Kreis Pinneberg. Zahl der Infizierten im Kreis Pinneberg steigt auf 344. Im Rellinger Altenheim haben sich weitere Bewohner und Mitarbeiter angesteckt.
Die Ausbreitung des Coronavirus im Kreis Pinneberg hat ein weiteres Todesopfer gefordert. Wie das Gesundheitsamt am Montag mitteilte, ist der inzwischen vierte Patient seit dem Beginn der Pandemie im Elmshorner Krankenhaus an der Lungenkrankheit Covid-19 gestorben. „Es handelt sich um einen Vertreter aus der Hochrisikogruppe“, sagte Kreissprecher Oliver Carstens. Bedeutet: Wieder ist ein älterer Kreisbewohner dem neuartigen Virus erlegen.
Zuvor waren schon drei Frauen im Alter von 81, 82 und 87 Jahren aus einem Tornescher Altersheim gestorben, nachdem dort das Virus ausgebrochen war. Mittlerweile sind fast alle der 30 Bewohner und sieben von 16 Mitarbeitern der Residenz positiv getestet worden. Ob der vierte Todesfall im Kreis auch diesem „Cluster“ in Tornesch zuzuordnen ist, ließ das Gesundheitsamt am Montag offen. Nach Abendblatt-Informationen soll es sich aber nicht um einen Bewohner des betroffenen Heims handeln.
Weitere Infektionen in einem Pflegeheim
Im Fall der zwei Rellinger Pflegeheime, die mit Coronainfektionen zu kämpfen haben, gab es ebenfalls neue Entwicklungen. „In einem der beiden Pflegeheime gibt es leider weitere Neuinfektionen, insgesamt sind sieben Bewohner und fünf Pflegekräfte positiv getestet worden“, sagt Kreissprecher Carstens. Bei weiteren Pflegekräften stünden die Testergebnisse noch aus.
Wie berichtet, war in Rellingen zunächst ein DRK-Heim mit etwa 130 Plätzen betroffen. Dort haben sich nach bisherigem Stand zwei Bewohner mit dem Virus infiziert. Das andere Rellinger Haus mit etwa 140 Bewohnern meldete am Freitag zunächst bei einem Bewohner und einem Mitarbeiter bestätigte Infektionen – nun hat sich diese Zahl offenbar auf insgesamt zwölf erhöht. Die Ausbreitung beschränkt sich den Angaben zufolge allerdings nur auf einen Teil des Heims. Etwa 30 Personen leben in diesem Bereich. Es gelten besondere Schutzvorkehrungen.
344 Menschen im Kreis Pinneberg erkrankt
Für keine andere Bevölkerungsgruppe ist das Coronavirus so gefährlich wie für ältere und vorerkrankte Personen. Etwa 15 Prozent aller an Covid-19 erkrankten Menschen, die älter als 80 sind, sterben nach jetzigem Kenntnisstand an der Lungenkrankheit. Neben den betroffenen Heimen im Kreis berichten immer mehr Pflege- und Altenheime in Deutschland von Infektionen.
Insgesamt sind im Kreis Pinneberg seit dem ersten Fall am 3. März 344 Menschen am Virus erkrankt. Von Sonntag auf Montag zählte das Gesundheitsamt lediglich fünf Neuinfektionen, was aber auch an den am Wochenende eingeschränkt arbeitenden Testlaboren liegen dürfte. Von allen Patienten mussten oder müssen 55 Personen im Krankenhaus behandelt werden. Laut Angaben des Kreises sind bis jetzt aber auch schon 36 Personen verlässlich genesen.
Mehr als 10.000 Euro Spenden für den Kinderschutzbund
Spenden von mehr als 10.000 Euro hat der Kinderschutzbund Elmshorn für seine Lebensmittel-Gutscheinaktion erhalten. „Ich bin begeistert von der Solidarität unserer Mitbürger“, so die Vorsitzende Elke-Maria Lutz. Freitag waren die ersten 100 Gutscheine á 25 Euro, die nicht für Zigaretten und Alkohol gelten, ausgegeben. Weitere sind bestellt. Die Ausgabe an die Eltern bedürftiger Kinder erfolgt werktags von 10 bis 11.30 Uhr am Büro des Kinderschutzbundes an der Jürgenstraße.
