Hamburg . Erste Eindrücke aus dem Großen Saal der Elbphilharmonie, der auf jeden Fall zu den besten der Welt gehören wird.

TOLL! In Großbuchstaben und mit Ausrufezeichen – soweit man das nach den wenigen ersten Minuten behaupten kann und soweit es sich vom ersten Konzertplatz aus auf diese Schnelle beurteilen lässt. So einfach, so flott ließe sich die Gretchenfrage nach der Akustik im Großen Saal der Elbphilharmonie beantworten.

Der erste Höreindruck, nach etlichen Jahren Wartezeit und einer Erwartung, die durch die Decke ging wie der Kartenvorverkauf, lässt sich mit staunenden Adjektiven umrahmen: umwerfend, hinreißend, glaskar, großzügig, aufblühend. Bewegend.

Darunter kann man es an diesem Abend nicht machen.

Und das ist erst der erste Abend, in einem Saal, der zu den besten der Welt zählen soll und der seinen vorab behaupteten Platz in dieser Liga offenbar tatsächlich einnehmen kann. Daraus ein verbindliches Gesamturteil abzuleiten, wäre jedoch vermessen, und verfrüht. Denn der Ausnahmezustand, der hier Normalfall werden soll, hat ja gerade erst begonnen. Es wird noch viele Höhen geben und Tiefen auch. Doch es wird spannend werden wie noch nie in der Musikstadt Hamburg.

Unkalkulierbare Pannen vor dem Konzert

Kurzzeitig spannend ist es auch vor Beginn. Erst fällt die Sopranistin Camilla Tilling aus, Generalintendant Christoph Lieben-Seutter lässt kurzfristig Hanna-Elisabeth Müller einfliegen. Anschließend verzögert das Wetter das Eintreffen von Bundespräsident Joachim Gauck und Kanzlerin Angela Merkel. Sie wird dann in ihrer Geburtsstadt mit Standing Ovations begrüßt. Viel mehr noch als den Politikern gehört die Aufmerksamkeit aber der Musik. Und die ersten Tutti-Töne, das Orchester-Vorspiel zur Rede von Bürgermeister Olaf Scholz, die sind nicht von hier, sondern von Beethoven, die Akkorde am Beginn der Ouvertüre „Die Geschöpfe des Prometheus“.

Brahms, der prächtig funkelnde, stolz auftrumpfende Schlusssatz der Zweiten, kommt nach einem liebreizenden Intermezzo mit Mendelssohns „Ruy Blas“-Ouvertüre als lokalpatriotischer Abbinder, mit dem der Festakt endet und der Countdown zum eigentlichen Eröffnungskonzert beginnt. Clever, als Pointe und Einstieg vor einem Auftritt von Scholz ausgerechnet dieses Stück von Beethoven über den Lichtbringer, Vordenker und Wegbereiter der Zivilisation, der lange wehrlos Qualen durchleiden musste, bis das Happy End sich vom Himmel senkte.

Und bereits in diesen ersten wenigen „Prometheus“-Akkorden, die auf das erste Thema hinführen, ist erkennbar: In diesem Saal, der seine Aufgabe ummantelt wie kein anderer, kann, soll, muss und wird hoffentlich von nun an Großes passieren. Er wäre jetzt so weit.

Chefdirigent Hengelbrock als Wegweiser

Natürlich ist das NDR Elbphilharmonie Orchester unter Höchstspannung; dieser Saal ist nicht für es gebaut worden, doch es soll ihn prägen und, wichtiger noch, sich von ihm prägen lassen. Chefdirigent Thomas Hengelbrock erweist sich bereits bei diesem protokollarischen Auftakt als druckvoller Wegweiser. Brahms ist ohnehin Heimspiel für dieses Orchester, auch in der neuen Heimat. Der Saal atmet Musik, ein, aus, immer wieder, zum ersten Mal. Ganz selbstverständlich.

