In Hamburg brachte er ein Programm zur Förderung von Hauptschülern auf den Weg. Ein vorbildliches Modell, sagt Senatorin Christa Goetsch.
Hamburg. Im Streit um die Schulreform hat der unter Druck geratene schwarz-grüne Senat einen Befreiungsschlag gelandet. Jetzt soll Michael Otto (66) eingreifen, der die Hamburger Otto-Gruppe zu einer international aufgestellten Handelsgruppe mit zuletzt mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz geführt hat. Der Unternehmer und Manager soll von kommender Woche an die Gespräche zwischen Senat, Opposition, und den Gegnern der Reform, der Volksinitiative "Wir wollen lernen", moderieren.
Charakteristisch für den 1,89 Meter großen Hamburger Unternehmer ist vor allem sein Engagement über das Unternehmen hinaus. Schon 1986 erklärt Otto den Umweltschutz zum Unternehmensziel. Folglich fliegen Pelze und schädliche Lacke aus dem Verkaufsprogamm. 1993 gründet er die Michael-Otto-Stiftung. Ziel dieser weit über Hamburg hinaus bekannten Initiative ist die Förderung des Natur- und Umweltschutzes, insbesondere die Förderung des Schutzes von Meeren, Gewässern, Feuchtgebieten und Trinkwasserressourcen. "Wasser ist die Grundlage allen Lebens. Es ist ein kostbares und immer knapper werdendes Gut", sagt Otto.
In Hamburg kümmert er sich zudem um die Förderung von Hauptschülern und brachte dabei ein Ausbildungsprogramm für sie auf den Weg. "Ein vorbildliches Modell", wie Schulsenatorin Christa Goetsch am Wochenende lobte. Gerade auch die Erfahrungen bei diesem Projekt dürften Otto in seiner neuen Position als Vermittler im Streit um die Primarschule helfen.
Jüngstes Projekt von Michael Otto ist eine Textilfabrik in Bangladesch, deren Gewinne für die Entwicklung der Region und deren Schulen verwendet werden sollen. Darüber hat er sich mit dem Friedensnobelpreisträger Mohammed Yunus aus dem Entwicklungsland verständigt, mit dem er das Vorhaben gemeinsam in Hamburg vorstellte.
Otto wurde 1943 in Kulm bei Bromberg (heute Polen) als zweites Kind des Kaufmanns Werner Otto geboren. Seine Familie flüchtete 1945 nach Hamburg. Dort hatte Werner Otto zunächst eine Schuhfabrik gegründet und war dann, weil er die Chancen besser einschätzte, in den Versandhandel gewechselt. 1950 stellte er den ersten, noch handgeklebten Katalog nur für Schuhe vor. Heute erscheinen mehrere neue Kollektionen pro Jahr. Über die Jahrzehnte hinweg haben sie das Lebensgefühl ganzer Generationen geprägt.
Michael Otto absolvierte nach dem Abitur eine Banklehre in München, studierte in Hamburg Volkswirtschaft und promovierte mit dem Thema "Die Absatzprognose im Versandhandel". 1971 stieg er als bundesweit jüngster Vorstand in den Otto-Versand ein, baute das Unternehmen stetig aus und übernahm im Februar 1981 den Vorstandsvorsitz. Zum 1. Oktober 2007 wechselte Otto an die Spitze des Aufsichtsrats und überließ die operative Führung dem Manager Hans-Otto Schrader.