Land unterstützt Sportvereine mit 12,5 Millionen Euro
Mit einer Soforthilfe in Höhe von bis zu 12,5 Millionen Euro unterstützt die Landesregierung die gemeinnützigen Sportvereine und -verbände im Land. „Unsere Sportvereine mit ihren mehr als 770.000 Mitgliedern sind ein Eckpfeiler unserer Gesellschaft. Auch sie kommen durch die zur Eindämmung des Virus notwendigen Beschränkungen des öffentlichen Lebens in schweres Fahrwasser. Deshalb ist diese Unterstützung notwendig und selbstverständlich“, sagte Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) in Kiel.
Zu finanziellen Engpässen komme es bei den Vereinen, weil durch wegbrechende Mitgliedsbeiträge und Kursgebühren oder beispielsweise abgesagte Jugendfreizeiten bei fortlaufenden Betriebskosten die Einnahmen fehlen. Bei den Zuschüssen handle es sich ganz bewusst nicht um Kredite, betont Grote. Die Soforthilfe kann bei Nachweis der aus der Coronalage bedingten finanziellen Notlage beim für Sport zuständigen Innenministerium beantragt werden. „Sie muss später nicht zurückgezahlt werden“, so Grote.
Gemeinnützigen Sportvereinen, die Mitglied im Landessportverband Schleswig-Holstein sind, werde ein Zuschuss in Höhe von 15 Euro pro Mitglied als Einmalzahlung gewährt, maximal bis zur Höhe des dargelegten Liquiditätsengpasses. Im Landessportverband Schleswig-Holstein organisierten Verbänden werde ein maximaler Zuschuss als Einmalzahlung in nachfolgenden Höhen gewährt:· Sportverbände bis 2000 Mitglieder bekommen 2500 Euro, bis 5000 Mitglieder gibt es 5000 Euro, bis 15.000 Mitglieder: 10.000 Euro und bis 50.000 Mitglieder 15.000 Euro. Sportverbände bis 75.000 Mitglieder erhalten 20.000 Euro, noch größere Verbände 25.000 Euro und jene mit überregional bedeutsamen Einrichtungen oder Sportschulen einmalig bis zu 150.000 Euro.
Weitere Informationen zum Antragsverfahren unter: www.schleswig-holstein.de/coronavirus-sport
Sozialkaufhäuser geben Stoffe zum Maskennähen aus
Die Awo Bildung und Arbeit (Awo BA), unter anderem Trägerin der Sozialkaufhäuser im Kreis Pinneberg, erhält auch in der Coronakrise einen Teil ihrer Hilfs- und Beratungsangebote aufrecht. Zurzeit können Menschen, die Corona-bedingt nicht in die Einrichtungen kommen dürfen, telefonisch beraten werden. Außerdem stellt die Awo BA Fahrzeuge und Räumlichkeiten für die sogenannten systemrelevanten Bereiche zur Verfügung. Auch werden Einzelberatungen, die vor Corona persönlich durchgeführt wurden, nun am Telefon fortgesetzt.
Obwohl die Sozialkaufhäuser in Pinneberg, Elmshorn, Uetersen und Wedel geschlossen bleiben müssen, bietet die Awo BA für Nähinitiativen die Ausgabe von Stoffen – in der Regel Bettwäsche – an, aus denen Mund-Nase-Masken genäht werden können. Die benötigte Menge wird nach telefonischer Rücksprache an einem vereinbarten Ort übergeben. „Wir wollen uns mit allen solidarisch zeigen und gleichzeitig Hilfestellungen für andere anbieten, die in der Krise Unterstützung benötigen“, so Regionalleiter Wolfram Gambke.
Textilspenden in die Awo-Sammelcontainer sind weiterhin möglich. Darüber hinaus können gemeinnützige Vereine oder Organisationen in der Krise auf den zurzeit nur wenig genutzten Fuhrpark der Awo BA im Kreis Pinneberg zurückgreifen, zum Beispiel wenn es um den Transport von Hilfsgütern geht. Sollte sich die Krise weiter zuspitzen, könnten die Räumlichkeiten der Awo BA zudem für Schnelltests genutzt werden. Wer Kontakt mit der gemeinnützigen Awo BA aufnehmen möchte: per E-Mail an Service@AWO-BildungundArbeit.de oder telefonisch unter 04101/561 61.
