Der Kleine Saal – „das letzte akustische Geheimnis“
•
Lesezeit: 3 Minuten
Hamburg. Das Ensemble Resonanz eröffnet den vielseitigen Raum aus französischem Eichenholz am Donnerstagabend.
Noch riecht es erstaunlich nach frischem Holz, noch ist alles im Kleinen Saal der Elbphilharmonieblitzeblank neu und für das gespannte Publikum unbekannt. Wenige Stunden vor dem ersten Konzert im benachbarten Großen Saal wurde gestern eine Probenpause des Ensembles Resonanz genutzt, um die große Pressekonferenz vor der Premiere des Konzerthauses in jenem Raum abzuhalten, der dessen „letztes akustisches Geheimnis“ (Intendant Christoph Lieben-Seutter) birgt.
An der großen Längswand gegenüber der Eingangstür sind die um jeweils zehn Grad nach innen versetzten Eichenholz-Paneele zu sehen, die erst auf den letzten Metern der Zielgerade nach Anweisung des Akustikers Yasuhisa Toyota neu justiert wurden, um das letzte bisschen an Optimierung aus den Möglichkeiten herauszuholen.
Die Teleskop-Tribünen sind ausgefahren, sodass sich der Saal nach hinten hin steil verjüngt. Für andere Formate wird die Sitzordnung anders sein können, in der streng geometrischen Form ist sehr vieles denkbar. Deswegen betont und prophezeit Tobias Rempe, der Geschäftsführer des Ensembles Resonanz, auch schon jetzt, dass die Architektur und Vielseitigkeit des Saals sich auch auf die Programmgestaltung der nächsten Jahre auswirken werden.
Die Beleuchtung ist dezent und unaufdringlich. Man betritt einen Raum, der durch das mit dunklem Holz vertäfelte Foyer eine Ouvertüre bieten kann, die in starkem Kontrast zur luftigen, futuristischen Vielwinkligkeit vor dem Großen Saal steht. Auf der Bühne parken einige Instrumente für das heutige erste Resonanz-Konzert. Eine dekorative Gelegenheit also für die politisch und planerisch Verantwortlichen, ein weiteres Mal stolze Vorfreude und kulturpolitischen Ehrgeiz zu formulieren.
Elbphilharmonie: Die grandiose Eröffnung
Elbphilharmonie: Die grandiose Eröffnung
1/58
Die eigentliche Hauptrolle dieser Stunde voller Fotografen, Pressemappen und Kameras übernimmt jedoch der Raum selbst, dieser Haute-Couture-Schuhschachtel-Saal, in dem das Ensemble Resonanz wegen der Last-Minute-Wandkorrekturen erst fünf Tage zuvor erstmals proben konnte.
Zum Vergleich: Das NDR Elbphilharmonie Orchester hatte für seine Annäherung an den Großen Saal viereinhalb Monate. „Wir haben geprobt, vor allem aber haben wir gehört“, schwärmt Resonanz-Geschäftsführer Rempe. „Er klingt toll, und schön finden wir ihn ohnehin. Es ist toll, dass die Wärme, die die Akustik ausstrahlt, sich auch im Klang wiederfindet. Wir wollen diesen Saal mit unserem Publikum entdecken.“ Die Geigerin Swantje Tessmann meint über die Wandvertäfelungen: „Man will die unbedingt berühren.“
Etwas pragmatischer sieht das ihre Kollegin Juditha Haeberlin: „Ich freue mich, wenn es jetzt bald wieder mehr nur um Musik geht“, sagt sie. „Ankommen, auspacken, spielen. Und ja, es wird einfach sehr besonders klingen hier.“ Nach knapp einer Stunde ist das mediale Zwischenspiel vorbei. Mittagspause für die 320 Journalisten aus aller Welt. Das Ensemble kann sich in diesen vier kunstvoll gewellten und filigran gefrästen Wänden aus französischem Eichenholz wieder darauf konzentrieren, was hier die erste Geige spielt: die Musik.
Sie haben vermutlich einen Ad-Blocker aktiviert. Aus diesem Grund können die Funktionen des Podcast-Players eingeschränkt sein. Bitte deaktivieren Sie den Ad-Blocker,
um den Podcast hören zu können.