Enorm präsent ist dieser Klang, trennscharf, unerbittlich gut und sanft, flexibel und mit dynamischen Reserven. Nichts knallt, nichts überreißt ins Grobe oder versuppt in überstehenden Hall.. Es gibt auch kein Anfangs-Fremdeln, das den Klang schwächeln ließe, weil alles so dramatisch anders ist als in der Laeiszhalle. Kein Wunder, denn in den vergangenen Wochen, die das Residenzorchester der Elbphilharmonie intensiv für die innere Neujustierung genutzt hatte, hat es bereits viel über sich gelernt.

Elbphilharmonie: Hier hört man alles

Was es schon kann und wohl auch, was es hier lernen muss. Bei einer sehr frühen Probe, bei der sehr, sehr wenige Journalisten nur unter rigiden Geheimhaltungsauflagen anwesend sein durften, hatte sich bereits angedeutet, was an diesem Abend mehr und mehr Gewissheit wird: Wenn man tatsächlich alles hört, hört man eben auch alles.

Die Raumwirkung, erstmals mit Publikum vollbesetzt, ist auch ohne Musik enorm. Denn trotz der Höhe bis an die Spitze des Reflektors, trotz der 2100 Plätze: Er wirkt in seiner Größe klein, weil er so steil ist, so diskret portioniert in den Proportionen der Sitzblöcke. Die organische Anmutung der schallreflektierenden „Weißen Haut“, in Verbindung mit dezentem Licht und der Farbgebung der Intarsien, sorgt für kammermusikalische Nähe zum Geschehen.

Für manche Plätze muss man schwindelfrei sein

Jetzt, ganz anders als in der Laeisz­halle, sind die Akteure auf der Präsentierteller-Bühne umgeben von Menschen. Wer ganz oben sitzt, auf einem dieser Hochgebirgs-Plätze, für die man schwindelfrei sein sollte, wird von nun an erleben, dass die Musik ausgerechnet dort direkt klingt und nah, ausbalancierter womöglich als auf den vermeintlich besseren Plätzen in Bühnennähe.

Die Güte der streng geheim gehaltenen Programmplanung für das Eröffnungskonzert ist vom Feinsten. Denn nicht etwa ein repräsentativer Klassiker steht an erster Stelle, auch nicht die eigens für diesen Anlass bei Wolfgang Rihm bestellte Uraufführung „Reminiszenz“, die folgt erst nach der Pause. Nein, nur eine einzelne Oboe, gespielt von NDR-Solo-Oboist Kalev Kuljus. Benjamin Brittens „Pan“, aus seinen „Metamorphosen nach Ovid“. Und wie auch das diese Symbolik sich ins Bild fügt – die Oboe ist gerade erst Instrument des Jahres geworden; es ist eines, an dessen Stimmung sich alle und alles im Orchester ausrichtet; eines, das der junge Olaf Scholz während seiner Schulzeit spielte. Eine einzelne Orchester-Stimme fliegt eine erste Runde durch den Raum. Ungehindert, ungebunden, vogelfrei fantasierend.

