarantäne. Die drei hatten keine Symptome, sind nicht getestet worden – und trotzdem gehen die Ärzte davon aus, dass auch sie das Virus gehabt haben.“
Wie hoch Dunkelziffer in Hamburg ist, weiß niemand
Soll heißen: Viele Familienmitglieder von Infizierten fließen im Zweifel überhaupt nicht in die offizielle Statistik ein. Wie hoch die Dunkelziffer überhaupt in Hamburg ist, wo die meisten Krankheitsverläufe ja relativ leicht sind, weiß niemand. In China kamen laut Studien auf einen entdeckten acht unentdeckte Fälle.
Umgerechnet hieße das, dass sich in Hamburg bereits rund 25.000 Menschen angesteckt hätten, die meisten davon dann, ohne es bemerkt zu haben. Dass die Ausgangslage vor Ostern in Hamburg so ist wie beschrieben, hat viel mit der Disziplin der Menschen in dieser Stadt zu tun, die sich überwiegend und konsequent an die Einschränkungen gehalten haben.
Hoffen wir alle, dass wir dafür möglichst bald belohnt werden können.