Der Fall der kleinen Lara macht fassungslos. Das Mädchen, das nur neun Monate alt wurde und vermutlich an den Folgen einer Unterernährung starb,
Der Fall der kleinen Lara macht fassungslos. Das Mädchen, das nur neun Monate alt wurde und vermutlich an den Folgen einer Unterernährung starb, reiht sich ein in die Liste des Schreckens: Vor vier Jahren verhungerte die siebenjährige Jessica in Jenfeld, vor eineinhalb Jahren Lea-Sophie in Schwerin, 2006 wurde der kleine Kevin in Bremen zu Tode misshandelt. Die Politik nahm sich der schrecklichen Todesfälle sofort an. Die Parteien überboten sich mit Maßnahmepaketen und Schuldzuweisungen an die Behörden. Und oftmals mischten auch Angehörige der toten Kinder in dieser unseligen Debatte mit, ja traten als Kronzeugen auf. Doch wer mit dem Finger auf andere zeigt, muss wissen, dass mindestens drei Finger auf diese Ankläger zurückweisen. Natürlich kann es nicht darum gehen, nun den Behörden, Sozialarbeitern und Jugendämtern Absolution zu erteilen. In einem Land, in dem es so prekäre Familienverhältnisse gibt, muss sich der Staat kümmern, eingreifen, helfen. Doch er kann nur Reparaturbetrieb und nicht die Lösung des Problems sein.
Ganz im Gegenteil: Verantwortung lässt sich nicht delegieren; die Verantwortung liegt bei den Eltern und deren Familien, im sozialen Umfeld. Dass diese Fähigkeit zur Verantwortung augenscheinlich bei einigen nicht mehr existiert, könnte sogar die Folge einer überbordenden Sozialstaatsbürokratie sein. Der Staat hat Familien über Jahrzehnte alimentiert und sie so Schritt für Schritt entmündigt. Ganze Generationen haben geregelte Tagesabläufe und Erziehung schon als Kinder nicht mehr erfahren und scheitern als Erwachsene. Der große Rest der Gesellschaft delegiert im Sozialstaat die Verantwortung allzu gern an die zuständigen Behörden. Auch nach Laras Tod werden möglicherweise neue Sozialprogramme aufgelegt. Das mag populär sein, effektiv ist es vermutlich nicht.