Elbphilharmonie: Die besten Bilder

Elbphilharmonie: Die grandiose Eröffnung

Der Konzertsaal der Elbphilharmonie
Der Konzertsaal der Elbphilharmonie © dpa | Christian Charisius
Die Eröffnung der Elbphilharmonie
Die Eröffnung der Elbphilharmonie © Thorsten Ahlf/www.ta-caps.com
Guck mal nach oben! Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), (2.v.r.), ihr Ehemann Joachim Sauer (r.), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD, 3.v.r.), seine Frau Britta Ernst (4.v.r.), Bundespräsident Joachim Gauck (5.v.r.), seine Lebensgefährtin Daniela Schadt (6.v.r.), sowie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU, 7.v.r.)
Guck mal nach oben! Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), (2.v.r.), ihr Ehemann Joachim Sauer (r.), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD, 3.v.r.), seine Frau Britta Ernst (4.v.r.), Bundespräsident Joachim Gauck (5.v.r.), seine Lebensgefährtin Daniela Schadt (6.v.r.), sowie Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU, 7.v.r.) © dpa | Christian Charisius
Bundespräsident Joachim Gauck, seine Lebensgefährtin Daniela Schadt (l.), Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU, 2.v.l.), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) (3.v.l.), ihr Ehemann Joachim Sauer (2.v.r.), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD, r) und seine Frau Britta Ernst (3. v.r.)
Bundespräsident Joachim Gauck, seine Lebensgefährtin Daniela Schadt (l.), Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU, 2.v.l.), Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) (3.v.l.), ihr Ehemann Joachim Sauer (2.v.r.), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD, r) und seine Frau Britta Ernst (3. v.r.) © dpa | Daniel Reinhardt
Die Journalistinnen Anne Will und Miriam Meckel
Die Journalistinnen Anne Will und Miriam Meckel © dpa | Daniel Reinhardt
Innensenator Andy Grote und Ehefrau
Innensenator Andy Grote und Ehefrau © Andreas Laible | Andreas Laible
Elbphilharmonie Eröffnung
Elbphilharmonie Eröffnung © Thorsten Ahlf/www.ta-caps.com
Hannelore und Nina Hoger
Hannelore und Nina Hoger © Andreas Laible | Andreas Laible
Architekt Jacques Herzog
Architekt Jacques Herzog © REUTERS | POOL
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff (r) und seine Ehefrau Bettina
Der frühere Bundespräsident Christian Wulff (r) und seine Ehefrau Bettina © dpa | Christian Charisius
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und seine Ehefrau Martina
Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) und seine Ehefrau Martina © dpa | Daniel Reinhardt
Gäste stehen bei der Eröffnung der Elbphilharmonie im Gebäude
Gäste stehen bei der Eröffnung der Elbphilharmonie im Gebäude © dpa | Christian Charisius
Torsten Albig mit Partnerin Bärbel Boy
Torsten Albig mit Partnerin Bärbel Boy © Andreas Laible | Andreas Laible
Sternenklar, die Elphi ist spitze: Dieter Zetsche (Daimler Benz) mit Ehefrau
Sternenklar, die Elphi ist spitze: Dieter Zetsche (Daimler Benz) mit Ehefrau © Andreas Laible | Andreas Laible
Bundespräsident Joachim Gauck
Bundespräsident Joachim Gauck © dpa | Christian Charisius
Katharina Fegebank und Matthias Wolff
Katharina Fegebank und Matthias Wolff © Andreas Laible | Andreas Laible
Blick vom Löwenzelt auf der Südseite der Elbe zur Elbphilharmonie
Blick vom Löwenzelt auf der Südseite der Elbe zur Elbphilharmonie © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig
Wow! Barbara Schöneberger bei der Moderation der Eröffnung der Elbphilharmonie
Wow! Barbara Schöneberger bei der Moderation der Eröffnung der Elbphilharmonie © Screenshot NDR
Der Akustiker Yasuhisa Toyota
Der Akustiker Yasuhisa Toyota © dpa | Christian Charisius
Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube mit seiner Ehefrau, TV-Köchin Cornelia Poletto
Deutsche-Bahn-Chef Rüdiger Grube mit seiner Ehefrau, TV-Köchin Cornelia Poletto © dpa | Daniel Reinhardt
NDR-Intendant Lutz Marmor und seine Freundin Christina-Maria Peukert
NDR-Intendant Lutz Marmor und seine Freundin Christina-Maria Peukert © dpa | Daniel Reinhardt
Michael Otto und Ehefrau Christl
Michael Otto und Ehefrau Christl © Andreas Laible | Andreas Laible
Albert und Edda Darboven
Albert und Edda Darboven © Andreas Laible | Andreas Laible
Ein Mann betrachtet bei der Eröffnung der Elbphilharmonie ein Bild mit dem Gebäude
Ein Mann betrachtet bei der Eröffnung der Elbphilharmonie ein Bild mit dem Gebäude © dpa | Christian Charisius
Klaus von Dohnanyi und Ulla Hahn
Klaus von Dohnanyi und Ulla Hahn © Andreas Laible | Andreas Laible
Justus Frantz mit Ehefrau
Justus Frantz mit Ehefrau © Andreas Laible | Andreas Laible
Gruner + Jahr Vorstandschefin Julia Jäkel
Gruner + Jahr Vorstandschefin Julia Jäkel © dpa | Daniel Reinhardt
