John Lennon hätte seinen Spaß an dem Kerlchen gehabt, da der legendäre Musiker LSD generell doch nicht abgeneigt gewesen sein soll.
Stellingen. Ich sehe bunte Farben! Kringel! Blasen! Sie schweben sanft dahin - muss wohl am LSD liegen. Nicht, was Sie denken: am LSD-Mandarinfisch namens Sergeant Pepper, der wie ein fischgewordener Drogenrausch die Besucher in Hagenbecks Tropen-Aquarium in andere Sphären versetzt.
John Lennon hätte seinen Spaß an dem Kerlchen gehabt, da der legendäre Musiker LSD generell doch nicht abgeneigt gewesen sein soll. Und seine Frau Yoko hätte sich wahrscheinlich ein Kleid aus dem Muster der zu den Leierfischen zählenden Art schneidern lassen. "Er hat wirklich spektakuläre Farben und sehr witzige Punkte", sagt Florian Ploetz. Der Tierpfleger hat ein Auge auf den exotischen Fisch in der "Schatzkammer" des Tropen-Aquariums - besonders, seit Sergeant Peppers Frau Lucy gestorben ist.
Als die beiden Tiere nach Hamburg kamen, informierte sich Ploetz umgehend über die Herkunft des Namens. "Ich habe keine andere Erklärung als die auf die Droge LSD gefunden", sagt er. Mit der ja übrigens, entgegen aller Unkenrufe, die Abkürzung des Beatles-Songs "Lucy In The Sky With Diamonds" so gar nichts zu tun haben soll. Dennoch bekamen die beiden Fische hierdurch ihre Namen verpasst - auch, weil die Kostüme der Pilzköpfe auf dem Cover des "St. Pepper's Lonely Hearts Club Band"-Albums qietschbunt sind.
LSD-Mandarinfische leben in Lagunen und flachen, geschützten Korallenriffen im tropischen Westpazifik. Sie werden sechs Zentimeter lang, haben einen lang gestreckten, schuppenlosen Körper und einen merkwürdig kantigen Kopf, der in einem kleinen, zugespitzten Maul endet.
Die Riffbewohner haben sich bezüglich ihrer Nahrung auf Kleinstlebewesen spezialisiert, die sie in den oberen Bodenschichten und auf Steinen finden. Dafür haben sie sehr große Bauchflossen, die weit auseinanderstehen und die sie als Stützen nutzen können, wenn sie auf dem Boden ruhen. Ihre spezielle Nahrungsvorliebe macht Aquarianern nicht wirklich Freude: "Es macht immer Probleme, Mandarinfische an Frostfutter zu gewöhnen", sagt Ploetz. Deshalb sei es am besten, die Fische in etablierte Becken zu setzen, da diese bereits eine gute Mikrofauna entwickelt hätten, an denen sich die Tiere laben können.
Sergeant Pepper hat sich mit dem Frostfutter angefreundet. Mit vier bis fünf Zentimetern Körperlänge sei das Männchen noch nicht ausgewachsen, sagt Ploetz. Dass es ein Männchen ist, sieht man übrigens nicht an den Farben, sondern an der größeren ersten Rückenflosse. Seit Weibchen Lucy starb, lebt Seargent Pepper mit zwei Dekorschwertgrundeln, zwei Kanarien-Lippfischen und einem Zwerglippfisch in einem Aquarium. "Die tun sich untereinander überhaupt nichts - Leierfische sind generell nicht aggressiv gegenüber anderen Arten, weil sie sich auch fast nur am Boden aufhalten und damit nicht mit anderen frei schwimmenden Arten in Berührung kommen", sagt Ploetz. Zwei männliche LSD-Mandarinfische könne man jedoch nicht gemeinsam in einem Becken halten - diese bekämpften sich bis zum Tod.
Doch Hagenbeck sucht kein Männchen, sondern ein Weibchen dieser schwimmenden Prilblumen. Denn Nachzuchten seien bei den Tieren gar nicht so selten, sagt Florian Ploetz: "Sie laichen recht gut, aber die Larvenaufzucht ist schwierig, weil man dafür dann ja noch kleineres Futter braucht."
Das Team des Tropen-Aquariums würde das in Kauf nehmen, doch dazu braucht man erst einmal einen Ersatz für Lucy. Um dann auch wieder das tolle Balzverhalten der Leierfische sehen zu können: "Die Fischpaare schwimmen dabei zur Wasseroberfläche, drehen sich umeinander herum und präsentieren ihre Farben und Flossen. Wie ein fantasievoller Tanz!"
Fantasievoller Tanz hin, Drogenrausch her: LSD-Mandarinfische gehören auch nüchtern betrachtet zu den auffälligsten Fischen. Und sollte Sie jemand auf den ungewöhnlichen Namen der Tiere ansprechen, zitieren Sie doch John Lennon: "Ich schwöre bei Gott oder Mao oder bei wem auch immer Sie wollen, dass ich keine Ahnung hatte, dass man 'Lucy In The Sky With Diamonds' LSD abkürzen kann."
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