Mutter nach Tod ihres Babys noch einmal vor Gericht. Ihr Mitangeklagter ist erkrankt. Gegen ihn verhandelt, wenn sich sein Zustand stabilisiert hat.
Hamburg. Gemeinsam hatten sie die Verantwortung für das Baby, gemeinsam standen sie vor Gericht. Das war im vergangenen Jahr. Doch wenn heute vor dem Landgericht der Prozess gegen die Jessica R., Mutter der im Alter von neun Monaten gestorbenen, völlig abgemagerten Lara Mia, neu aufgerollt wird, wird der Stiefvater des Babys, Daniel C., nicht auf der Anklagebank sitzen. "Mein Mandant ist laut Amtsarzt nicht verhandlungsfähig, das Verfahren gegen ihn ist abgetrennt worden", sagte sein Verteidiger Ulf-Diehl Dreßler. Der 23-Jährige, der gerade erst Vater eines Mädchens wurde, habe vor Kurzem einen Nervenzusammenbruch erlitten und sei selbstmordgefährdet.
Im Juli 2010 hatte das Landgericht Daniel C. und Jessica R., 21, zu Jugendstrafen von neun Monaten bzw. zwei Jahren verurteilt. Beide Strafen waren zur Bewährung ausgesetzt worden. Zwar hätten sie den Tod der bereits im Februar 2009 lebensbedrohlich unterernährten Lara Mia billigend in Kauf genommen, indem sie ihr nicht genug zu essen gaben und trotz ihres immer schwächeren Zustandes keinen Kinderarzt aufsuchten, so das Landgericht damals. Vom Vorwurf des versuchten Totschlags durch Unterlassen sprach die Kammer sie jedoch frei. Das von der Staatsanwaltschaft angefochtene Urteil hob der Bundesgerichtshof im Mai 2011 auf und verwies den Fall an eine andere Strafkammer nach Hamburg zurück. "Allzu leichtfertig" hätten die Hamburger Richter angenommen, dass die Angeklagten den drohenden Tod des Mädchens nicht erkannt hätten.
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Nun wird sich Jessica R. - angesetzt sind neun Verhandlungstage - allein verantworten müssen. Gegen Daniel C. wird verhandelt, wenn sich sein Zustand stabilisiert hat.