In der aktuell veröffentlichten Ländervergleichsstudie rutschte die Hansetstadt auf Platz 13 ab, gefolgt von Schleswig-Holstein.
Hamburg. Hamburg und Schleswig-Holstein fallen im bundesweiten Wettbewerb um gute Schulen und Hochschulen weiter zurück. In einer gestern veröffentlichten Ländervergleichsstudie rutschte Hamburg auf Platz 13 ab, gefolgt von Schleswig-Holstein. Schlechtere Noten bekamen nur die Bildungssysteme in Nordrhein-Westfalen und in Berlin. Spitzenreiter ist nach wie vor Sachsen.
Im "Bildungsmonitor 2009", den das Kölner Institut für deutsche Wirtschaft erstellte, wird allen 16 Bundesländern bescheinigt, ihre Schulen und Hochschulen in den vergangenen Jahren auf Vordermann gebracht zu haben. Besonders große Fortschritte machten dabei Länder wie Niedersachsen (Platz 5) und Bremen (Platz 6). Sie waren beim ersten Bildungsmonitor 2004 nur auf den Plätzen neun und 15 gelandet und hatten damals noch deutlich hinter Hamburg (Platz vier) und Schleswig-Holstein (sechs) gelegen.
In der aktuellen Studie, in der mehr als 100 Kriterien von Klassengröße bis Studiendauer berücksichtigt werden, hat Hamburg abermals an Boden verloren. Die Schulqualität wird als "gering" bewertet (Platz 15). Grundlage für diese Einschätzung sind allerdings Daten aus 2007 sowie Ergebnisse von PISA 2006. Hinzu kommen Mängel an den Hochschulen. Dort promovieren und habilitieren weniger Studenten als im Bundesschnitt.
"Mit dem Abschneiden können wir nicht zufrieden sein - gerade was die Schulqualität angeht", sagt Jan Bruns, Sprecher der Schulbehörde. "Wir brauchen mehr Abiturienten und weniger Schulabbrecher. Bei der Schulreform ist genau das eines der Hauptziele. Der Weg dahin geht über eine neue Schulstruktur mit Primarschule, Stadtteilschule und Gymnasium. Und über eine neue Lernkultur mit einer individuellen Förderung für jedes Kind."
Für Walter Scheuerl von der Initiative "Wir wollen lernen" ist der Monitor hingegen ein Anhaltspunkt für die Überflüssigkeit der Schulreform: "Bedenkt man, dass Schulsenatorin Christa Goetsch und Bürgermeister Ole von Beust Hunderte von Millionen Euro dafür einsetzen wollen, in Hamburg die Struktur des Schlusslichts Berlin mit der sechsjährigen Grundschule einzuführen, müssen sich beide fragen lassen, wie lange sie noch an diesen Plänen festhalten wollen."
Noch länger als für Hamburg ist die Mängelliste für Schleswig-Holstein. Die Grundschulen hinken beim Fremdsprachenunterricht hinterher und immer noch machen im Norden deutlich weniger Schüler Abitur als im Bundesschnitt. In vielen Schulen gibt es zudem weniger Lehrer als in anderen Ländern, in den Gymnasien (Klasse fünf bis zehn) ist die Lehrer/Schüler-Quote so schlecht wie nirgendwo sonst in Deutschland.
Ein dickes Lob bekommt Schleswig-Holstein in der Studie dafür, dass nur wenig "Bildungszeit" verloren geht. Grund sind zwei bis heute umstrittene Landesreformen. Kinder werden nur noch in Ausnahmefällen verspätet eingeschult und bleiben später nur selten sitzen.
"Die Ergebnisse bestätigen, dass wir den aktuellen Bildungsherausforderungen mit den richtigen Konzepten begegnen", sagte der auch für Schule zuständige Wissenschafts-Staatssekretär Jost de Jager (CDU). Die Defizite nehme man "als Ansporn, noch besser zu werden". Der Opposition reichte das nicht. In Schleswig-Holstein sei der Bildungsweg für Kinder und Jugendliche steiniger als in fast allen anderen Ländern, sagte der FDP-Schulexperte Ekkehard Klug. "Es ist höchste Zeit für eine bildungspolitische Kurskorrektur."
Klar ist, dass Schleswig-Holstein wie Hamburg deutlich mehr für sein Bildungssystem tun muss, um nicht den Anschluss an andere Länder zu verlieren. Zu den Vorreitern gehört etwa Niedersachsen. Das Land gibt laut Studie überdurchschnittlich viel für sein Bildungssystem aus und liegt in einigen Bereichen im deutschen Spitzenfeld. Bremen konnte insbesondere als Hochschulstandort punkten. Die Hansestadt ist inzwischen laut Studie eine "wichtige Akademikerschmiede Deutschlands".