Nach Informationen des Abendblatts war Wolfgang Kopitzsch nicht im Bilde – dabei gilt der Polizeipräsident als Vertrauter von Bürgermeister Olaf Scholz.
Hamburg. Wegen der Einrichtung von Gefahrengebieten in Hamburgs Innenstadt ist es innerhalb der Hamburger Polizeiführung offenbar zu Streitigkeiten gekommen. Aus mehreren Quellen innerhalb der Polizei heißt es, dass Polizeipräsident Wolfgang Kopitzsch über diesen Schritt vorab nicht informiert war. Kopitzsch selbst dementierte nicht. Er sagte auf Abendblatt-Nachfrage, dass er sich dazu nicht äußern wolle.
Später erklärte dagegen Polizeisprecher Mirko Streiber, dass der Polizeipräsident "im Vorwege" über die Ausweisung der Gefahrengebiete "eingebunden und informiert war ".
Nach Abendblatt-Informationen waren die Initiatoren der Gefahrengebiete der kurz vor der Pensionierung stehende Leitende Polizeidirektor Peter Born und der Staatsrat der Innenbehörde, Volker Schiek. Offiziell diensthabend am Tag der Verkündung war der stellvertretende Polizeipräsident Reinhard Fallak. Kopitzsch hatte zwei freie Tage, war aber in Hamburg.
Kopitzsch, früher Leiter des Bezirksamtes Nord, gilt als Vertrauter von Bürgermeister Olaf Scholz (SPD), ist innerhalb der Polizeiführung aber umstritten. Er soll auch nicht der Wunschkandidat von Innensenator Michael Neumann (SPD) gewesen sein. Der ließ verlautbaren, dass er nicht an der Ausarbeitung der Gefahrengebiete beteiligt gewesen sei.
"Der Innensenator ist vor der Pressemitteilung von der Polizei informiert worden", sagte Behördensprecher Frank Reschreiter dem Abendblatt. Es sei nicht üblich, dass sich der Innensenator am operativen Geschäft der Polizei beteilige. Dass der Innensenator aber vor Entscheidungen von derartiger Tragweite informiert werde, sei natürlich gängige Praxis.
Das Gefahrengebiet soll unterdessen wieder aufgehoben werden. Nach Polizeiangaben wurde das am Donnerstag beschlossen. Zunächst sollen jedoch noch sogenannte „Gefahreninseln“ um die drei Polizeikommissariate Davidwache (Reeperbahn), Mörkenstraße (Altona) und Lerchenstraße (St. Pauli) bestehen bleiben. Dort soll künftig nur noch in der Zeit zwischen 18 und 6 Uhr kontrolliert werden. Die Neuregelung soll ab Donnerstag gelten.