Der streitbare TUI-Großaktionär John Fredriksen schießt erneut scharf gegen die Spitze des Reise- und Schifffahrtskonzerns.
Hamburg/Hannover. TUI-Großaktionär John Fredriksen setzt seine Fehde mit der Unternehmensspitze fort. Vor der Hauptversammlung des Reise- und Schifffahrtskonzern am 17. Februar bombardierte der norwegische Reeder die TUI mit mehrere Seiten langen Anträgen auf Sonderprüfungen. Dabei geht es vor allem um die Finanzierungshilfen für die in Schieflage geratene Hamburger Container-Reederei Hapag-Lloyd, um die Ausgabe einer Wandelanleihe im Herbst 2009 und um Vorratsbeschlüsse für eine Kapitalerhöhung.
Mehrere Anträge des Milliardärs Fredriksen wurden in die Tagesordnung aufgenommen. Vorstand und Aufsichtsrat der TUI lehnten in ihrer Stellungnahme die Bestellung eines Sonderprüfers ab und wiesen Vorwürfe zurück. Damit zeichnet sich erneut eine turbulente Hauptversammlung ab. Der norwegische Tankerkönig Fredriksen und sein Vertrauter Tor Olav Troim hatten mit scharfer Kritik, persönlichen Angriffen auf die TUI-Führung und Anträgen auf Abwahl der Aufsichtsratsspitze bereits bei den letzten beiden Aktionärstreffen für hoch kontroverse Debatten gesorgt. Sie konnten sich aber nicht durchsetzen.
In diesem Jahr zielt die Kritik vor allem auf die Finanzhilfen, mit denen TUI der früheren 100-Prozent-Tochter Hapag-Lloyd im vergangenen Jahr beiseite gesprungen ist. Der TUI-Konzern, der noch 43 Prozent an Hapag-Lloyd hält, hatte 2,5 Milliarden Euro Darlehen gewährt, um die Reederei zu stützen, die in den Strudel der Weltwirtschaftskrise geraten ist. Die Reederei hat inzwischen auch eine Staatsbürgschaft erhalten. Die TUI habe aber keine überproportionalen Beiträge zur Rettung der Hapag-Lloyd geleistet, wies der Vorstand entsprechenden Vorwürfe Fredriksens zurück.
Der streitbare Großaktionär will in seinem Katalog von fast 50 Fragen unter anderem wissen, ob der Vorstand mit seinen Massnahmen zur Finanzierung von Hapag-Lloyd „seine rechtlichen Pflichten verletzt und der Gesellschaft einen Schaden zugefügt hat“. Das TUI-Management habe „überproportionale Beiträge“ zur Rettung von Hapag-Lloyd geleistet, ohne angemessene „Einflussmöglichkeiten und Teilhaberechte an künftigen Gewinnen und Wertsteigerungen“ zu vereinbaren. Außerdem will Fredriksen die Informationspolitik des Vorstands bei der Ausgabe einer Wandelanleihe unter die Lupe nehmen lassen. Die TUI hatte sich im November 217,8 Millionen Euro über eine solche Anleihe besorgt.