Die Hamburger Grünen trauen sich: Als erster Landesverband will die GAL ein Bündnis mit der CDU eingehen. Mehr als 80 Prozent Zustimmung sind ein klares, aber in dieser Höhe auch erforderliches Signal für ein so ungewöhnliches Vorhaben, wie Schwarz-Grün es derzeit noch ist.
In der unübersichtlicher gewordenen Parteienlandschaft Deutschlands zählt Schwarz-Grün zu den Kombinationen, die früher oder später erprobt werden müssen, weil herkömmliche Mehrheiten innerhalb der Lager immer seltener werden. Hamburg ist der richtige Ort für die Überprüfung schwarz-grüner Ideen an den harten Gegebenheiten realer Politik.
Warum? Die GAL hat in den mehr als 25 Jahren ihres Bestehens einen bemerkenswerten Reifeprozess durchlaufen. Die Partei hat sich inhaltlich profiliert, was auch von den politischen Gegnern längst anerkannt wird. Ebenso wichtig ist, dass die Grünen nicht mehr von innerparteilichen Grabenkämpfen erschüttert werden. Das gibt der Partei die Stabilität, die Voraussetzung für Verlässlichkeit in einem zunächst fragilen, weil neuen Bündnis.
Die GAL trifft auf eine CDU, die mit ihrer inhaltlichen Flexibilität die Koalition überhaupt erst möglich gemacht hat. Auch wenn manche grüne Puristen es nicht wahrhaben wollen: Die GAL hat mit ihren 9,6 Prozent der Wählerstimmen ausgesprochen viel "herausgeholt".
Ob Schwarz-Grün für Hamburg einen Fortschritt bedeutet, wird sich in zwei zentralen Bereichen entscheiden: der Umwelt- und Klimapolitik, Stichwort Kraftwerk Moorburg, sowie der Bildungspolitik. Die künftige Bildungssenatorin Christa Goetsch muss die skeptischen Eltern und Lehrer vom Sinn der sechsjährigen Primarschule überzeugen. Die Reform muss "angenommen" werden, um ein Erfolg zu werden. Bei Moorburg legt der neue Senat sein Schicksal in die Hände von Juristen. Das kann sich noch als schwere Hypothek erweisen.