Gegen die vom schwarz-grünen Senat geplante Hortreform formiert sich der Widerstand.
Hamburg. "Die sogenannte verlässliche Betreuung an Primarschulen entpuppt sich als Etikettenschwindel", sagte Isa Baumgart vom Hamburger Bündnis Hortbetreuung, einem Zusammenschluss von Eltern, Erziehern und Lehrern, gestern. Hauptkritikpunkt: Die Gruppengrößen sollen um mehr als 50 Prozent auf 25 Kinder erhöht werden. In einem offenen Brief fordern die Betroffenen gemeinsam mit dem Landeselternausschuss Kindertagesbetreuung "den Aufschub der Reform, bis die personellen und materiellen Ressourcen abgesichert sind".
Anfang des Jahres hatten die Behördenchefs für die Bereiche Schule, Christa Goetsch (GAL), und Soziales, Dietrich Wersich (CDU), eine kostenlose Nachmittagsbetreuung für alle Schüler an Primarschulen bis 16 Uhr angekündigt. Die Reform soll 2011 in Kraft treten. Zusätzliche Mittel für die 12 000 neuen Hortplätze wird es nicht geben. Geplant ist, dass die künftigen Primarschulen mit Hortträgern kooperieren. Die Betreuung soll in den Schulen stattfinden. Dafür sollen sogenannte Multifunktionsräume eingerichtet werden. Nach Angaben der Schulbehörde stehen für die Umbauten 35 Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung. Seit einigen Wochen ist eine Arbeitsgruppe mit Vertretern beider Behörden eingesetzt.
Die Eltern befürchten eine deutliche Verschlechterung des Angebots. "Es wird nicht einbezogen, dass die Anforderungen an die schulische Arbeit ganz andere sind als die an die Betreuung am Nachmittag", sagt Kirsten Hittler, Mutter aus Ottensen. Der Vorwurf der Kritiker: Das Ganze sei eine kosmetische Aktion, um die Kinder in sozialen Brennpunkten von der Straße zu holen. Dazu kommt, dass Eltern künftig keine Wahlmöglichkeit mehr haben. "Der Schulhort ist zwingend, alle anderen werden aufgelöst", sagt Meike Buller, Leiterin des Ottensener Motte-Horts.
Besonders empört das Bündnis die Ankündigung der Behörde, die Hortbetreuung werde kostenlos. "Das ist eine Mogelpackung", so Sprecherin Baumgart. Sowohl zusätzliche Betreuungsstunden vor acht und nach 16 Uhr als auch die Ferienbetreuung müssten zugekauft werden. "Gerade einkommensschwache Familien werden draufzahlen."
Die Reformkritiker laden für morgen um 20 Uhr zu einer Informationsveranstaltung im Gymnasium Altona, Hohenzollernring 57, ein.