Bei Hagenbecks Tierpark wurde mal wieder durchgezählt: Mit vollem Körpereinsatz erfassten die Pfleger 14.300 Tiere im Tropenaquarium.
Hamburg. Wiegen, Messen, Zählen hieß es am Donnerstag im Tropen-Aquarium von Hagenbecks Tierpark. Einmal im Jahr muss der Bestand der Tiere aufgenommen und ihre Größe und Gewicht ermittelt werden. Mit vollem Körpereinsatz erledigten die Tierpfleger diese nicht ganz einfache Aufgabe.
Los ging es mit der Fransenschildkröte Rafaello, die gewogen und vermessen werden sollte. Zuerst musste das Tier mit dem Rückenpanzer, der aussieht wie eine Baumrinde, im Wasser entdeckt werden. Tierpflegerin Marion Minde fing Rafaello schließlich mit einem Kescher, die Schildkröte hatte sich unter einer Baumwurzel versteckt. Den Rest der Prozedur ließ Raffaello gelassen über sich ergehen: 7,94 Kilogramm brachte sie auf die Waage bei einer Länge von 41 Zentimetern. Rafaello ist 50 Gramm leichter als bei der letzten Inventur. "Vielleicht hat Rafaello das Gewicht beim Schwimmen verloren“, scherzte Dr. Guido Westhoff, Leiter des Tropenaquariums.
Wie lang ist inzwischen eigentlich Anakonda-Dame Ana? Das konnte bei dieser Inventur leider nicht beantwortet werden, Ana sträubte sich vehement gegen die Versuche, sie aus dem Wasser zu holen. "Wir kennen das Verhalten schon von ihr, wenn Ana erst einmal im Wasser ist, kriegt man sie schwer raus“, sagte Guido Westhoff. Ana durfte im Wasser bleiben, stattdessen war Netzpython Marlies an der Reihe. Die 120 Kilogramm schwere Schlange wurde mit Hilfe einer Schnur vermessen, die um den Körper des Tieres gelegt wurde. Das Ergebnis: stolze 6,40 Meter. Netzpythons können bis zu acht Meter lang werden. Das vier Monate alte Schlangenbaby von Anakonda Ana war kooperativer als seine Mutter. Es ließ sich von den Tierpflegern messen und wiegen. 383 Gramm wiegt das Jungtier und ist 72 Zentimeter lang – noch ein sehr großer Unterschied zu seiner ausgewachsenen Mutter.
Im Amazonas-Flusslauf des Tropenaquariums – das größte bepflanzte Süßwasseraquarium weltweit – sollten die drei Fischarten Rotrückenskalar, Diskus-Buntbarsch und Nachtsalmer von Tierpfleger Florian Ploetz gezählt werden. Keine ganz einfache Aufgabe bei mehr als 5000 Fischen, die insgesamt in dem Becken umherschwimmen. Zum Glück gehören alle drei zu den etwas größeren Exemplaren. Das vereinfachte die Arbeit des Tierpflegers ein wenig. Mit Hilfe eines Handzählers gelang es ihm, den Bestand zu erfassen: 15 Rotrückenskalare, drei Nachtsalmer und ein Diskusbarsch. Damit hat sich seit der letzten Zählung nichts verändert.
Bei den übrigen rund 5000 kleineren Fischen wurde eine andere Methode angewendet: "Wir haben das Becken immer abschnittsweise mit einer hochauflösenden Kamera fotografiert und die Fische dann so gut es geht gezählt, um wenigstens einen groben Überblick behalten zu können“, sagte Florian Ploetz.
Abschließend stand die gefährlichste Aufgabe auf dem Programm: Die Länge des großen Geigenrochens Marina sollte ermittelt werden. Dafür mussten Westhoff und Poetz in das Hai-Atoll. In Taucheranzügen, mit "Leckerlies" und einem Zollstock ausgerüstet, ging es hinein ins kühle Nass. Von 300 größeren Fischen umgeben machten sie sich daran, Marina anzulocken. Immer wieder schnappte das Rochen-Weibchen das Fressen und schwamm schnell weg, auch an den Taucheranzügen und dem Kopf von Florian Ploetz macht sie sich zunächst zu schaffen. Am Ende gelang es, das flinke Tier zu vermessen – Marina ist 1,28 Meter lang. "Seit wir sie das letzte Mal im Februar gemessen haben, ist sie acht Zentimeter gewachsen“, sagte Guido Westhoff.
Die Bilanz: alle 14.300 Tiere haben die Inventur gut überstanden und es gab keine großen Überraschungen. Jetzt haben Marina, Marlies, Rafaello und die anderen 12 Monate Zeit, sich von der Prozedur zu erholen, denn dann heißt es wieder: Wiegen, Messen, Zählen.