Wie die Tierpfleger dafür sorgten, dass der Krokodilnachwuchs nur weiblich werden konnte. Es hat etwas mit der Temperatur zu tun.
Stellingen. Wer möchte schon ein Krokodil zu Hause haben? Niemand, da kann die Badewanne noch so groß sein. Nicht mal ein Kleines, auch wenn sie noch so süß wirken. Von denen gibt es im Tierpark Hagenbeck zurzeit zwei Stück. Gerade mal 35 Zentimeter sind sie lang, die Augen stecknadelkopfgroß, die Zähne winzig. "Aber es sind fiese, spitze, kleine Zähne", sagt Tierpflegerin Marion Minde, "und wenn die Kleinen einmal zugebissen haben, lassen sie so schnell nicht mehr los."
Ganz die Eltern eben. Dass es im Tropenaquarium junge Nilkrokodile gibt, hat Seltenheitswert. Weil die hochgefährlichen Tiere, die später bis zu sechs Meter lang und eine Tonne schwer werden, nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen zu halten sind, werden sie in Zoos selten gezeigt. Platz ist rar und Nachwuchs kaum vermittelbar. Als Nilkrokodil Mangrovia aber im Mai Eier legte und Hagenbeck vom spanischen Zuchtkoordinator die Nachricht bekam, dass weibliche Tiere gesucht werden, war die Freude groß.
Nur: Wie kann man sehen, in welchem Ei ein Mädchen liegt? Gar nicht. Bei Krokodilen entwickelt sich das Geschlecht nämlich durch die Außentemperatur. Liegen die Eier bei 29 Grad im Sand, werden daraus Mädchen. Sind es 33 Grad, entwickeln sich Jungs. Die Tierpfleger starteten das Experiment.
Sie buddelten die Eier aus dem Sand, legten sie in einen auf 29 Grad eingestellten Umluftbrüter und warteten 85 Tage lang. Mitte August bekam das erste der faustgroßen, schneeweißen Eier einen Riss, wenig später lugte eine winzige Schnauze hervor. Und siehe da: zwei Mädchen. Sie leben noch bis zum Sommer 2011 in der "Schatzkammer" zwischen Fischen und Seepferdchen, weit weg von ihren Eltern. Zwar hätte Mama Mangrovia wie in der Natur versucht, ihre Töchter zu beschützen, aber für die anderen drei Krokodile wären die Kleinen nur ein leckerer Gruß aus der Küche ...