Der Konzertsaal der Elbphilharmonie
Der Konzertsaal der Elbphilharmonie © dpa | Christian Charisius
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle,  Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant der Elbphilharmonie
Der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Andreas Voßkuhle, Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), Bundespräsident Joachim Gauck, Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) und Christoph Lieben-Seutter, Generalintendant der Elbphilharmonie © dpa | Daniel Reinhardt
Dorothee Stapelfeldt mit Ehemann
Dorothee Stapelfeldt mit Ehemann © Andreas Laible | Andreas Laible
Journalisten am Roten Teppich
Journalisten am Roten Teppich © dpa | Christian Charisius
Günther Netzer mit seiner Frau Elvira
Günther Netzer mit seiner Frau Elvira © dpa | Daniel Reinhardt
Die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron
Die Architekten Jacques Herzog und Pierre de Meuron © dpa | Daniel Reinhardt
Vorfahrt für die VIPs
Vorfahrt für die VIPs © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Hannelore Kraft (SPD), Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen
Hannelore Kraft (SPD), Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen © dpa | Daniel Reinhardt
ARD-Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga mit ihrem Mann Tobias Grob
ARD-Tagesthemen-Moderatorin Caren Miosga mit ihrem Mann Tobias Grob © dpa | Daniel Reinhardt
Modeltrainer Jorge Gonzales
Modeltrainer Jorge Gonzales © dpa | Daniel Reinhardt
Der Mond über der Elbphilharmonie
Der Mond über der Elbphilharmonie © REUTERS | FABIAN BIMMER
G20-Gegner an der Elbphilharmonie
G20-Gegner an der Elbphilharmonie © dpa | Bodo Marks
Passanten bei der Eröffnung der Elbphilharmonie
Passanten bei der Eröffnung der Elbphilharmonie © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Er setzte das Projekt auf: Der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust
Er setzte das Projekt auf: Der ehemalige Erste Bürgermeister von Hamburg, Ole von Beust © dpa | Daniel Reinhardt
Gefragt: Olaf Scholz
Gefragt: Olaf Scholz © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Durch diese Gasse gehen die Gäste
Durch diese Gasse gehen die Gäste © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Polizisten stehen am Zugang zur Elbphilharmonie
Polizisten stehen am Zugang zur Elbphilharmonie © dpa | Bodo Marks
Die Elbphilharmonie am Eröffnungsabend
Die Elbphilharmonie am Eröffnungsabend © REUTERS | FABIAN BIMMER
Der Mond an der Elbphilharmonie
Der Mond an der Elbphilharmonie © HA / Klaus Bodig | Klaus Bodig
Auf der Brücke zu dem ehemaligen Segelschulschiff Rickmer Rickmers steht am Hafen ein Schild mit der Aufschrift „Bitte Brücke freihalten“.
Auf der Brücke zu dem ehemaligen Segelschulschiff Rickmer Rickmers steht am Hafen ein Schild mit der Aufschrift „Bitte Brücke freihalten“. © dpa | Bodo Marks
Die Elbphilharmonie
Die Elbphilharmonie © dpa
Abendblatt Gold Edition: Elise Fleer aus Bramfeld mit einem Exemplar
Abendblatt Gold Edition: Elise Fleer aus Bramfeld mit einem Exemplar © Andreas Laible | Andreas Laible
Elbphilharmonie Eröffnung: Die Architekten Pierre de Meuron, Jacques Herzog Ascan Mergenthaler, Intendant Christoph Lieben-Seutter, Bürgermeister Olaf Scholz, Joachim Knuth Programdirektor NDR, Tobias Rempe, Geschäftsführer Ensemble Resonanz
Elbphilharmonie Eröffnung: Die Architekten Pierre de Meuron, Jacques Herzog Ascan Mergenthaler, Intendant Christoph Lieben-Seutter, Bürgermeister Olaf Scholz, Joachim Knuth Programdirektor NDR, Tobias Rempe, Geschäftsführer Ensemble Resonanz © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Kleiner Saal
Kleiner Saal © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Der Blick von der Plaza der Elbphilharmonie
Der Blick von der Plaza der Elbphilharmonie © picture alliance / R. Goldmann | dpa Picture-Alliance / Ralph Goldmann
Elbphilharmonie Eröffnung im Kleinen Saal
Elbphilharmonie Eröffnung im Kleinen Saal © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Pressekonferenz zur Eröffnung
Pressekonferenz zur Eröffnung © dpa | Christian Charisius
Kleiner Saal
Kleiner Saal © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Die Elbphilharmonie von den Landungsbrücken aus
Die Elbphilharmonie von den Landungsbrücken aus © dpa | Bodo Marks
Elbphilharmonie Eröffnung: Der Zugang zum Haus
Elbphilharmonie Eröffnung: Der Zugang zum Haus © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
Aufmerksame Journalisten bei der Elbphilharmonie Eröffnung
Aufmerksame Journalisten bei der Elbphilharmonie Eröffnung © Marcelo Hernandez | Marcelo Hernandez
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Alte Meister als Kontraste

