Kiel. Es wurmt Meeno Schrader (46) natürlich ein bisschen, dass er nicht ab heute beim HSH Nordbank Bluerace über den Nordatlantik segelt. Aber der leidenschaftliche Segler und promovierte Diplom-Meteorologe wird dringend in seiner Kieler Firma "WetterWelt" gebraucht. Darum bleibt er an Land und weist der Hälfte der Blue-Race-Flotte als "Router" und Wetterberater zusammen mit seinem Mitarbeiter Sven Taxwedel (30) den besten Weg nach Cuxhaven.

"Routing ist die individuelle Beratung, um ein Schiff auf optimalem Kurs von A nach B fahren zu lassen", sagt der gebürtige Ostfriese, der seit seinem vierten Lebensjahr segelt. "Optimal bedeutet, sich so schnell und sicher wie möglich auf dem Meer fortbewegen zu können."

Spätestens seit seinen Wetterberatungen für die englische Einhandseglerin Ellen MacArthur, die mit seiner Hilfe nonstop und in Rekordzeit die Welt umsegelte, hat Schrader sich als Router international einen Namen gemacht. Als Regattasegler - 1991 vor Kopenhagen Amateurweltmeister in der Dreivierteltonner-Klasse - weiß er genau, was seine Kunden wissen wollen. "Die bekommen die passenden Informationen, denn wir sprechen eine Sprache." In E-Mails an die Yachten, unter ihnen die "KPMG" und die "Toanga", beschreibt Schrader, was sich in den nächsten Stunden nach seinen Berechnungen in Sachen Wetter, Seegang, Windrichtung, Windstärke, Strömung und Gezeiten tun wird. "Ich gebe einen detaillierten Überblick und schlage einen optimalen Kurs vor." Und da jedes Schiff sein eigenes Geschwindigkeitspotenzial hat, wird jeder Beratungstext individuell erstellt.

So meldet der Kieler Wetterfrosch den Booten nicht lapidar "westliche Winde der Stärke 3 bis 4", sondern "Wind aus 240 Grad mit 16 Knoten, in Böen 24 Knoten für die nächsten zwei Stunden, danach Wind aus 290 Grad mit 12 Knoten, in Böen 18 Knoten." "Diese Infos sind wichtig bei der Segelführung und für die Entscheidung, wann Manöver gefahren werden können", so Schrader.

Im Vergleich zur Atlantik-Überquerung DCNAC im Jahr 2003, als Schrader 18 Schiffe beriet, haben sich die technischen Voraussetzungen auf den Booten erheblich verbessert. Satellitenkommunikation sei auf jeder Yacht selbstverständlich.

Wegen seiner Beratungstätigkeit musste Schrader zahlreiche Mitsegel-Anfragen ablehnen. Die "Outsider" des Kieler Skippers Tilmar Hansen hat ihn jedoch als Navigator in die Crew aufgenommen. "Dank der guten technischen Ausstattung kann ich das auch von Land aus machen", so der Fachmann.

Die nächsten drei Wochen werden Schrader und Taxwedel kaum vom Computer wegkommen. "Wir wollen es in Tag- und Nachtschicht aufteilen", sagt Taxwedel. "Aber ich denke, es wird eher auf Durcharbeiten hinauslaufen."