Wie die Lamas sind auch Alpakas eine von den Indios der Andengebirge gezüchtete Haustierform. Maja ist ein besonders gutaussehendes Exemplar.
Hamburg. Stricken ist ja wieder absolut in Mode. Waren früher kratzige Socken und Motivpullover Marke Eigenbau generationenübergreifend geradezu verhasst, gilt es seit einigen Jahren wieder als total angesagt, selbst gestrickte Schals, Strickjacken und Stulpen zu tragen. Deshalb wird Maja dieser Tage von Beherrschern der langen Nadeln besonders taxiert - doch das bringt das flauschige Weibchen nicht aus der Ruhe. Ihre Wolle bleibt ihre, das soll mal einer versuchen! Auch wenn ein Alpaka-Mantel schon bei den Inkas als Zeichen des Wohlstands galt und sicherlich ein großartiges Weihnachtsgeschenk abgeben würde.
Maja ist eines von 15 der zu den Kamelen zählenden Tiere, die im Tierpark Hagenbeck zu Hause sind. Wie die Lamas sind auch Alpakas eine von den Indios der Andengebirge gezüchtete Haustierform. Ob die Tiere allerdings von den Guanakos oder den Vikunjas abstammen, darüber gibt es immer noch unterschiedliche Meinungen. "Maja stammt jedenfalls von einem Züchter aus Bielefeld, so viel steht fest", sagt Volker Friedrich und lacht. Der Reviertierpfleger ist der Herr der Alpakas und besonders stolz auf Maja: "Sie entstammt noch einer Herde direkt aus Südamerika und bringt daher eine frische Blutlinie in unsere Gruppe." Und überhaupt: Das drei Jahre alte Weibchen mit der blaugrauen Fellfarbe und dem weißen Gesicht sei eine "besonders Hübsche".
Als sie im Sommer zusammen mit dem gleichaltrigen Weibchen Inka nach Hamburg kam, war Maja bereits tragend. Tochter Bonita wurde im August geboren. "Auch ein bildhübsches Tier, cremefarben", schwärmt Friedrich. Maja, für die es das erste Baby ist, sei eine tolle Mutter, absolut fürsorglich und ruhig. Friedrich: "Sie ist generell eine ganz Liebe, eher zurückhaltend - sie möchte bloß keinen Stress." Deshalb sei sie sicherlich auch heilfroh, dass jetzt wieder Ruhe in die Herde eingekehrt sei. Denn zwischendurch hatte Hengst Ocho eine ziemlich stänkerische Phase.
"Wir hatten ihn für eine Weile von der Herde abgetrennt, als einige Tiere abgegeben wurden und andere dazukamen", sagt Friedrich. Als Ocho dann zurück auf die Anlage durfte, musste er erst einmal allen zeigen, "wer der Chef ist", so der Tierpfleger. Stänkern in Alpaka-Manier, das heißt: spucken. Friedrich: "Dabei würgen sie gezielt ihren Mageninhalt hoch und können damit recht genau zielen. Untereinander machen sie das häufiger mal, uns gegenüber aber nur in extremen Situationen, etwa wenn wir sie einfangen müssen."
Generell sind die Neuweltkamele mit den langen Beinen und Hälsen, jedoch ohne Höcker, sehr soziale Tiere, die sich in kleinen Herden mit einem Leithengst am wohlsten fühlen. Die Wolllieferanten, die ob ihres friedfertigen Charakters auch als Therapietiere eingesetzt werden, sind mit einer Rückenhöhe von einem Meter und einem Gewicht von maximal 65 Kilogramm kleiner, aber vor allem deutlich leichter als Lamas, die als Fleischlieferanten gezüchtet wurden. Farblich gibt es Alpakas in allen möglichen Schattierungen: von Reinweiß über Beige, Braun und Rotbraun bis hin zu allen Grautönen und schließlich Tiefschwarz. Und das alles auch gerne in den verschiedensten gescheckten Varianten.
Volker Friedrich findet faszinierend, was sozusagen unter den Farben steckt: "Eine absolut perfekte Isolierung." Die Wolle der Alpakas halte die Tiere im Winter warm und im Sommer kühl wie ein perfekt isoliertes Haus. Friedrich: "Die Wolle schirmt die Körper so gut ab, dass selbst Schnee auf dem Fell liegen bleibt und nicht schmilzt." Nur Feuchtigkeit können die Tiere, die aus den eher kühlen, aber trockenen Anden in Peru, Bolivien und Chile kommen, nicht allzu gut ab, "da wird das Fell immer so schwer", sagt Friedrich.
Keine guten Aussichten also für Maja und ihre Artgenossen für die kommenden Tage. Dabei sind sie sicherlich nicht die einzigen Hamburger, die weiße Weihnachten dem schmuddeligen Regenwetter vorziehen würden ...
Lesen Sie nächsten Mittwoch: Gebirgslori Anton
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