Bundespräsident Gauck: „Sie haben Großartiges geleistet“
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Der Bundespräsident eröffnet die Elbphilharmonie und ist von ihrer Akustik begeistert. Die Eröffnungsrede im Wortlaut.
Wie schön, heute hier bei Ihnen in Hamburg zu sein. Die Bürger dieser Stadt, aber auch viele Menschen in ganz Deutschland, sie haben lange auf diesen Moment gewartet. Und jetzt, wo er endlich da ist, sind wir erst einmal überwältigt – so ging es mir, als ich hier reinkam: Was für ein Raum, der die Musik so eindrucksvoll in die Mitte rückt. Was für ein wunderbarer Klang, hier in diesem Amphitheater der Tonkunst. Ich freue mich wirklich, dieses Haus, die Elbphilharmonie, gemeinsam mit Ihnen zu eröffnen.
Felix Mendelssohn Bartholdy, der große Sohn dieser Stadt, dessen Ouvertüre zu „Ruy Blas“ wir gleich noch hören werden, er war zwölf Jahre alt, als er das erste Mal zu Goethe nach Weimar reiste. Tief beeindruckt von der Begegnung, schrieb er einen Brief nach Hause, um seiner Familie Bericht zu erstatten. Er begann mit den Worten:
„Jetzt hört alle, alle zu.“
Es ist dieser Satz, den heute Abend auch die Elbphilharmonie den Hamburgerinnen und Hamburgern zuzurufen scheint – stolz und feierlich, aufgekratzt und charmant, gebieterisch und verlockend zugleich. So als wollte sie nach all den Jahren des Bauens endlich zeigen, was wirklich in ihr steckt:
„Jetzt hört alle, alle zu.“
Denn wir eröffnen heute Abend ja ein Haus, das schon eine lange Geschichte hat. Die Elbphilharmonie, sie galt als Traum und als Albtraum, als Weltstar und als Witz, als Blamage und als Wunder. Was ist über dieses Haus schon alles gesagt und geschrieben worden. Was wurde schon alles hineingedeutet in den roten Backsteinsockel und den darüber schwebenden Glaskristall. Dieses Haus hat starke, auch ambivalente Gefühle ausgelöst, bevor überhaupt der erste Ton erklingen konnte.
Und trotzdem: Die Elbphilharmonie hat sich ihre Anziehungskraft bewahrt, sie vergrößert sie jeden Tag. Sie lebt vom Zauber der Gegensätze, von der ästhetischen Spannung, aus der immer wieder Neues hervorgehen kann. Hafen und Stadt, Berg und Meer, Tradition und Moderne, Kunst und Kommerz – all diese Kontraste leben in ihr und mit ihr. Es ist ein einzigartiges Haus, dieses Haus im Fluss, das nun entdeckt und mit Leben gefüllt werden will. ...
Mir geht es darum, Ihnen kurz zu schildern, was ich mit diesem Haus verbinde, als Bürger dieses Landes und als Bundespräsident. Die Elbphilharmonie, sie steht für mich zunächst einmal für bürgerschaftliches Engagement. Denn dass es dieses Haus gibt, das haben wir einer privaten Idee und einer privaten Initiative zu verdanken. Wir haben es auch Hunderten von Bürgerinnen und Bürgern zu verdanken, die den Bau und den Spielbetrieb mit ihren Spenden unterstützt haben. ...
Elbphilharmonie: Die grandiose Eröffnung
Elbphilharmonie: Die grandiose Eröffnung
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Dieses Engagement bringt eine Haltung zum Ausdruck, die in der Freien und Hansestadt Hamburg eine lange Tradition hat und im Humanismus der Aufklärung wurzelt. Es ist dieser Bürgersinn, den wir heute so dringend brauchen wie je, wenn wir Zukunft gemeinsam gestalten wollen, in dieser Stadt, in unserem Land und im vereinten Europa. Es ist wichtig, dass Bürgersinn auch Feiertage hat – heute ist so ein Tag. ...
Die Elbphilharmonie ist für mich auch ein Bau, der unserer offenen Gesellschaft entspricht. Ihre Architektur führt Unterschiedliches zusammen, ohne es gleichmachen zu wollen. Dafür steht die Plaza als Ort der Begegnung, der für alle zugänglich ist. Dafür steht aber auch dieser Saal, in dem niemand zurückgesetzt wird und dessen „Weiße Haut“ aus lauter Unikaten zusammengefügt ist. Hier rücken wir näher zusammen, fühlen uns geborgen in der Gemeinschaft, ohne uns in der Masse zu verlieren. Hier erleben wir ein Miteinander, ohne unsere Individualität aufgeben zu müssen. So erfahren wir, alle zusammen und jeder für sich, die verbindende Kraft der Musik.
Die Elbphilharmonie als ein Haus für alle – das ist ein großes Versprechen, an das sich auch viele Erwartungen knüpfen. Es ist nun an Ihnen hier in Hamburg, diese Herausforderung anzunehmen und die guten Ideen in die Tat umzusetzen.