Bis zur Pause folgt eine exquisit abgewogene Mischung aus Raritäten und großorchestralen Anstrengungen, ein mit Schwierigkeiten gespickter Parcours durch die Musikgeschichte, der Saal und Orchester gleichermaßen einigen Stresstests unterzieht, die beide bravourös bestehen. Dass Hengelbrock die Stücke ansatzlos, ohne Zwischenapplaus, ineinander übergehen lässt, verstärkt den Eindruck, dass sich hier musikhistorische Kontraste bestens vertragen.

Dutilleux’ „Mystère de l’instant“ über das Geheimnis des musikalischen Augenblicks als erstes Paradestück vor allem für die feinst ausgezirkelten Streicher. Bernd Alois Zimmermanns wuchtig krachendes „Photoptosis“, 1968 komponiert, bei dem der Orchesterapparat an viele Schmerzgrenzen zu gehen hat, mit Beethoven- und Wagner-Zitaten, die auf den zweiten Teil des Konzerts anspielen.

Rolf Liebermanns frühes „Furioso“, eine Hommage an den NDR-Weichensteller und später legendären Hamburger Opernintendanten.

Stimmen zur Elphi-Eröffnung

Bundespräsident Joachim Gauck

„Die Elbphilharmonie ist für mich auch ein Bau, der unserer offenen Gesellschaft entspricht. Ihre Architektur führt Unterschiedliches zusammen, ohne es gleichmachen zu wollen.“

Choreograf John Neumeier

„Der Klang des Hauses ist fantastisch.“ (In der Halbzeitpause bei der Eröffnung)

Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz:

„Die Elbphilharmonie, die wir heute eröffnen, ist eine Einladung an die Welt, nach Hamburg zu kommen, sich dieses großartige Gebäude anzuschauen und die Musik zu genießen.“

Altbürgermeister Ole von Beust:

„Wir wollten etwas schaffen, was vielleicht irgendwann mal wird – ohne vermessen zu sein – wie der Tower in London, der Eiffelturm in Paris oder das Opernhaus in Sydney.“