Beiträge für das Corona-Orchester gesucht
„Highway To Hell“, schallt es aus den Lautsprechern des PCs. Mehr als 250 Musikerinnen und Musiker aus sieben Nationen singen und spielen den AC/DC-Dauerbrenner mit viel Energie und noch mehr Spaß auf Pauken, Posaunen und Trompeten, Gitarre, Geige, Cello und Kontrabass, Fagott und Flöten und Saxofon. Der Musiker, Lehrer und Komponist Jens Illemann aus Wewelsfleth brachte sie für sein Corona-Orchester zusammen, und zwar einzig über Online-Kontakt.
„Das #corona-Spezial Online-Orchester hat nun das dritte Stück fertiggestellt, für das mir Musiker aus Deutschland, Österreich, Schweiz, Italien, Niederlande, Irland und Moldawien ihre Videos gemailt haben“, sagt Jens Illemann, der im Norden bekannt wurde, als er im vergangenen Jahr das Norddeutsche Film-Orchester gründete. Für sein neues Corona-Projekt haben ihm bis jetzt insgesamt mehr als 1000 Musiker aus mittlerweile neun Nationen Aufnahmen von ihren Auftritten im heimischen Wohn- oder Arbeitszimmer geschickt.
Jens Illemann möchte jede Woche einen neuen Song produzieren, bis die Corona-Kontaktsperre aufgehoben ist. Wer mitmachen will, meldet sich unter www.corona-orchester.de an und erhält per E-Mail alle Unterlagen wie Notenmaterial und Klangbeispiele. Illemann schneidet aus allen Beiträgen das endgültige Video und stellt es via YouTube ins Netz (https://www.youtube.com/watch?v=VYHzWoPUFME). Musiker, die dabei sein wollen, können jeweils bis Donnerstag, 18 Uhr, ihre Beiträge einsenden.
ADFC ruft Radfahrer zu Rücksichtnahme auf
Rund um Ostern wollen viele Menschen auf das Rad steigen, trotz Coronakrise. Der Fahrradclub ADFC mahnt zu Rücksicht und zur Einhaltung der Regeln zur Eindämmung der Covid-19-Pandemie. Ausgedehntes Rennradtraining und lange Radtouren seien nicht angezeigt. ADFC-Rechtsreferent Roland Huhn sagt: „Erlaubt ist es in allen Bundesländern, notwendige Fahrten zur Arbeit oder zum Einkaufen mit dem Rad zu erledigen. Auch die kleine Hausrunde mit dem Rad ist nach unserer Rechtsauffassung überall möglich, wenn man sie allein, zu zweit oder mit den Angehörigen des eigenen Haushalts macht.“ Lange Radtouren seien hingegen nicht erwünscht. „Und auch ausgedehnter Radsport sollte nicht mehr im Freien stattfinden.“
Wer mit dem Rad eine Runde dreht, um frische Luft zu schnappen und in Bewegung zu bleiben, sollte beliebte Ausflugsziele und -strecken meiden. Dort wird es nach Einschätzung des ADFC besonders schwierig, die vorgeschriebenen Abstände zwischen Personen einzuhalten. Huhn: „Auch wer mit dem Rad unterwegs ist, sollte ein Ausweisdokument dabei haben, um den Wohnort nachweisen zu können.“
Appell an Radfahrer: Sicherheitsabstand einhalten
Überregionale Touren seien ausdrücklich verboten, wenn sie in Gebiete führen, die für den Tourismus gesperrt sind. Dazu gehört insbesondere auch Schleswig-Holstein. Für Sportlerinnen und Sportler kann nach Auffassung des ADFC E-Cycling eine Lösung sein, bei dem man auf dem Rollentrainer zu Hause vor dem Bildschirm fährt. Einige touristische Regionen böten virtuelle Exkursionen an, zum Beispiel Nordrhein-Westfalen und Thüringen.
Der ADFC appelliert an alle Radfahrer, rücksichtsvoll und mit den vorgeschriebenen Abständen unterwegs zu sein. Huhn: „Die schlechte Radinfrastruktur darf keine Ausrede dafür sein, langsamer Fahrende oder Fußgänger zu bedrängen.“ An Autofahrer appelliert der ADFC, die leeren Straßen keinesfalls zum Rasen zu missbrauchen – und Radfahrer mindestens mit dem auch unter Normalbedingungen vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von 1,50 Meter zu überholen.