Der kleine Mantelpavian Papio hat Segelohren Marke Prinz Charles. Das spiddelige, süße Affen-Fellbündel bleibt aber nicht so niedlich.
Hamburg. Mantelpaviane? "Gibt es für die Besucher nicht", sagt Tobias Taraba sofort und lacht laut auf. Tierpfleger sind es gewohnt, dieses Pippi-Langstrumpf-Syndrom. Frei nach dem Motto des rothaarigen schwedischen Mädchens "Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt!" werden Tiere von Zoobesuchern heiter nach äußerlichen Merkmalen umbenannt. Im Fall der großen Meerkatzenverwandten hat das zu der nicht gerade schmeichelhaften, aber unbestritten richtigen Bezeichnung "Rotarschpaviane" geführt. Ein Schicksal, mit dem der kleine Papio leben muss - auch wenn er das leuchtende Erkennungsmerkmal seiner Artgenossen noch gar nicht besitzt.
Dafür stechen ganz andere Körpermerkmale des kleinen Kerls hervor: Segelohren Marke Prinz Charles, eine vorwitzige, rosafarbene Himmelfahrtsnase und scheinbar viel zu große Hände und Füße für das spiddelige Fellbündel. "Wenn die Paviane so klein sind, sind sie doch noch richtig niedlich", sagt Taraba über den Affenjungen, der als eines von mehreren Babys im Februar auf dem Pavianfelsen im Tierpark Hagenbeck geboren wurde. Und wirklich: Mit den großen, dunklen Augen und dem dunklen Fell ist der Affennachwuchs wirklich zum Klauen süß. Was man von Papios Mutter, Vater und Tanten nur bedingt sagen kann.
Mantelpaviane, die wissenschaftlich Papio hamadryas heißen (was zu Papios Namen führte), leben im nordöstlichen Afrika und auf der Arabischen Halbinsel. Einiges an ihnen ist gewaltig: die 76 Zentimeter Körperlänge der Männchen zum Beispiel, zu der noch ein bis zu 61 Zentimeter langer Schwanz kommt, ihr Körpergewicht von 21 Kilogramm, ihre imposante, silbergraue Schultermähne - aber vor allem auch ihre beeindruckenden Eckzähne, die sie gerne ihren Rivalen bei einem demonstrativen Drohgähnen zeigen.
Die Weibchen nehmen sich in allem ein wenig zurück: Wesentlich kleiner und gerade einmal neun Kilogramm schwer, kleiden sie sich in ein schlichtes, braunes Fell. Wäre da nicht ihre Kehrseite, könnte man sie glatt als unauffällig beschreiben. Doch so leuchtet es aus dem dunklen Fell hervor: die rosafarbenen Sitzschwielen, die beide Geschlechter haben und dazu dienen, dass Paviane auch auf heißen Untergründen wie Steinen problemlos sitzen können, wie Tobias Taraba erklärt. Und, noch auffälliger, das stark geschwollene, rote Hinterteil der paarungsbereiten Weibchen, die damit Männchen anlocken.
Dass das klappt, zeigt der regelmäßige Nachwuchs in der Gruppe: Insgesamt 56 Paviane sorgen auf der Felsenanlage für ein "großes Affentheater", wie Taraba sagt. Dabei sind die erwachsenen Männchen, die jedes als Pascha einen kleinen Harem von Weibchen um sich scharen, fast alle sterilisiert: "Sonst hätten wir zu viele Babys", sagt der Tierpfleger. Schon so fiele es ihm schwer, die Tiere zu unterscheiden.
Eine engen Kontakt pflegen Tierpfleger und Paviane sowieso nicht, sagt Tobias Taraba: "Die erwachsenen Mantelpaviane gehen uns, wenn wir die Anlage betreten, aus dem Weg. Nur die Kleinen kommen manchmal neugierig näher. Und wir selber achten aber auch auf einen gewissen Abstand, denn die Paviane gelten als gefährliche Tiere, ähnlich wie Tiger und Löwen."
Wie aggressiv es bei den behäbig wirkenden Tieren zugehen kann, kann man gut bei Streitereien ums Futter beobachten: Da kennen die Allesfresser keine Freunde. Bei Hagenbeck bekommen sie Obst und Gemüse - und zum Spielen auch schon einmal die dazugehörigen Kisten. "Damit wird dann den Hang hinunter Bob gefahren", sagt Tobias Taraba.
Alles könnte so nett sein - wäre da nicht dieser rote Po. Immerhin konnten die Paviane damit in den vergangenen Tagen ohne Probleme auf jedem noch so heißen Fleckchen Fels sitzen. Das wäre uns schon schwer gefallen, ohne Kleidung. Und ob uns die Affen im Gegenzug, so ganz und gar nackt, als attraktiv betrachtet hätten - das sei auch dahingestellt.
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