Anjes Tjarks, Die Grünen:

„Es heißt so schön: Musik verbindet. Ich bin mir sicher, die Elbphilharmonie verbindet uns in der Kultur- und Musikstadt Hamburg noch mehr als zuvor.“

André Trepoll, CDU:

Neben der Neugestaltung des Reichstagsgebäudes in Berlin und dem Wiederaufbau der Dresdener Frauenkirche gehört der Neubau der Elbphilharmonie ohne Frage zu den wichtigsten Bauwerken Deutschlands der letzten 30 Jahre.“

Katja Suding, FDP:

„Trotz einer langen, oftmals komplizierten und auch teuren Umsetzung ist (...) heute ein Tag der Freude. Die Entstehungsgeschichte zeigt zudem, dass man manchmal einen langen Atem braucht, um Großes zu erreichen.“

Norbert Hackbusch, Die Linke:

„Die Luxus-Eröffnung ist das logische i-Tüpfelchen auf der irren Verschwendungs-Geschichte der Elbphilharmonie.“

Jörn Kruse, AfD:

„Man darf auch nicht vergessen, dass es gravierende Planungs- und Umsetzungsfehler gab. Aus Fehlern sollte man lernen und zukünftig Großprojekte realistischer und mit klarer Verantwortungszuordnung planen.“

Schauspieler Armin Mueller-Stahl

„Ich finde, lieber für Kultur viel Geld ausgeben als für reiche Leute.“ Der 86-Jährige hoffe sehr, dass Intendant Christoph Lieben-Seutter es schaffe, die Elbphilharmonie zu einem der ersten Konzerthäuser der Welt zu machen.

Elbphilharmonie-Intendant Christoph Lieben-Seutter

„Die Elbphilharmonie ist das schönste Schiff, das nie in See stechen wird.“

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Und das Finale aus Messiaens monumentaler „Turangalîla-Sinfonie“, die Hengelbrocks Hamburger Kollege, Generalmusikdirektor Kent Nagano, vor wenigen Wochen erst in der Oper aufführte.

Dazwischen, ebenfalls immer aus den Seitenrängen: Alte Meister, fein abgewogen als Preziosen, die zeigen, wie gut der Saal auch mit diesen leisen Tönen umgehen kann. „Quam pulchra es“ von Jacob Praetorius, historisch Wertvolles aus der ersten Blütezeit der Hamburger Musiklebens also, und die himmlische Countertenor-Stimme von Philippe Jaroussky mit italienischem Frühbarock von Cavalieri und dem berühmten „Amarilli mia bella“ von Caccini.

"Mosaikstein Elbphilharmonie glänzt ganz besonders"

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    Und auch der Applaussturm schon zur Pause wird nun Teil der Elbphilharmonie-Geschichte sein.

    Nach der Pause: Wagner, das "Parsifal"-Vorspiel, silbrig fein gesponnen, mit Holzbläserpassagen, die wie von der Goldwaage kommend klingen. Ein exquisiter Vorgeschmack auf das konzertante "Rheingold", das Hengelbrock hier bald dirigieren wird. Dass Rihms nachtdunkle Hans-Henny-Jahnn-"Reminiszenz" folgt, passt atmosphärisch bestens, doch bei allem Wohlwollen – Pavol Breslik bleibt nur Ersatz für Jonas Kaufmann, der wegen Gesundheitsproblemen abgesagt hatte.

    Konventioneller, aber dann doch krönender Abschluss: das Finale aus Beethovens Neunter, mit einem Bryn Terfel im Solistenquartett, der schon mit wenigen ersten Tönen seine einsame Klasse hier klar machte. Das NDR Elbphilharmonie Orchester war konditionell zu diesem Zeitpunkt im eher roten Bereich. Doch an einem Abend wie diesem ist das zu vergeben. Es werden noch viele kommen.

    Gernandt zur Elbphilharmonie: Sind auf dem Weg zur Weltstadt

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