Befürworter und Gegner der Reform diskutierten miteinander, fanden aber keinen gemeinsamen Nenner.
Neugraben
Sie kämpfen nicht nur für ihre eigenen Kinder. Sie kämpfen gegen das neue System, das ihrer Meinung nach keine Bereicherung für die Hamburger Schullandschaft ist. Und sie sind von ihrer Meinung überzeugt. Es ist die von Schulsenatorin Christa Goetsch (GAL) geplante Hamburger Schulreform, gegen die sich die Interessengemeinschaft für den Erhalt der Gymnasien, eine Gruppe engagierter Eltern des Gymnasiums Süderelbe, wehren. Deshalb organisierte die Gruppe eine Informationsveranstaltung für Eltern, Lehrer und Schüler um aufzuklären. Hilfe bekamen sie von Walter Scheuerl, einem der meistzitierten Hamburger Kritiker der Reform.
"Wir freuen uns, einen Experten für unsere Veranstaltung gewonnen zu haben", sagt Initiatorin Bettina Meyer, die gemeinsam mit Alexa Zander die Veranstaltung organisiert hatte. "Wir wollen den Eltern die Chance geben, informiert zu werden, denn bei der vor kurzem stattgefundenen Veranstaltung in Neugraben durften wir als Gegner nicht anwesend sein." Die beiden Frauen, Mütter von jeweils zwei schulpflichtigen Kindern, wurden bereits von vielen Unterstützern der Reform kritisiert. "Nur weil wir uns für den Erhalt des alten Schulsystems einsetzen, heißt es nicht, dass wir unsozial sind", sagt Zander. "Man wird immer gleich in eine Schublade gesteckt, abgestempelt."
Die Interessengemeinschaft betont, dass sie eine starke Unterstützung der Schüler in sozialen Brennpunkten befürwortet. Dies müsse aber nicht durch eine Reform geschehen. "Die Förderung der Schwachen ist wichtig. Aber anstatt das Geld für die Umstrukturierung des Systems auszugeben, sollte es doch besser direkt in die Lehre gehen."
In einem rund einstündigen Vortrag informierte Scheuerl über das derzeit bestehende System und zeigte auf, was sich in Zukunft ändern soll. "Meiner Meinung nach reicht eine sachliche Betrachtung aus, um zu verstehen, dass das neue Modell das Hamburger Schulsystem nicht bereichert", so der Jurist, selbst Vater zweier Schulkinder. An die Info-Veranstaltung mit rund 100 Teilnehmern wurde eine Diskussion angeschlossen, an der sowohl Befürworter als auch Gegner des Systems teilnahmen. "Wenn so viel Geld in Hamburg zum Beispiel für die Unterstützung von Banken ausgegeben wird, warum kann man dann nicht auch in die Schule investieren?", betonte ein Befürworter als Reaktion auf die Aussage Scheuerls, unnötig zu viel Geld auszugeben.
Heiße Wortgefechte wurden geführt, überzeugen ließ sich keine der beiden Seiten. Dennoch waren die Initiatoren überzeugt von ihrer Veranstaltung. "Wir wollten nur informieren, die Meinung muss sich jeder selbst bilden", sagte Bettina Meyer. "Dennoch bin ich der Auffassung, dass Herr Scheuerl mit dem Aufzeigen der Fakten gute Überzeugungsarbeit geleistet hat und die Eltern zum Nachdenken darüber angeregt hat, ob die Ideen von Frau Goetsch wirklich so gut sind."