Erneut unruhiger Abend im Gefahrengebiet: 250 Menschen demonstrieren am Paulinenplatz gegen Kontrollen. Polizei kreist Demonstranten ein. Verkehr auf der Feldstraße durch Sitzblockade zeitweise unterbrochen. Es sollen Böller geflogen sein.
St. Pauli. Am Mittwochabend ist es im Stadtteil St. Pauli erneut zu Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Aktivisten gekommen.
Mehr als 350 Menschen aus dem linken Spektrum demonstrierten mit einem laut Polizei unangemeldeten Aufzug gegen das Gefahrengebiet. Ein Passant sei von einem Stein getroffen worden, sagte ein Polizeisprecher in der Nacht. Der am Geschehen unbeteiligte Mann kam mit Kopfverletzungen in ein Krankenhaus. Ein weiterer Stein sei gegen ein Fahrzeug der Polizei geflogen, das dadurch beschädigt wurde, hieß es.
Kleinere Gruppen seien bis in die Nacht hinein im Hamburger Schanzenviertel sowie in den Stadtteilen Altona und St. Pauli unterwegs gewesen, berichtete der Polizeisprecher. Vereinzelt seien Böller auf die Polizei und ein Bauzaun auf die Straße geworfen worden, es kam zu Verkehrsbehinderungen. In Altona-Altstadt habe ein Auto gebrannt. Die Flammen griffen auf einen weiteren Wagen über.
250 Demonstranten eingekesselt
Am Paulinenplatz kreisten nach Berichten von Augenzeugen etwa 50 Polizeibeamte eine Gruppe mit etwa 40 Menschen ein. Insgesamt waren nach Angaben der Polizei zeitweise bis zu 250 Demonstranten um den Platz auf den Straßen und demonstrierten. Dabei sollen auch Böller geflogen sein. Einige der eingekreisten Personen sollen während der Aktion „Jetzt geht’s los“ gerufen haben. Die Aktion richtete sich gegen die Kontrollen im Gefahrengebiet.
Im weiteren Verlauf kamen weitere Polizisten über die Straße Neuer Pferdemarkt ebenfalls an den Platz. Einige Aktivisten zogen später weiter Richtung Reeperbahn. Da es sich um eine unangemeldete Versammlung handelte, löste die Polizei die Versammlung auf und entließ die Personen nach und nach vom Paulinenplatz. Ein Polizeisprecher sagte dem Abendblatt: „Es konnte kein Versammlungsleiter gefunden werden.“ Spontan fand sich nach Angaben der Polizei auch niemand, der diese Funktion übernehmen wollte. Anders als bei der Demonstration am Park Fiction, an dem am Vorabend 800 Menschen demonstrierten.
An der Feldstraße blockierten kurze Zeit später etwa 80 Personen den Straßenverkehr – sie setzten sich auf die Straße. Auch auf der Reeperbahn protestierten Menschen.
Im Laufe des Abends wurden in dem Bereich immer wieder kleinere Gruppen gesichtet und Feuerwerkskörper gezündet. Von Festnahmen oder Verletzten ist bisher nichts bekannt geworden.
Der Paulinenplatz liegt im sogenannten Gefahrengebiet. Seit dem vergangenen Wochenende zeigt die Polizei in den Stadtteilen St. Pauli, Sternschanze und Teilen Altonas verstärkt Präsenz und darf jeden Passanten ohne Anlass kontrollieren. Die Maßnahme ist umstritten. In den vergangenen Tagen kam es in den Gebieten daher immer wieder zu spontanen Demonstrationen von Anwohnern und Aktivisten. Erst am Dienstagabend trafen sich etwa 800 Personen auf St. Pauli.