Wir wissen: Das Publikum in deutschen Konzertsälen ist meist gebildet, gut situiert und oft schon ein wenig älter. Es repräsentiert nur einen kleinen Teil der Gesellschaft. Um mehr Vielfalt in die Säle zu holen, muss es deshalb gelingen, auch Menschen zu erreichen, die bislang nicht in Konzerte gehen. Und es muss gelingen, junge Menschen für klassische Musik zu begeistern. Das ist ein Gebot der Gerechtigkeit, weil neue Konzertsäle .... die Steuerzahler viel Geld kosten, wie hier in Hamburg jeder weiß. ...
Stimmen zur Elphi-Eröffnung
Bundespräsident Joachim Gauck
„Die Elbphilharmonie ist für mich auch ein Bau, der unserer offenen Gesellschaft entspricht. Ihre Architektur führt Unterschiedliches zusammen, ohne es gleichmachen zu wollen.“
Choreograf John Neumeier
„Der Klang des Hauses ist fantastisch.“ (In der Halbzeitpause bei der Eröffnung)
Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz:
„Die Elbphilharmonie, die wir heute eröffnen, ist eine Einladung an die Welt, nach Hamburg zu kommen, sich dieses großartige Gebäude anzuschauen und die Musik zu genießen.“
Altbürgermeister Ole von Beust:
„Wir wollten etwas schaffen, was vielleicht irgendwann mal wird – ohne vermessen zu sein – wie der Tower in London, der Eiffelturm in Paris oder das Opernhaus in Sydney.“
Anjes Tjarks, Die Grünen:
„Es heißt so schön: Musik verbindet. Ich bin mir sicher, die Elbphilharmonie verbindet uns in der Kultur- und Musikstadt Hamburg noch mehr als zuvor.“
André Trepoll, CDU:
Neben der Neugestaltung des Reichstagsgebäudes in Berlin und dem Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche gehört der Neubau der Elbphilharmonie ohne Frage zu den wichtigsten Bauwerken Deutschlands der letzten 30 Jahre.“
Katja Suding, FDP:
„Trotz einer langen, oftmals komplizierten und auch teuren Umsetzung ist (...) heute ein Tag der Freude. Die Entstehungsgeschichte zeigt zudem, dass man manchmal einen langen Atem braucht, um Großes zu erreichen.“
Norbert Hackbusch, Die Linke:
„Die Luxus-Eröffnung ist das logische i-Tüpfelchen auf der irren Verschwendungs-Geschichte der Elbphilharmonie.“
Jörn Kruse, AfD:
„Man darf auch nicht vergessen, dass es gravierende Planungs- und Umsetzungsfehler gab. Aus Fehlern sollte man lernen und zukünftig Großprojekte realistischer und mit klarer Verantwortungszuordnung planen.“
Schauspieler Armin Mueller-Stahl
„Ich finde, lieber für Kultur viel Geld ausgeben als für reiche Leute.“ Der 86-Jährige hoffe sehr, dass Intendant Christoph Lieben-Seutter es schaffe, die Elbphilharmonie zu einem der ersten Konzerthäuser der Welt zu machen.
Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter
„Die Elbphilharmonie ist das schönste Schiff, das nie in See stechen wird.“
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Die Elbphilharmonie kann dazu einen Beitrag leisten. Ihre Popularität und ihre Anziehungskraft sind eine große Chance, mehr Menschen für klassische Musik zu gewinnen. Sie in Hamburg haben das natürlich längst erkannt, und Sie haben auch schon viel auf den Weg gebracht – ich denke nur an das beeindruckende Konzertprogramm und an die vielen Angebote zur Vermittlung von Musik.
Es ist Ihnen schon jetzt gelungen, die Musikszene der Stadt zu beleben und zu bereichern. Ich möchte Sie ermuntern: Behalten Sie bitte Ihren Schwung! Nutzen Sie die Möglichkeiten, die dieses Haus Ihnen bietet. Dann kann aus der Elbphilharmonie werden, was viele Hamburger sich wünschen: das Wahrzeichen einer weltoffenen, vielfältigen Metropole. Und ein Juwel der Kulturnation Deutschland.
Was wir aus der Baugeschichte der Elbphilharmonie lernen können, ist dies: Manchmal muss man sehr wohl ein Wagnis eingehen und Widerstände überwinden, um einer guten Idee zur Wirklichkeit zu verhelfen. Baukunst entsteht eben mitunter anders als geplant. Visionäre Projekte bergen auch etwas Unberechenbares. Das heißt aber nicht, dass man über ein großartiges Ergebnis die Fehler und Versäumnisse bei der Planung und während des Baus gänzlich vergessen darf. ... Gerade wer den Mut hat, Neues, Unerprobtes zu schaffen, muss sich, wenn Steuergeld im Spiel ist, rechtzeitig Gedanken darüber machen, wie Risiken einzuhegen sind.
Sie haben sich hier in Hamburg etwas zugemutet. Sie haben Großartiges geleistet. Und Sie haben etwas fertiggebracht. Auf das Ergebnis können Sie gemeinsam stolz sein. Ich wünsche Ihnen, dass die Elbphilharmonie ein Ort wird, an dem sich die vielen begegnen, an dem Gegensätze zusammenfinden und Neues entsteht. Ein Ort, an dem die verbindende, inspirierende und beglückende Kraft der Musik für alle spürbar wird, über Grenzen hinweg. Dieses unglaublich schöne Haus, es ist auch eine Verpflichtung. Machen Sie gemeinsam das Beste daraus.
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