Untersuchungsausschuss soll herausfinden, wie es zu den enormen Kostensteigerungen beim Bau der Elbphilharmonie kommen konnte.

Hamburg. Mehr als zwei Stunden Zeit nahmen sich die elf Abgeordneten des Elbphilharmonie-PUA, um das Objekt ihres Untersuchungsauftrags gründlich zu erkunden. Treppauf und treppab ging es von technischen Kühlräumen und der Energieversorgung durch das Parkhaus und die Lobby in den großen Konzertsaal und bis unter das Dach des Riesenbaus. Dirk Reehag, der technische Projektleiter des Baukonzerns Hochtief, erläuterte den Parlamentariern Statik und Baugeometrie, die besonderen Herausforderungen und die technischen Probleme. Bei detaillierten Nachfragen jedoch musste der Bauingenieur gelegentlich passen. „Es gibt sehr viele Einzelheiten, die niemand alle kennen kann.“

Am Ende waren die Abgeordneten leicht ermattet, aber um einige Einsichten reicher. „Einiges hatte ich mir doch anders vorgestellt“, sagte der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Peter Tschentscher von der SPD. Reehag als Hochtief-Vertreter vermied es, die immensen Kostensteigerungen in einigen Bereichen zu bewerten und beschränkte sich auf technische Erklärungen. „Unser Problem ist doch eigentlich ein ganz anderes“, monierte der CDU-Abgeordnete Hans Lafrenz. „Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass alles so viel teurer geworden ist?“

Das genau soll der Ausschuss herausfinden. Der Anteil der öffentlichen Finanzierung an der Elbphilharmonie hat sich von einstmals geplanten 114 Millionen Euro mehr als verdreifacht, wobei die endgültige Summe noch nicht feststeht. Das erste Konzert wird erst 2012 über die Bühne gehen, zwei Jahre später als einst vorgesehen. „Wir wollen das so aufarbeiten, dass eine solche Steigerung bei öffentlichen Bauprojekten in Hamburg nie wieder vorkommen kann“, hat sich Tschentscher vorgenommen. Innerhalb der kommenden zwei Wochen will der PUA die ersten Zeugen vernehmen.

+++ Die Geschichte der Elbphilharmonie +++

Der Besichtigung vorausgegangen waren kleinere Scharmützel und Querelen, die bei diesem Projekt an der Tagesordnung sind. Zunächst sagte die städtische Managementgesellschaft ReGe, die als Bauherr auftritt, ihre Teilnahme an der Veranstaltung ab. Sie hatte juristische Zweifel, weil ihre Vertreter weder als Zeugen noch als Sachverständige geladen waren. „Das ist kein gutes Zeichen“, sagte Tschentscher, der die Bedenken der ReGe als „formaljuristisch“ kritisierte. Er erwarte, dass alle Beteiligten den Untersuchungsauftrag des PUA unterstützten.

Und aus der Schweiz meldete sich über das „Handelsblatt“ zum wiederholten Mal der Stararchitekt Jacques Herzog mit Kritik an Hochtief zu Wort. Zu vielen Punkten habe er bisher weder einen verlässlichen Zeitplan noch Dokumente, die zeigten, dass Fehler vollständig behoben seien. Auf den Ausschuss wartet viel Arbeit.

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